Nordkorea trauert mit Photoshop
Aktualisiert am 29.12.2011 4 Kommentare
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Melden Sie uns sachliche oder formale Fehler.Auch die Bildagentur Keystone verbreitete das Bild am Mittwoch, zog es aber inzwischen wieder zurück, wie Tomas Kadlcik, Leiter der Redaktion, in Zürich auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Störende Gestalten entfernt
Aufgeflogen war die Manipulation, weil Fotografen von KCNA und der japanischen Agentur Kyodo von einem ähnlichen Standpunkt aus ihre Objektive auf den Trauerzug gerichtet hatten. KCNA verkaufte die Bilder dann an internationale Bildagenturen, der Kyodo-Fotograf belieferte seine Vertragspartner.
Wer diese Varianten nebeneinanderlegt, erkennt den Unterschied: KCNA liess eine Gruppe von sechs Menschen mit einer Filmkamera am linken Bildrand verschwinden, die nicht zur makellosen Symmetrie der trauernden Massen zu passen schien. Ausserdem erscheint die grosse weisse Fläche rechts makellos. Am linken unteren Bildrand fehlen zudem einige Spuren im Schnee. Das zentrale Motiv des Bildes, der Trauerzug, wurde hingegen nicht erkennbar verändert.
Kontrolle ist schwierig
«Bei ähnlichen Ereignissen in der freien Welt ist es selbstverständlich, dass es eine unabhängige Berichterstattung mit eigenen Fotografen gibt», sagte Monik Plhal, Mitglied der epa-Chefredaktion, am Donnerstag in Frankfurt. Wie andere Agenturen musste auch die European Pressphoto Agency (epa) auf das Material von KCNA zurückgreifen, weil ein eigener Fotograf nicht nach Nordkorea gelassen wurde. «Bilder aus solchen Quellen werden natürlich mit besonders kritischem Auge betrachtet», sagte Plhal. Solche Manipulationen könnten aber erst durch den direkten Vergleich mit einer nicht veränderten Aufnahme entdeckt werden.
«Direkt nachdem wir von der Manipulation erfuhren, haben wir das Bild mit einer Aufforderung an alle Kunden zurückgezogen.» Damit folgte die epa ihren journalistischen Richtlinien. Der Rückruf erfolgte am Mittwoch um 23.46 Uhr, auf den Sender gegangen war das Bild um 13.08 Uhr.
Kein Einzelfall
Es gibt in der Geschichte zahlreiche Beispiele für manipulierte Fotos. Der Sowjet-Diktator Josef Stalin etwa liess missliebig gewordene Personen aus Bildern verschwinden. In den Zeiten von Filmen und Fotopapier wurden Bilder oder Negative dafür mit scharfen Klingen zerschnitten und neu zusammengesetzt. Feine Pinselstriche ergänzten Lücken.
Digitale Fotos lassen sich mit weit verbreiteten Programmen verändern. Das KCNA-Bild zeigt bei starker Vergrösserung noch einige Flecken an jener Stelle, an der die entfernten Personen standen – feine Spuren der Manipulation. (rub/sda/)
Erstellt: 29.12.2011, 23:43 Uhr
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