Unsere "Freunde" sorgen mit falschen Gerüchten für Ungemach … Klartext!
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4220 (07.00 Uhr), nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4124 im asiatischen Markt markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.00, während EUR-CHF bei 1.0340 oszilliert.Offensichtlich forderte die gestrige zunächst freundliche "Performance" der Aktienmärkte unsere "Freunde" aus London aus dem Sektor der Hedge Funds, aber auch der Bankenaristokratie (Vernetzung, aller Wahrscheinlichkeit nur vermeintliche "Chinese Walls") so sehr heraus, dass sie sich veranlasst sahen zu den spitzen Waffen der "falschen Gerüchte" zu greifen, um ihre Positionen zu verteidigen.
Dabei darf dann auch gerne mal ein gallischer Hahn geopfert werden. Elitäre und partikulare Finanzinteressen dominieren derzeit saubere fundamentale Analyse. Dieses oben angesprochene Klientel ließ verbreiten, dass Frankreich in Kürze sein AAA-Rating verlieren würde.
Die Tatsache, dass Moody’s innerhalb kürzester Zeit eine Herabstufung Frankreichs dementierte und auch betonte, dass der Ausblick stabil sei, konnte den hervorgerufenen Schaden nicht gutmachen. So wirken sich halt Gerüchte aus, die Psychologie an den Märkten wird vergiftet.
Was hier vor sich geht, ist eine Politik der Nadelstiche mit dem Ziel der Erosion der französischen Position. In den vergangenen 18 Monaten wurde auch so bei anderen europäischen Ländern vorgegangen.
Es ist wie ein Skript oder wie ein taktischer Plan. Mit jedem Angriff erodiert die Position Frankreichs oder des angegriffenen Landes zunächst nur ein wenig. Die Refikosten erhöhen sich in geringen Schritten, aber schlussendlich latent. Dann wird am Ende die Höhe der gestiegenen Refikosten zum tragenden Argument einer aggressiveren Gangart an den Finanzmärkten.
An die Politik gilt der Zuruf: Wehret den Anfängen!“
Damit war aber nicht genug. Aus London wurde gestern auch lanciert, dass französische Banken wegen massivster Probleme Staatshilfe benötigten. Auch das wurde kurzfristig dementiert. Der Vorstandsvorsitzende der angegriffenen SocGen Frederic Oudea hat sich in ungewöhnlich scharfem Ton gegen Spekulationen verwahrt, dass das Institut in finanziellen Schwierigkeiten sei. Entsprechende Gerüchte seinen "absoluter Müll"! Die SocGen hatte zuvor bereits die Börsenaufsicht AMF um Hilfe bei der Klärung der Marktgerüchte gebeten. Dennoch verlor der Aktienkurs am Ende knapp 15%. Auch hier war und ist der Schaden erheblich!
Schlussendlich wurden gestern zwei Nadelstiche ohne sachliche Grundlage gesetzt. Es liegt an den Eliten der Eurozone, Sachverhalte zu erkennen und angemessen politisch zu reagieren.
Wir empfehlen dem kontinentaleuropäischen Finanzestablishment als auch der Politik, diese Angriffe ernst zu nehmen. Es ist mit aller Kraft daran zu arbeiten, unseriösen "Playern" am Markt das Handwerk zu legen (Aufsichtsbehörden) und vor allen Dingen, das "Spiel" zu durchschauen und angemessene Maßnahmen zu treffen, die umfänglich sind. Das Anschauungsmaterial der letzten 18 Monate ist aussagekräftig genug.
Wenn die unregulierte Finanzbranche und ihre Finanzgeber, die mit hoher "Feuerkraft" ausgestattet sind, auch noch das Recht erhalten, mit Intrigen und Falschinformationen ohne Konsequenzen ganze Staaten und Institutionen anzugreifen, ohne das entscheidende Gegenwehr etabliert wird, ist übrigens mehr als eine Schlacht verloren.
Nachdem gestern sportlich positive chinesische Wirtschaftsdaten ignoriert wurden, wird heute voraussichtlich der positive japanische Datensatz sportlich übergangen. "Machinery Orders" verzeichneten per Juni im Monatsvergleich eine Zunahme um +7,7% (Prognose +1,8%) und im Jahresvergleich um +17,9% (Prognose +11,4%) nach zuvor +10,5%.
Den Daten der chinesischen Handelsbilanz per Juli (Zeitnähe), die gleichfalls positive Akzente bezüglich Exporten und Importen setzte (Ausdruck des Zustands der Weltwirtschaft), wird wohl auch ausgeblendet. Chinas Exporte legten per Juli im Jahresvergleich um 20,4% zu (Prognose 17,4%) und markierten damit einen historischen Höchstwert. Importe nahmen um 22,9% (Prognose 22,2%) zu.
Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen aus den USA zu:
Das "Federal Budget Deficit" stellte sich per Juli auf -129,4 Mrd. USD nach -43,1 Mrd. USD per Juni. Die Prognose lag bei -135,0 Mrd. USD. Im Juli 2010 lag das Defizit bei -165 Mrd. USD. Die Steuereinnahmen sprudeln etwas besser. In den ersten 10 Monaten des laufenden Fiskaljahres stellt sich die Neuverschuldung auf 1.100 Mrd. USD. Im Vorjahr war zu dem identischen Zeitpunkt ein Defizit in Höhe von 1.169 Mrd. USD aufgelaufen. Diese Reduktion ist keiner Reformpolitik geschuldet, sondern ist Ausdruck unter anderem der erhöhten Profitabilität der Unternehmen und leicht zunehmender Beschäftigung.
Die Lagerbestände im US-Großhandel per Berichtsmonat Juni legten um 0,6% nach zuvor 1,7% (revidiert von 1,8%) zu. Die Prognose lag bei 1,0%. Der Absatz erhöhte sich gleichfalls um 0,6%. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz lag unverändert weiter bei 1,2 Monatsumsätzen.
Der Lageraufbau setzt sich fort. Diese Tendenz ist unseres Erachtens nicht Ausdruck zu hoher Lagerbestände, sondern tendenziell Ausdruck eines engen Lagerbestands.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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