Mittwoch, 1. August 2012

MW: Brief aus dem Jahr 1975 belegt Goldpreis Manipulation

 Metallwoche:
 Brief aus dem Jahr 1975 belegt Goldpreis Manipulation

Die Echtheit des Memorandums ist inzwischen einwandfrei bestätigt. Der genaue Aufbewahrungsort des Memorandums in den Beständen der Ford Presidential Library lautet:
White House Central Files, FI – Finance, FI 9 Monetary Systems, Box 23, Folder FI 9 1/16/75 – 6/30/75.


Beglaubigte Gesamtübersetzung des Memorandums von Arthur Burns anno Domini 1975, die Lars Schall bereits im Juni 2012 erstmalig veröffentlichte:
CHAIRMAN OF THE BOARD OF GOVERNORS
FEDERAL RESERVE SYSTEM (Vorsitzender der US-Notenbank)
WASHINGTON, D. C. 20551
3. Juni 1975
Streng geheim (FR)
MEMORANDUM FÜR DEN PRÄSIDENTEN
VON:     Arthur F. Burns
In Vorbereitung auf die Tagung des Interimsausschusses des Internationalen Währungsfonds am 10. und 11. Juni konnten Finanzministerium und US-Bundesbank mit einer einzigen Ausnahme in allen Punkten eine Einigung erzielen. Dieser Punkt aber ist von fundamentaler Bedeutung. Die Art und Weise wie dieses Problem gelöst werden wird, könnte sich prägend auf die weltweite Finanzpolitik auswirken und deshalb auch unsere wirtschaftlichen und politischen Interessen über die nächste Generation beeinflussen.
Generell stellt sich die Frage, ob Staaten die Freiheit haben sollen, ungehindert und zu Marktpreisen Gold von anderen Staaten oder auf dem Goldmarkt zu kaufen (Marktpreise lagen in letzter Zeit in einem Bereich von $ 160 bis $ 175 pro Feinunze; der offizielle Preis liegt bei $ 42,22 pro Feinunze). Das Finanzministerium ist bereit, den Staaten diese Freiheit weitgehend zuzugestehen. Die US-Notenbank ("FED") hat sich aber dagegen ausgesprochen.
Ganz konkret steht die Frage im Raum, ob einzelnen Regierungen erlaubt werden soll, ihre Goldreserve über eine bestimmte Obergrenze hinaus anzuheben (z. B. die tatsächlichen Bestände zum 1. Mai 1975). Das Finanzministerium ist bereit, sich die energisch vertretene Position der Französischen Regierung, dass es keine Obergrenze für die Goldreserven einzelner Staaten geben dürfe, zu Eigen zu machen. Die US-Notenbank ist der Auffassung, dass Obergrenzen für einzelne Staaten unabdingbar sind, und dass die Vereinigten Staaten keine neuen internationalen Vereinbarungen in Bezug auf den Goldmarkt eingehen sollten, es sei denn derartige Obergrenzen wären Teil dieser Vereinbarungen.
In dem Kommuniqué des Interimsausschusses des Internationalen Währungsfonds vom Januar 1975, einem auf internationaler Ebene vereinbarten Dokument, wird erklärt, dass die Freiheit der nationalen Notenbanken Goldgeschäfte zu tätigen “letztendlich zu einer schrittweisen Verminderung der Bedeutung des Golds im internationalen Finanzsystem führen solle”. Die von der US-Notenbank befürwortete Begrenzung der Goldreserven der einzelnen Staaten würde zu diesem Ziel beitragen. Die Position des Finanzministeriums auf der anderen Seite könnten in der Öffentlichkeit als Rückzug aus der im Januar getroffenen Vereinbarung interpretiert werden.
Der Standpunkt der US-Notenbank hinsichtlich der Goldproblematik hat vier grundsätzliche Aspekte:
Erstens gibt es momentan keine dringenden praktischen Probleme, welche ein verfrühtes Tätigwerden in dieser Angelegenheit nötig erscheinen ließe. Es stehen beträchtliche Mittel zur Kreditaufnahme zur Verfügung, mit denen Staaten notfalls ihre Zahlungsbilanzdefizite ausgleiche können. Staaten, die ihre Goldreserven angreifen müssen, können entweder einen Teil des Golds auf dem freien Markt verkaufen oder es als Sicherheit für Kredite nutzen. Daher gibt es keinen wirtschaftlichen Grund zur Sorge, wenn die Lösung der noch strittigen Fragen hinsichtlich des Goldmarkts einstweilen zurückgestellt wird.
Zweitens konnte auf internationaler Ebene bisher noch kein echter Konsens in Bezug auf eine wünschenswerte Form des zukünftigen internationalen Währungssystems gefunden werden. Die Goldproblematik kann aber nicht isoliert betrachtet und unabhängig von anderen wichtigen Aspekten der Umgestaltung des internationalen Währungssystems gelöst werden. Ein Vorpreschen beim Gold in Abwesenheit eines solchen Konsenses könnte aber in ungewollter Weise die Form des zukünftigen internationalen Währungssystems prägen.
Drittens könnte eine vorzeitige Beseitigung der momentan geltenden Beschränkungen für zwischenstaatliche Goldgeschäfte und für Transaktionen der Staaten auf dem Goldmarkt Kräfte freisetzen und Maßnahmen heraufbeschwören, welche letztlich zu einer erneuten Zunahme der relativen Bedeutung von Gold im internationalen Währungssystem führen könnte. In der Tat gibt es Gründe zu der Annahme, dass die Franzosen mit Unterstützung von ein oder zwei kleineren anderen Ländern genau dies anstreben.
Länder wie Frankreich, die sich gegen eine Begrenzung ihrer Goldreserven ausgesprochen haben, wollen zweifellos über die Freiheit verfügen, auf dem freien Markt Gold zu kaufen, um so den Goldpreis zu stützen.
Unter Notenbankern ist es ein offenes Geheimnis, dass Frankreich gemeinsam mit einigen anderen Ländern eine zukünftige Stabilisierung des Markpreises in einem bestimmten Preiskorridor anstrebt. Meines Erachtens besteht deshalb die große Gefahr, dass die vom Finanzministerium vertretene Position ungewollt einer Zunahme der relativen Bedeutung des Goldes im internationalen Währungssystem Vorschub leisten würde oder zumindest zulassen würde.
Viertens könnte ein größerer Handlungsspielraum der einzelnen Staaten in Bezug auf Goldgeschäft am freien Markt und zu Marktpreisen schnell zu einem Scheitern aller Bemühungen um eine Kontrolle der weltweiten Liquidität führen. Zum Beispiel könnten derartige Freiheiten die Regierungen dazu verleiten, ihre Goldreserven zu Goldmarktpreisen neu zu bewerten (Frankreich hat dies bereits getan). Dies wiederum könnte den Nennwert der staatlichen Goldreserven um bis zu $ 150.000.000.000 anheben. Die Schaffung von Liquidität in einer derart außergewöhnlichen Größenordnung würde unsere Bemühungen und die anderer umsichtig handelnder Nationen, die Inflation im Zaum zu halten, ernsthaft gefährden oder vielleicht sogar ganz vereiteln. Dies ist ein Anlass zu großer Sorge für Mr. Witteveen, Vorsitzender des IWF, und für viele andere Finanzfachleute.
Während sich unsere Goldpolitik weiterentwickelte, empfahl die US-Notenbank, keine starren Positionen zu vertreten.
Ich bin dem französischen Standpunkt weit entgegengekommen:
Erstens habe ich gegen meine Überzeugung einer teilweisen Rückgabe der Goldreserven des  Internationalen Währungsfonds an die Mitgliedsländer zugestimmt; dies war von Frankreich mit Nachdruck gefordert worden. Dies würde die Goldreserven Frankreichs und anderer Länder anwachsen lassen und gleichzeitig aber den IWF selbst schwächen.
Zweitens habe ich dahingehend ein erhebliches Zugeständnis gemacht, dass Staaten von anderen Staaten Goldbestände ungeachtet der jeweils für diese Staaten geltenden Obergrenzen kaufen dürfen, sofern der verkaufende Staat seine Goldreserven mobilisiert, um einen finanzielle Notlage zu überbrücken; weiterhin sollte ein Staat, der mit dem Goldverkauf eine Notlage überbrücken musste, die gleichen Mengen auch ohne das Vorliegen einer Notfallregelung von einem anderen Staat zurückkaufen dürfen.
Drittens habe ich, um dem Standpunkt Frankreichs noch weiter entgegen zu kommen, vorgeschlagen, eine gewisse Anhebung der Obergrenzen der Goldreserven einzelner Staaten vorzunehmen (z. B. von 100 Prozent auf 105 Prozent der gegenwärtigen Reserven zum 1. Mai 1975).
Tatsächlich war ich sogar bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen. Ich habe mich mit Henry Kissinger beraten, ob es eine politische Gegenleistung gäbe, die wir von den Franzosen im Gegenzug für unsere Zustimmung zu deren Position in Sachen Gold verlangen könnten. Henry sagte mir jedoch, dass es momentan nichts dergleichen gebe. Eine Lösung der Goldfrage in ihrem Sinne ist den Franzosen sehr wichtig, und sie wären höchstwahrscheinlich bereit, erhebliche Gegenleistungen zu erbringen, um ihren Standpunkt durchzusetzen. Wenn wir uns dem Standpunkt Frankreichs in Bezug auf Gold anschließen, sollten wir wenigstens alle verfügbaren Verhandlungsspielräume nutzen, um für uns wichtige politische Zugeständnisse zu erlangen.
Wenn die Vereinigten Staaten einen Standpunkt einnehmen würden, mit dem die Franzosen im Rahmen der aktuellen internationalen Verhandlungen nicht zufrieden sein könnten, stellt sich die Frage, ob dies negative wirtschaftliche oder politische Konsequenzen nach sich ziehen würde? Ich möchte dies aus zweierlei Gründen bezweifeln. Erstens ist es unwahrscheinlich, dass sich einige andere europäische Staaten (besonders wichtig die Deutschen und die Briten) an einem Alleingang mit Frankreich in punkto Gold beteiligen würden. Ich habe eine Geheimvereinbarung mit der Deutschen Bundesbank getroffen, auch Herr ("Helmut") Schmidt hat dieser Vereinbarung zugestimmt,  dass Deutschland weder am freien Markt noch von anderen Staaten Gold zu einem Preis über dem offiziellen Preis von $42,22 pro Feinunze kaufen wird. Zweitens gibt es nach meiner Einschätzung eine recht gute Chance auf “erfolgreiche” Verhandlungen nächste Woche in Paris, selbst wenn es sich als unmöglich herausstellen sollte, eine französische Zustimmung zu Obergrenzen für die Goldreserven einzelner Staaten und zu anderen Aspekten der US-amerikanischen Position in punkto Gold zu erhalten. Der politische Druck, eine Einigung über Erhöhungen der IWF-Quoten zu erreichen ist groß.Ein Paket, welches diese Quoten erhöht und einige andere relativ unstrittige Themen behandelt, aber keine Einigung in Bezug auf Gold beinhaltet, scheint machbar und könnte ein für die Vereinigten Staaten akzeptables Ergebnis darstellen.
Alles in allem bin ich davon überzeugt, dass es momentan für uns am besten wäre, allen Regelungen Widerstand entgegenzusetzen, welche den Zentralbanken und Regierungen breiten Spielraum lassen würden, Gold zu Marktpreisen zu erwerben. Soweit ich das beurteilen kann wird diese Position auch von Japan, Großbritannien, einigen anderen entwickelten Ländern und von den meisten, wenn nicht allen, Entwicklungsländern vertreten. Diese Position erfreut sich auch im eigenen Land starker Unterstützung durch diejenigen Teile der Finanzwelt und des universitären Bereiches, die für diese Fragen zugänglich sind. Scharfe Kritik seitens der bekanntesten und einflussreichsten Finanzexperten würde unweigerlich folgen, wenn sich das Finanzministerium mit der aktuellen Position durchsetzen würde.
Schließlich muss ich darauf hinweisen, dass der Standpunkt des Finanzministeriums in Fragen der Goldpolitik auch bei den Anhörungen vor dem Kongress zur Sprache gebracht werden müsste, wenn die Änderungen der IWF-Vereinbarung zur Verabschiedung anstehen. Meines Erachtens wird Mr. Reuss, der in Fragen dieser Art gern als Leitfigur auftritt, die Position des Finanzministeriums öffentlich verurteilen, sobald er erkannt hat, worum es dabei geht. Dies ist ein weiterer Grund, warum Sie die Goldproblematik sorgfältig abwägen sollten.
Verteiler:
Secretary Simon
Secretary Kissinger
Mr. Greenspan
Mr. Lynn
Mr. Seidman
zurück zur Hauptseite
Nachtrag von Peter Boehringer
Zur Ergänzung und zur Vorbeugung von Nachfragen von Geldhistorikern: 
Zwei fiktive und seit 1967 nicht mehr erfüllten Annahmen:
a) Deutschland hätte weiterhin einen gewissen Prozentsatz seiner (seit den 1950er Jahren stetig steigenden) Devisen- / Dollarerlöse aus Exportgeschäften für Goldkäufe aufwenden müssen. Nur mal eine Größenordnung: 2010 hatte D in nur diesem einen Jahr einen positiven ZB-Saldo (weitgehend -aber nicht ausschließlich- aus Exportüberschüssen stammend) von 200 Mrd Dollar! 2011 zwar sinkend aber noch immer 150 Mrd Dollar oder fast 3500 Tonnen Gold).
b) Die Exporteure hätten Teile ihrer Dollarerlöse bei der BuBa zum Wechsel gegen EUR einreichen müssen und die BuBa hätte diese wiederum zum Goldkauf genutzt, was unter dem indirekten Goldstandard von Bretton-Woods ja bekanntermaßen regelmäßig geschah und völlig normal war, denn “der Dollar war so gut wie Gold” (…). Seit Blessing / 1967 geschah das aber nicht mehr http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2011/01/29/bo-blessings-for-blessing-der-b-brief-er – und seit 1971/74 ist der Bretton-Woods-”Gold”-Standard ja eh Geschichte.
=> Es geht um eine Illustration dessen, was eine wirklich unabhängige, intelligente und souveräne BuBa-Führung seit 1967 NICHT mehr getan hat. Aber besser getan HÄTTE, statt inzwischen 30+ Mrd EUR pro Monat an Target2-Schrott aufzuhäufen (700 Tonnen Gold pro Monat, die wir leider NICHT kaufen)… !! Alleine die (natürlich nur höchst theoretisch mögliche) Umwandlung unserer Target-Forderungen gegen Gold erbrächte PRO JAHR derzeit über 8000 Tonnen Gold – oder einmal den gesamten US-Staatsschatz! Oder 100g / 3 Unzen / 5000 EUR pro Bundesbürger! Target2 alleine – es gibt noch x weitere EUR-Transfer-Töpfe.
=> Vielleicht verdeutlichen diese Zahlen ein wenig
a) die Dimension des EUR-Wahnsinns und
b) die ggü. den ständig geschöpften Kreditmengen lächerlichen Tonnagen an Gold-Neuförderung p.a. (derzeit 2800 Tonnen)