Montag, 27. Dezember 2010

Haaretz: Nixon: bThe Jews are just a very aggressive

Kissinger apologizes for saying it's no U.S. concern if U.S.S.R sent Jews to gas chambers

In new opinion piece, the former U.S. Secretary of State argues that his comment was taken out of context.

By Shlomo Shamir


Former U.S. Secretary of State Henry Kissinger has apologized for telling the President Richard Nixon in a 1973 conversation that it wouldn’t be an American concern if the U.S.S.R. sent its Jews to the gas chambers.

Kissinger made the apology in a Washington Post opinion piece which appears on its website and is dated December 26, 2010.

Nixon had met with then Prime Minister Golda Meir, a meeting at which the issue of the oppression of Soviet Jewry had apparently been raised. Kissinger said in a subsequent conversation with Nixon, "The emigration of Jews from the Soviet Union is not an objective of American foreign policy. And if they put Jews into gas chambers in the Soviet Union, it is not an American concern. Maybe a humanitarian concern."

"References to gas chambers have no place in political discourse, and I am sorry I made that remark 37 years ago," Kissinger writes in his piece

Kissinger argues in his opinion piece that his comment was largely taken out of context, while emphasizing that the Nixon administration had worked at helping Jewish emigration from the Soviet Union.

"It was addressed to a president who had committed himself to that issue and had never used it for political purpose to preserve its humanitarian framework," Kissinger writes about the said comment.

"For someone who lost in the Holocaust many members of my immediate family and a large proportion of those with whom I grew up, it is hurtful to see an out-of-context remark being taken so contrary to its intentions and to my convictions, which were profoundly shaped by these events," Kissinger writes.

During the recorded conversation, Nixon can also be heard making many other disparaging comments about Jews on the recording, from telling his secretary "I don't want any Jew at that dinner who didn't support us in that campaign" - referring to the state dinner held for the Israeli prime minister - to stating that "The Jews are just a very aggressive and abrasive and obnoxious personality."

Many Jews spoke out against the remarks when they were published, including Anti-Defamation League Director Abraham Foxman.

"I think what Kissinger said is horrendous, offensive, painful, but also I'm not willing to judge him," Foxman said. "The atmosphere in the Nixon White House was one of bigotry, prejudice, anti-Semitism, the intimidation of the anti-Semitism, the stories, the bigotry."

"Here is the irony, here's President Nixon, who came to the defense of Israel, who intervened time and time again to protect Israel," added Foxman. "He understood that Israel is part of America's national security interests and yet he was bigoted against Jews, he was a bigot, he was an anti-Semite. And so when Kissinger, in that type of intimidating atmosphere, I'm not ready to judge. I'm sure he wishes he hadn't said it."

Donnerstag, 16. Dezember 2010

HB: IWF gibt Irland 22,5Mrd. Euro Kredit

HB WASHINGTON. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährt Irland wie erwartet einen Milliardenkredit. Der Exekutivrat habe am Donnerstag entschieden, dem krisengeschüttelten Land mit 22,5 Milliarden Euro unter die Arme zu greifen, teilte der IWF am Donnerstag mit. Die Summe ist Teil eines Paketes internationaler Finanzhilfen in einer Gesamthöhe von 85 Milliarden Euro. Einen Großteil der Summe tragen die Euroländer. Der Kredit habe eine Laufzeit von drei Jahren.

Das angeschlagene Irland war Ende November unter den Rettungsschirm der EU und des IWF geschlüpft. Am Mittwoch hatte auch das irische Parlament zugestimmt, die Hilfen anzunehmen. Im Gegenzug erklärte sich das Land zu einem strikten Sparkurs bereit.

„Die irischen Behörden haben ein ambitioniertes Programm geschaffen, um die ökonomische Krise zu zu meistern“, sagte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn. Die finanzielle Hilfe werde der irischen Regierung dabei helfen, das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen sowie das Wachstum und den Aufbau von Arbeitsplätzen zu fördern. 5,8 Milliarden Euro stünden Irland sofort zur Verfügung, ein Zeitplan für die Auszahlung weiterer Tranchen wurde nicht genannt.

Irland wurde von der internationalen Finanzkrise besonders schwer getroffen. Der Staat musste notleidenden Banken mit Milliardenspritzen und Staatsgarantien helfen, was zu einer immensen Staatsverschuldung führte und Risikoaufschläge für irische Staatsanleihen immer weiter wachsen ließ.

Der Krisenfonds von EU, Euro-Ländern und dem IWF für notleidende Länder umfasst insgesamt 750 Milliarden Euro. Für den Notfallkredit muss Irland nun einen Durchschnittszins von 5,83 Prozent zahlen. Der Opposition in Dublin ist dies viel zu hoch - sie lehnt die Annahme der Hilfen ab.

HB: Was Schulen lehren, fällt hinter der Realität zurück

Was Schulen lehren, fällt hinter der Realität zurück“

Gerd Gigerenzer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin, hatte die Idee für den ersten Indikator, der das minimale ökonomische Wissen erhebt. Der Psychologie-Professor hatte bereits einen Indikator für das minimale medizinische Wissen erarbeitet und stieß bei seiner Erhebung ebenfalls auf große Wissensdefizite.

Handelsblatt: Herr Prof. Gigerenzer, welches Ergebnis hat Sie am meisten überrascht?

Gerd Gigerenzer: Ich bin erstaunt darüber, dass herkömmliche Bildung kaum Einfluss auf das Wirtschaftswissen hat. Das zeigt der Vergleich unserer Daten mit den Pisa-Ergebnissen der Bundesländer. Selbst Personen, die in der Schule Wirtschaftskurse besucht haben, schneiden nur minimal besser ab als andere.

Wie erklären Sie sich, dass die Deutschen so wenig über Wirtschaft wissen?

Das, was in unseren Schulen gelehrt wird, fällt hinter der Realität und dem technischen Fortschritt weit zurück. Wir müssen die jungen Leute aber fit für die Zukunft machen, eben mit minimalem Wissen über Ökonomie, aber auch über Gesundheit. Und in diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, über Unsicherheit zu sprechen. In der Mathematik, welche an den Schulen gelehrt wird, sind alle Ergebnisse eindeutig und sicher, das ist für ein erstes Verständnis auch richtig und wichtig. Aber danach müssen wir auch vermitteln, wie wir mit Risiken und Wahrscheinlichkeiten umgehen.

Was wollen Sie ändern?

Wir müssen Politiker und Bürger aufrütteln. Wir wollen die Bildung der Bürger zum Thema machen. Wenn man mündige Bürger haben will, muss man was tun. Die kommen nicht von selbst. Nur wer die Welt mit ihren Risiken versteht, kann verantwortlich handeln. Und da hapert es einfach.

Fehlt es denn am politischen Willen oder am Interesse der Bürger?

Beides. Wir müssen die Politiker überzeugen, dass es sich lohnt, in lebenswirkliche Bildung der Bürger zu investieren, und die Bürger davon, dass sie das kleine Einmaleins der Ökonomie wirklich davor schützt, von Bankern, Versicherungen oder Marketingexperten hinters Licht geführt zu werden und dabei viel Geld zu verlieren. Aber auch die Medien sollten mehr darüber berichten, wie Verbraucher in die Irre geführt werden, und weniger darüber, wie die neueste Prognose irgendeines Instituts aussieht, die ohnehin nur von sehr begrenzter Aussagekraft ist.

Verlassen sich die Deutschen zu sehr auf Berater?

Das ist kein deutsches Phänomen. Aber das sich immer mehr verbreitende Phänomen des defensiven Entscheidens beunruhigt mich, und es schadet allen.

Können Sie das genauer erklären?

Egal ob Ärzte, Politiker oder Manager – sie wissen oft, dass A die richtige Lösung für ein Problem ist. Ist A aber riskant oder intuitiv, also nicht mit Fakten zu begründen, empfehlen sie ihren Patienten, Bürgern oder Kunden lieber eine durch Daten oder Prognosen abgesicherte Lösung B. Selbst wenn sie wissen, dass die B zugrunde liegenden Daten oder Prognosen nichts taugen, wollen und können sie sich dahinter verstecken.

Wie oft entscheiden denn Manager defensiv?

In mehreren internen Unternehmensstudien und auch bei Umfragen unter Ärzten haben wir herausgefunden, dass gut ein Drittel der Entscheidungen eine defensive Komponente enthält. In Familienunternehmen wird im Übrigen deutlich weniger defensiv entschieden.

Woran liegt das? Weil dort mit eigenem Geld gewirtschaftet wird?

Ja, auch. In jedem Fall ist dort die Angst vor Bauchentscheidungen weit weniger verbreitet. Unternehmerische Erfahrung und Intuition sind ja mindestens genauso wichtig wie statistische Fakten. Der Respekt für Erfahrung, aber auch für das Lernen aus Fehlern ist in Familienunternehmen mehr kultiviert worden. Wer Fehler macht, fliegt in diesen Unternehmen nicht gleich raus, und man muss nicht unnötig Geld und Zeit in Beratungsunternehmen investieren, um sich persönlich abzusichern, falls einmal etwas schiefgeht.

Was können wir daraus lernen?

Gutgläubigkeit ist der Versuch, Verantwortung abzugeben. Wer dagegen eine selbst informierte Entscheidung treffen will, braucht auch Mut, zum Beispiel eben nicht auf den Bankberater zu hören, weil dieser eigene Interessen hat. Dafür braucht man kein Wirtschaftsstudium, sondern nur einige Grundkenntnisse, wie Wirtschaft funktioniert.

Herr Prof. Gigerenzer, herzlichen Dank für das Gespräch.

Samstag, 11. Dezember 2010

PAZ: Euro-Befürworter setzen auf Angst

Euro-Befürworter setzen auf Angst

Exporteinbruch, Flüchtlingsströme, sogar Krieg: Was nach dem Scheitern der Einheitswährung drohen soll
Euro oder Tod: Auch Kanzlerin Merkel tut so, als wenn das Ende des Euro zugleich das Ende des Friedens in Europa bedeuten würde. Bild:alimdi.net

Die Opfer, welche die Deutschen für den Erhalt des Euro bringen sollen, werden immer unübersehbarer. Also erhöht man den psychologischen Druck auf sie.

Unter dem Eindruck wachsender Nervosität wegen der Zukunft des Euro verstärken sich die Stimmen, die vor Spekulationen auf ein Auseinanderbrechen der Gemeinschaftswährung warnen. Unter den Warnern sind nicht bloß Politiker und Notenbanker, die sich quasi von Amts wegen vor die Einheitswährung stellen. Auch Wissenschaftler zeichnen düstere Zukunftsvisionen für den Fall eines „Euro-Crashs“. Sie verweisen Forderungen nach einer neuen Währungsstruktur anstelle des Euro ins Reich von gefährlicher Träumerei und verantwortungslosem Populismus.
Besonders drastisch äußerte sich der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. Er attackierte dabei besonders den früheren Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel. Henkel propagiert die Teilung des Währungsraums in einen harten Nord- und einen weichen Süd-Euro. In einem Beitrag für die „Welt“ nennt Straubhaar Henkels Vorschlag „absurd“.
Der Schweizer Straubhaar argumentiert auf drei Schienen: Zunächst hebt er hervor, dass die vertraglichen Vereinbarungen zur Währungsunion den Ausschluss eines Landes verböten. Zudem wären, selbst wenn dies ginge, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen für die dann (wieder) mit schwacher Währung ausgestatteten Südländer verheerend. Darunter würde auch Deutschland schwer zu leiden haben: Der HWWI-Chef malt Ströme von Armutsflüchtlingen, die aus einem verarmenden Südeuropa nach Deutschland drängen würden, und den Einbruch des deutschen Exports in diese Länder an die Wand.
Straubhaar räumt indes ein, dass es „aus heutiger Sicht“ einfacher für Deutschland wäre, wenn es die Euro-Einführung nie gegeben hätte. „Aber die Geschichte wollte es anders“, so der Wirtschaftsweise. Der von Frankreich als Preis für die Zustimmung zur deutschen Einheit aufgedrängte Euro sei eine Realität. „Deshalb kann es nachhaltige Lösungen nur mit ihm und nicht ohne ihn geben.“
Kanzlerin Angela Merkel geht noch weiter und stilisiert den Erhalt des Euro zur Frage von Krieg und Frieden. Sie folgt damit dem Agrumentationsmuster, das schon für die Euro-Befürworter der 90er Jahre kennzeichnend war. Die euroskeptischen Deutschen fürchten schließlich nichts so sehr wie einen weiteren europäischen Krieg.
Einen europäischen Konflikt prophezeiten aber interessanterweise auch strikte Euro-Gegner. Sie sagten eine Welle von Hass unter den Völkern, ausgelöst vom Euro, voraus. Von den Unruhen in Griechenland und anderswo sehen sie sich heute bestätigt.
Straubhaar räumt indes ein, dass wenn auch ein Ausschluss von Euro-Ländern vertraglich nicht möglich sei, so doch die Möglichkeit besteht, dass ein Land (oder eine Gruppe von Ländern) die Währung freiwillig verlässt. Beispielsweise könnte ein Staat wie Griechenland zu dem Schluss gelangen, dass seine Volkswirtschaft auch nach allen Sanierungsmaßnahmen außerstande sein würde, den Stabilitätsanforderungen einer Einheitswährung mit Ländern wie Deutschland, Österreich oder den Niederlanden nachzukommen.
Zwar würde Griechenland seine neue Währung dann rasch abwerten und so die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zügig verbessern: Die Waren „made in Greece“ fielen im Preis, Urlaub in Hellas würde günstiger und attraktiver. Andererseits, und darauf spielt der HWWI-Chef an: Athens Altschulden blieben durchweg in Euro bestehen. Wer Kredite in Euro (oder einer anderen Währung) aufnimmt, kann diese nicht eigenmächtig in eine andere Valuta überführen.
Als Ausweg bliebe das, was Ökonomen feinsinnig als „Umstrukturierung der Schulden“ bezeichnen, also: die Planinsolvenz. Viele verstehen darunter die Staatspleite mit dem Ausfall aller Kredite. Doch diese Sicht ist viel zu grob, letztlich sogar falsch. Denn tatsächlich bieten sich hier verschiedenste Maßnahmen, um die Schuldenlast Griechenlands in Euro zu reduzieren.
Da wäre zunächst die Stundung von Zinsen. Entscheidend für die Wirkung einer Schuldenlast ist (wie bei Privatleuten auch) nicht die absolute Höhe der Schulden, sondern die Kosten, die sie verursachen. Ließen sich die Gläubiger auf eine Stundung oder Reduzierung der Zinsen ein, würde diese Last vermindert.
Auch könnten die Rückzahlungstermine verschoben werden. Damit verringert sich die Last der „Refinanzierung“. Sie wird fällig, wenn alte Anleihen auslaufen und ausgezahlt werden müssen. Da die Staaten das Geld nicht haben, müssen sie dafür neue Anleihen ausgeben. Bei Ländern, deren Zahlungsfähigkeit im Zweifel steht, steigen die Zinsen (wie derzeit bei vielen Euro-Ländern) an, die Schulden werden „teurer“.
Sollte dies nicht reichen, bleibt der in den Medien immer öfter ins Spiel gebrachte „hair cut“, zu deutsch Haarschnitt: Ein Teil der Schulden wird erlassen. Wie bei den Stundungen lassen sich Gläubiger auf einen Teil-erlass ein, wenn sie fürchten müssen, sonst ginge der Schuldner gänzlich pleite und alles Geld wäre weg. Angesichts der verzweifelten Lage etlicher früherer Weichwährungsländer erscheint ein Austritt aus dem Euro in Verbindung mit dem „hair cut“ durchaus gangbar. Straubhaars Befürchtungen
müssten sich in diesem Fall nicht erfüllen.
Für die deutschen Exporte, um die Straubhaar sich zudem sorgt, nimmt die Bedeutung der Euro-Zone übrigens ab statt zu – ganz im Gegensatz zu den Prophezeiungen der Euro-Verfechter in den 90ern, die einen dynamischen Anstieg der deutschen Exporte in diese Region vorhersagten. Tatsächlich nahm der Anteil der heutigen Euroländer am deutschen Export von 1995 bis 2009 von 46 auf 43 Prozent ab.

Hans Heckel

Veröffentlicht am 08.12.2010

Kommentare

Lothar Liedtke, 9. Dezember 2010, 21:46:
Das im Zusammenhang mit dem Euro immer wieder die Frage von Krieg und Frieden ins Spiel gebracht wird, hat seinen Grund. Es ist zu vermuten das der "große Wiedervereiniger, Helmut Kohl" schon wußte wovon er sprach, als er diese Worte benutzte. Nur weder die "Mainstreampresse" hat es hinterfragt, noch der Bürger, im Überschwang des Glückes der "Wiedervereinigung", hat es gehört, oder hören wollen. Jetzt hat der Schweizer Straubharr es genau auf den Punkt gebracht, Zitat:
"Aber auch wenn nur Deutschland den Euro aufgäbe und zur D-Mark zurückkehrte, wäre das alles andere als kostenlos. Die zu erwartende Aufwertung der D-Mark würde die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte bei europäischen Kunden schmälern. Vor allem aber wäre dann eingetreten, was die deutschen Nachbarn verhindern wollten. Dann wäre ein wiedervereinigtes Deutschland in jeder Beziehung wieder das Gravitationszentrum Europas. Weder ließen das die übrigen europäischen Länder so einfach geschehen, noch würde eine Polarisierung mit einem kraftvollen Deutschland in der Mitte und seinen schwachen Satelliten in der Peripherie ohne politische, aber auch ökonomische Spannungen bleiben." Zitat Ende. Was ist wohl gemeint mit: "Weder ließen das die übrigen europäischen Länder so einfach geschehen,...." jeder mache sich seinen Reim darauf.


HB: Deutsche Bank eröffnet Kasino in Las Vegas

10.12.2010

Kasino: Deutsche Bank verzockt sich in Las Vegas

Die Blütezeit der US-Spielermetropole ist lange vorbei. Auch die Zockerhauptstadt litt unter der Finanzkrise. Ausgerechnet jetzt eröffnet die Deutsche Bank dort ein Kasino. Analysten sind skeptisch, ob die Rechnung aufgeht.


LAS VEGAS. Zwei Millionen Glaskristalle hängen kunstvoll geschwungen von der hohen Decke und formen den größten Kronleuchter von Las Vegas. Darin verborgen ist eine drei Stockwerke hohe Bar, die einen guten Blick eröffnet auf die rund 1500 Slot-Maschinen und 80 Tische für Roulette, Poker und Black Jack. Von allen Seiten glitzern Lichter, die sich in den silberüberzogenen Säulen reflektieren. Willkommen im „Cosmopolitan“, dem Kasino der Deutschen Bank in Las Vegas.

Am 15. Dezember öffnet das Haus seine gläsernen Türen für die Besucher – zwei Jahre später und zwei Milliarden Dollar teurer als ursprünglich geplant. Eigentlich wollte die Deutsche Bank nur einen Kredit für das Projekt bereitstellen. Dann kam alles anders, und Deutschlands größtes Kreditinstitut wurde zum alleinigen Eigentümer und Betreiber. Die Luxus-Spielhalle mit angeschlossenem Hotel, Wellness-Einrichtungen, Nachtclub und Konferenzzentrum könnte für die Deutschen zum Fiasko werden. Insgesamt 3,9 Milliarden Dollar hat das Frankfurter Finanzhaus in das Projekt investiert. „Das war wahrscheinlich ein bisschen verrückt“, sagt Morningstar-Analystin Erin Davis.

Der Zeitpunkt für die Eröffnung ist denkbar schlecht. Denn auch Amerikas Zocker-Metropole wurde von der Finanzkrise heimgesucht und erholt sich nur langsam von dem schweren Schlag. Branchenkenner fürchten, dass es mindestens zehn Jahre dauern wird, bis die Bank ihr investiertes Geld wieder verdient hat. Die Konkurrenz vor Ort ist nicht gerade erfreut, und an der Wall Street machen Börsianer schon Witze über das Engagement der Deutschen Bank.

Vor der in elegantem Rot gestalteten Rezeption haben sich Menschentrauben gebildet. Männer und Frauen im Alter von etwa 20 bis 40 Jahren sind im Small Talk vertieft. Einige Herren sind in Jeans und Sneakers gekommen, manche Damen im kurzen Rock und mit hohen Absätzen. Sie haben Clipboards unter dem Arm und warten auf Anweisungen. Es sind die neuen Mitarbeiter des Cosmopolitan, die erst einmal lernen müssen, sich in dem Komplex zurechtzufinden. Ein paar Meter weiter schieben Männer in neonfarbenen Westen und weißen Helmen eine Kreissäge durch das Kasino. Von oben hört man es hämmern. Die letzten Vorbereitungen für die Eröffnung laufen. In wenigen Tagen ist es so weit.

Die Stadt leidet unter massiven Überkapazitäten

Sieben Stockwerke weiter oben sitzt John Unwin in einem lichtdurchfluteten Büro. Der große, stämmige Mann mit dem breiten Lächeln und dem mit Diamanten besetzten Goldring ist der Chef des Cosmopolitan und der oberste Stimmungsmacher. „Es gibt eine große Chance in Las Vegas für etwas, das anders ist“, sagt der erfahrene Kasino-Manager, den die Deutsche Bank zwei Häuser weiter vom „Cesars Palace“ abgeworben hat. „Das Cosmopolitan ist energischer, lebhafter und viel stärker designgetrieben“, schwärmt er und lässt seinen Blick aus dem großen Fenster zu den anderen, alt eingesessenen Hotels wie dem „Bellagio“ oder dem „Venetian“ schweifen. Die anderen Häuser in der Luxusklasse seien klassischer, konservativer. Im Fernsehen wirbt das Cosmopolitan mit dem Slogan „Just the right amount of wrong“ – genau die richtige Dosis Fehlverhalten.

Seit Monaten wirbt Unwin für das Milliardenprojekt, das die Deutsche Bank eher unfreiwillig übernommen und fertiggestellt hat. Mit zunächst 2000 Räumen eröffnet das Cosmopolitan im Dezember. Nächstes Jahr im Sommer kommen fast 1000 weitere dazu. Der Kasino-Chef weiß, dass es nicht einfach werden wird, mit seiner wohlklingenden Vision vom neuen Luxus auch Geld zu verdienen.(Anm.:"Warum, wird er etwa nur aus Provisionen bezahlt?") Der tiefe Absturz der Spielermetropole in den vergangenen zwei Jahren scheint nun zwar gestoppt, doch eine echte Erholung zeichnet sich noch nicht ab. Seit dem Boom von 2007 leidet die Stadt unter massiven Überkapazitäten. Hinzu kommt, dass das Cosmopolitan ohne eine Datenbank von lukrativen Stammspielern startet.

„In diesem Umfeld werden Besucher nicht bereit sein, höhere Preise für ein Zimmer im Cosmopolitan zu zahlen, nur weil es neu und hochwertig ist“, sagt Marco Benvenuti von der Unternehmensberatung Duetto Consulting, die auf die Vergnügungsindustrie spezialisiert ist. Er geht davon aus, dass es zehn Jahre dauern kann, bis die Deutsche Bank ihr investiertes Geld wiedersehen wird. Einige Analysten rechnen gar mit 15 Jahren.

Die Konkurrenten in Las Vegas sind nicht gut auf das Cosmopolitan zu sprechen. Sie fürchten, dass die 3000 zusätzlichen Hotelzimmer die Preise weiter drücken werden. „Ich sehe nicht, wie die Rechnung für das Cosmopolitan aufgehen soll“, sagt Sheldon Adelson, der Chef von Las Vegas Sands, im „Wall Street Journal“. Sein Unternehmen betreibt unter anderem die Kasino-Hotels „Venetian“ und „Palazzo“.

Das Engagement der Deutschen ist auch in New York ein Thema

Auch an der Wall Street ist das Investment der Frankfurter Gesprächsthema: „Jetzt hat die Deutsche Bank endlich ein richtiges Kasino – und nicht mehr nur eines in ihrer Bilanz“, meint ein Finanzmanager süffisant, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Für Morningstar-Analystin Davis ist das Wagnis der Frankfurter in Las Vegas neben der Krise in Europa und den schärferen Kapitalvorschriften „ein weiteres Fragezeichen, das die Bank umgibt. Wir mögen es nicht, wenn sich ein Unternehmen so weit von seinen Kernkompetenzen entfernt.“ Ein Investment von knapp vier Milliarden Dollar sei groß genug, um im Falle eines Misserfolgs den Aktienkurs belasten zu können. Knapp eine Milliarde hat die Bank bereits abgeschrieben..

Dabei hatte das Projekt für die Deutsche Bank zunächst ganz beschaulich angefangen: Im Frühjahr 2004 gewährte sie dem US-Immobilienmogul Bruce Eichner einen Kredit über 60 Millionen Dollar, um das Grundstück zu kaufen, auf dem das Cosmopolitan heute steht. In den Boomjahren wurde der Kredit ausgeweitet auf 768 Millionen Dollar. Anfang 2008 konnte Eichner jedoch seine Schulden nicht mehr bedienen. Die Suche nach anderen potenziellen Investoren blieb erfolglos. Das Projekt gleich ganz abzuschreiben war mitten in der Krise keine Option. Also entschied sich die Deutsche Bank, das Kasino auf eigene Faust fertigzustellen.(Anm.:"Und damit weitere 3100 Millionen in das auf den ersten Blick sinnlose Projekt zu investieren")

Über die weiteren Pläne mit dem Cosmopolitan schweigt das Institut. Auf Anfrage wollte die Bank sich weder zur internen Bewertung noch zu längerfristigen Perspektiven äußern. Stattdessen verbreitet sie – typisch amerikanisch("Heisst der Laden nicht DEUTSCHE Bank?") – Zuversicht. „Als Finanzinvestor des Cosmopolitan sind wir überzeugt, dass das Management-Team ein herausragendes Geschäft aufbauen und für unsere Aktionäre das Bestmögliche herausholen wird“, teilte ein Sprecher mit.

Abgerechnet wird später: Ergebnisse veröffentlicht das Cosmopolitan ab dem ersten Quartal 2011.


Kommentare

  • 11.12. 09:43Spam melden
    [10] heinrich

    Schon der erste Satz in diesem Artikel ist definitiv falsch. Das Gegenteil wäre richtig.

    Das Cosmopolitan ist Teil des in diesem Jahr neu eröffneten City-Centers am South Las Vegas Bvld, zu dem auch das Mandarin Oriental, Aria und Vdara gehören. Baukosten insgesamt über 13 Mrd. Dollar.

[6] karlosdallos
Ein scheinbares Amusement, dass das Handelsblatt hier offeriert.

Vollständig wird diese Angelegenheit erst durch die Beleuchtung der

Abschreibung von Auslandsgeschäften - hier in Deutschland.

Ob es dann noch so amüsant ist?

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Haaretz: Germany okays huge boost in aid plan for Holocaust survivors

  • Published 01:44 07.12.10
  • Latest update 01:44 07.12.10

Germany okays huge boost in aid plan for Holocaust survivors

Germany to transfer 110 million euros to organizations providing social assistance to survivors, many of whom had prior requests turned down by officials of the Benefit Foundation.

By Orly Vilnai

Next month, Germany will begin transfer of 110 million euros to organizations providing social assistance to Holocaust survivors. Half the money will be distributed to survivors in Israel and the rest to survivors worldwide.

The money is to be transferred via the Claims Conference, which will pass it on to the Foundation for the Benefit of Holocaust Victims in Israel. The foundation has been involved over the past 16 years in funding nursing care and other medical expenses for survivors here. Its budget, currently NIS 400 million annually, is expected to increase considerably.

Holocaust survivor's father - AP - Nov. 17, 2010

In this photo taken on Nov. 17, 2010, Alex Werber displays a photo his mother kept of her father, fourth from right.

Photo by: AP

This is good news for some 12,000 Israeli Holocaust survivors, many of whom have had prior requests turned down by officials of the Benefit Foundation.

Meir Stolero, 80, who receives a NIS 1,800 monthly survivor's allocation from the Finance Ministry, is entitled to an additional allocation called "a personal grant" from the foundation. This is a one-time reimbursement of up to NIS 4,000 for medical expenses such things as medicines, glasses and hearing aids.

Ten months ago, Stolero submitted his receipts to the foundation, and a committee found him eligible for reimbursement. But the money has not been forthcoming, and Stolero has been told by the foundation that they are waiting for funds to transferred to them by the Finance Ministry.

The foundation's budget is supposed to be funded 60 percent by the Claims Conference, with the remaining 40 percent coming from the treasury. The budget has increased over the last few years while the number of survivors is dwindling. Yet many survivors are still turned down by the foundation, with many dying before they receive the money they deserve.

Yesterday Haaretz carried the story of Holocaust survivor Peppi Steinberg, who applied for reimbursement from the Benefit Foundation almost a year ago. Steinberg died in August without having received the money. Last month, her son received a letter from the foundation expressing sorrow for his loss, but also informing him that her death meant that the money would now not be forthcoming.

Noah Flug, the chairman of the umbrella organization of Holocaust survivors in Israel, was a member of the team that negotiated with Germany on the new allotment. He is pleased with the achievement.

"The chancellor, president and German finance minister told me personally they would not abandon the Holocaust survivors," Flug said. "The finance minister said explicitly they were responsible for us. It is common knowledge that during his last three years, a person consumes more medicine than throughout his whole life. This is the last period. There are fewer survivors still alive, but they have more social and medical problems, and that is what we asked the Germans to help with," he said.

Flug says he is well aware of the Benefit Foundation's deficit and the long time people have to wait for reimbursements. He said he hoped the additional money would expedite the payment to survivors of the money they are owed.


HB: PIGS-Staaten aus Euro-Zone werfen

PIGS-Staaten aus Euro-Zone werfen

Die unter wachsendem Druck stehenden Schuldenländer der Euro-Zone rufen immer lauter nach neuen Instrumenten zur Abwehr einer Staatspleite. Ein einfaches Rezept für einen Neuanfang des krisengeschüttelten Europas hat der renommierte Ökonom Max Otte: die Schuldensünder aus der Euro-Zone werfen, anschließend eine Kerneurozone bilden.

DÜSSELDORF. Der renommierte Krisenökonom Max Otte hat sich angesichts der Debatte über Auswege aus der europäischen Schuldenkrise für einen grundlegenden Neuanfang in der Europäischen Union ausgesprochen. „Griechenland, Irland, Spanien und Portugal sollten aus der Euro-Zone entlassen werden“, sagte der Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Worms Handelsblatt Online. Das entspräche der ökonomischen Theorie, dass für eine Währungsunion auch ein einheitliches Wirtschaftsgebiet nötig sei. „Natürlich würde ein solcher Schritt auch einige Turbulenzen mit sich bringen und müsste durch Überbrückungsprogramme und –Kredite der starken Staaten abgesichert werden“, räumte Otte ein. „Aber letztlich könnten dann die Staaten wieder ihre eigene Politik bestimmen, die Banken würden vorsichtiger, und wir hätten wieder Marktwirtschaft.“

Otte warf in diesem Zusammenhang der Politik vor, sich immer mehr in Richtung Staatswirtschaft zu entwickeln, diktiert von einem Europa von Brüssel mit „zweifelhafter“ demokratischer Legitimität. „Ich bin für eine Kerneurozone und darüber hinaus für ein System fester, aber anpassungsfähiger Wechselkurse“, skizzierte er seine Lösung der europäischen Schuldenproblematik. Das Europäische Währungssystem habe von 1978 bis zur Einführung des Euro „hervorragend“ funktioniert. „Es war genau die richtige Lösung für Europa.“ Die Aufwertung würde der Exportindustrie in der Kerneurozone zwar zunächst zu schaffen machen, aber genau das sei der Anpassungsprozess, der nötig sei. „Spiegelbildlich wären die Exporte der Schwachwährungsländer begünstigt“, so Otte. „So würde automatisch passieren, was heute politisch kontrovers und zum Teil hysterisch diskutiert wird: Wir würden zur Marktwirtschaft zurückehren.“

Otte plädierte überdies für eine geordnete Umschuldung und Insolvenz von Staaten. „Denn wir haben ja nicht Griechenland oder Irland gerettet, sondern die dort exponierten Banken, übrigens auf Kosten der Bevölkerung der jeweiligen Länder und Deutschlands.“ Staatsinsolvenz bedeute für ihn Forderungsverzicht oder Umstrukturierung der Schulden, aber nicht Abwicklung des Staates, betonte der Ökonom. Den jetzt gefundenen Kompromiss, im Grenzfall gegebenenfalls die Gläubiger, also die Banken, einzubeziehen, hält Otte dagegen für zu weich.

Für „fatal“ hält der Wirtschaftsprofessor die Forderung nach einer europäischen Anleihe. „Dann könnten sich die unsolideren Länder ohne Schranken voll aus der guten Kreditwürdigkeit der solideren Länder bedienen“, warnte Otte. „Das ist, wie wenn der arme Neffe den Kredit des reichen Onkels unbegrenzt anzapfen darf. Irgendwann ist dann auch die Kreditwürdigkeit des Onkels ruiniert.“

Portugal hatte sich am Dienstag der Forderung Italiens und Luxemburgs angeschlossen, die Staatsschulden künftig über gemeinsame Euro-Anleihen zu finanzieren. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert eine umfassende Lösung, statt Land für Land unter den von ihm mitgetragenen Euro-Schutzschirm zu ziehen. „Die Salamitaktik ist kein gutes Herangehen“, mahnte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn in Athen. Die Lage sei ernst - die Einheit Europas stehe auf dem Spiel.

Deutschland, Österreich und die Niederlande lehnen Eurobonds oder einen größeren Schutzschirm ab. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble forderte, unnütze Diskussionen über neue Initiativen einzustellen und das umzusetzen, was schon beschlossen sei.

Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker warf daraufhin Deutschland eine unzulässige Vereinfachung gegnerischer Positionen vor. „Man lehnt unseren Vorschlag ab, bevor man ihn studiert hat“, sagte der Euro-Gruppen-Chef in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Diese Art, in Europa Tabuzonen zu errichten und sich nicht mit den Ideen anderer zu beschäftigen, wundere ihn sehr.

Wie Schäuble hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenbeginn Euro-Bonds abgelehnt. Sie fürchtet, bei einem einheitlichen Zinssatz für alle Euro-Länder würde der Anreiz zum Sparen und für schmerzhafte Wirtschaftsreformen geringer.

Juncker sagte dazu, bei seinem Vorschlag käme es mitnichten zu einem einheitlichen Zinssatz. Stattdessen würden „wir einen Teil der nationalen Schuld auf europäischer Ebene bündeln und mit Euro-Anleihen bedienen. Der größte Teil der Schulden würde aber zu nationalen Zinssätzen verzinst.“ Der Vorschlag stoße in Deutschland nur deswegen auf Widerstand, weil man reagiere, „ohne dem Vorschlag unter den Rock zu schauen“, sagte Juncker.

IWF-Chef Strauss-Kahn hatte zudem mit den Finanzministern am Montag diskutiert und ihnen nahegelegt, den Schutzschirm von aktuell 750 Milliarden Euro zu vergrößern. Am Dienstag warnte er gar vor der Gefahr, dass Europa wegen der Schuldenkrise in zwei Teile zerfallen könnte. Eurogruppen-Chef Juncker berichtete nach der Sitzung der Finanzminister nur knapp, derzeit sei eine Aufstockung des Rettungsschirms nicht notwendig.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy schloss für die Zukunft nicht aus, dass eine Aufstockung in Betracht gezogen werden könnte. Im Moment gebe es aber keinen Grund dafür, die Mittel reichten zur Stützung weiterer Länder aus.

Nachdem Irland als erster Euro-Staat unter den Schirm flüchten musste, hat sich die Lage an den Finanzmärkten kaum beruhigt. In der Euro-Zone wächst die Angst, Portugal, Spanien und womöglich noch andere Staaten könnten in den Strudel aus steigenden Zinsen und Schulden geraten. Die Krise wäre dann völlig außer Kontrolle. Der russische Präsident Dmitri Medwedew sagte nach dem EU-Russland-Gipfel in Brüssel, Russland beobachte genau, was in den Euro-Krisenländern passiere. Bisher habe die EU aber vernünftige Entscheidungen getroffen und werde eine Lösung finden.

Portugal beteuerte erneut, keine Hilfe der Partnerländer zu brauchen. EU-Währungskommissar Olli Rehn forderte die Regierung in Lissabon auf, ihre Einsparungen für 2011 zu konkretisieren und Reformen für mehr Wachstum anzupacken. Die Regierung beklagte mangelnde Solidarität in Europa, kündigte aber an, mit Gewerkschaften und Unternehmen eine Arbeitsmarktreform in Angriff zu nehmen.

Schäuble sagte, die Diskussionen über Eurobonds seien weder zielführend noch notwendig. Deutschland lehnt als Marktführer bei europäischen Staatsanleihen gemeinsame Schuldverschreibungen aus Sorge über steigende Zinsen ab. Doch als Fernziel hält der Minister sie für möglich. Eine gemeinsame Schuldenfinanzierung der Euro-Länder könne es aber erst im Rahmen einer politischen Union geben, sagte Schäuble. Denn bei einer Finanzpolitik in nationaler Zuständigkeit seien Zinsunterschiede das einzige wirksame Disziplinierungsinstrument.

Die EU-Finanzminister billigten unterdessen das milliardenschwere Rettungspaket für Irland. Das Euro-Mitglied soll als erstes Land mit Krediten von insgesamt 85 Milliarden Euro aus dem Schutzschirm vor der Pleite bewahrt werden. Die Regierung in Dublin war nach langem Zögern unter den Schutzschirm geflüchtet. Von den 85 Milliarden Euro stellt Irland 17,5 Milliarden Euro aus Pensionsfonds-Reserven selbst.

Die Regierung in Dublin muss mit dem Geld den angeschlagenen Bankensektor des Landes sanieren und den staatlichen Finanzbedarf decken. Mit der Garantie des Schutzschirms im Rücken sollen für Irland zinsgünstige Kredite am Kapitalmarkt aufgenommen werden, so dass die Regierung in Dublin zwei Jahre lang keine eigenen Anleihen begeben muss. Als Bedingung für die Hilfe muss Irland die Staatsverschuldung rapide abbauen. Das irische Parlament beriet am Dienstag über den Sparhaushalt 2011.

Sonntag, 5. Dezember 2010

BaZ US-Botschafter drohtSchweiz , Assange Asyl zu geben

US-Botschaft warnt davor, Assange Asyl zu geben

Aktualisiert um 08:30 Uhr 27 Kommentare

Nach der Veröffentlichung von Geheimdokumenten durch Wikileaks übt sich der US-Botschafter in Bern in Schadensbegrenzung. Zugleich warnt er die Schweiz, dem Wikileaks-Betreiber Unterschlupf zu bieten.

Die Schweiz werde sehr sorgfältig überlegen müssen, ob sie jemanden, der vor der Justiz flüchtet, Unterschlupf gewähren möchte, sagt Donald S. Beyer gegenüber dem «Sonntag». Beyer verweist darauf, dass gegen Assange in Schweden ein Haftbefehl erlassen worden sei und er auf der Interpol-Liste stehe - wegen des Verdachts auf Vergewaltigung.

(zu den Vergewaltigungsvorwürfen:

"Anna Ardin und ist in Schweden keine Unbekannte. Sie scheint eine Extrem-Feministin zu sein und ist nach einer Scheidung offenbar auch eine Männerhasserin geworden. Auf ihrem Blog hatte sie u.a. ein Siebenpunkteprogramm publiziert, wie man sich an Männern rächt! Diese Seite ist in der Zwischenzeit gelöscht worden.
.
Ardin ist die politische Sekretärin und Pressesprecherin eines seltsamen Schwedischen Vereins der „Brotherhood Movement“ heisst. Eine Gruppe von Christen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei, die bisher durch die Einladung von antisemitischen Sprechern an ihre Veranstaltungen aufgefallen ist.
.
Diese Anna Ardin ist es auch, die Julian Assange nach Schweden eingeladen hat.

etwas ausfürlicher in englisch:

"Anna Ardin, a notorious radical known in Sweden for her feminism views on how men achieve social dominance through sex, has been known to be bent on revenge. On January Ardin posted a blog entry on ‘7 Steps to Legal Revenge by Anna Ardin’, which included a statement, I’ve been thinking about some revenge over the last few days… It is also noted that this is not the first time Ardin has accused someone for molestation of a sexual nature in Sweden. Ardin invited Assange to Stockholm, and was briefly appointed his press secretary during his visit. The story begins the weekend of August 15. Assange wanted to attend a Swedish crayfish party, Ardin made the arrangements. According to the Swedish newspaper Expressen, Assange sexually harassed a woman (Ardin) in Stockholm then two or three days later traveled 20km to Enköping where he supposedly raped another woman (Ardin’s friend). The Expressen concludes by an astonishing coincidence, the two women were friends. They decided a week later to go to a police station together saying that “Assange raped and harassed us")

Zugleich distanziert sich Beyer von seinem Vorgänger Peter Coneway, der gemäss den von Wikileaks veröffentlichten Depeschen die Schweiz als «frustrierende Alpendemokratie» bezeichnet hatte. «Meine Frau und ich finden die Schweiz überhaupt nicht frustrierend», sagte er im Interview. Sein Vorgänger habe George W. Bush vertreten, er vertrete nun die Regierung Obama: «Es war eine andere Zeit und eine andere Situation».

Beyer möchte die Depeschen, welche aus der ganzen Welt in die USA geschickt wurden, nicht kommentieren. Es handle sich bloss um interne Arbeitsdokumente - und nicht um offizielle Regierungspolitik. Es sei aber sehr wichtig, dass die Diplomaten ehrliche und klare Berichte nach Washington schicken.

Gute Zusammenarbeit

Auch gegenüber der «SonntagsZeitung» wiegelt Beyer ab. «Wir müssen uns keine Sorgen machen. Beide Seiten wissen, wie nahe sich die Schweiz und die USA stehen», sagte er. In anderen Teilen der Welt seien härtere Worte gefallen.

Der höchste US-Vertreter in Bern bezeichnet die Zusammenarbeit mit den Bundesrätinnen Widmer-Schlumpf, Calmy-Rey und Leuthard «alles andere als frustrierend». Diplomat Beyer liess gegenüber der «SonntagsZeitung» offen, wie sich die USA verhalten werde, falls die Schweiz Julian Assange Zuflucht gewährt.

(jak/mrs)

Erstellt: 05.12.2010, 06:35 Uhr


Hans Kohler

15:30 Uhr

Donald Beyer und die Amerikaner sind ganz einfach weinerliche und schlechte Verlierer. Das amerikanische Gebahren erinnert an trotzige Kinder, die einmal mehr mit der Hand in der Keksdose erwischt wurden. Dass sie, wie gewohnt, mit Einschüchterungen, Drohungen, Druck und Gewalt reagieren, wird diesmal ihre Probleme nicht lösen. Von mir ein mächtiges "Ja" zum Asyl für Wikileaks und für Assange.


Urs Bauer

14:57 Uhr

Donald Beyer. Typisch U.S.A. Nötigung und Drohen. Demokratie bedeutet auch, das die Spitzen der Länder vom Volk gewählt worden sind und diese ein Recht haben zu erfahren was die Regierungen im Namen des Volkes veranstalten. Geheimhaltung etc. sind nich Demokratisch. Und was fällt dem eigentlich ein sich in die Inneren Angellegnheiten eines Staates ein zu mischen. Asyl für Asange sicher. Jetzt erst


Andy Thomann

12:24 Uhr

Die USA drohen,die Russen drohen, die Chinesen drohen, die muslimischen Fundamentalisten drohen.Dabei kann uns Schweizern gar nichts passieren,weil wir das Geld dieser echten Schurkenstaaten hüten;) FREE WIKILEAKS!


Thomas Ritter

12:22 Uhr

Wikileaks ja, Assange nein. Wikileaks als Plattform ist wichtig für eine transparentere Politik. Den pressegeilen Assange können wir uns aber ersparen.


hans scholl

12:07 Uhr

als grosser amerika-fan (nicht zynisch gemeint) kann ich nur sagen: "die spinnen (immer mehr), die amis!"


Dani Brauner

12:00 Uhr

Was will die USA denn genau erreichen? Selbst ohne Assange würde das Projekt weiterlaufen und eine riesige Zahl an Menschen hat die "Lebensversicherungs-Datei" von Wikileaks bereits auf der Festplatte. Man wartet nur auf das Passwort im Falle einer Festnahme Assanges. Plus Mirrors der Seite kursieren überall im Netz. Die USA können Assange stoppen, aber nicht das Internet an sich.


Ruedi Schallenberger

11:59 Uhr

und bei unseren Politikern wird er mit dieser Drohung auf offene Ohren stossen. Hat sich bisher ein Politiker zu dem Thema geäussert? Die Piraten scheinen wirklich die einzigen zu sein, die bei solchen Themen Kompetenz haben


otto ris

11:58 Uhr

Man muss sich schon fragen, wessen Assange denn beschuldigt wird? Schliesslich hat nicht er den "Geheimnisverrat" begangen, sondern jene, die ihm die Information zugespielt haben. Dass er in Schweden wegen Sexualdelikten angeklagt wird, riecht auch irgendwie komisch - Kachelmann-Methode?


otto ris

11:47 Uhr

Geschätzte Mit-Kommentatoren: Ich bin ja mehrheitlich Eurer Meinung, bitte aber dennoch alle zu bedenken, dass es hier um die Verunglimpfung und Düpiertheit der amerikanischen Regierung inkl. Diplomatie geht, und nicht um die "Amis" oder die "USA" schlechthin. Es könnte ja sein, dass eine Mehrheit der amerik. Bevölkerung hinter Wikileaks steht...


peter keller

11:01 Uhr

ein weiteres denkwürdiges Beispiel, wie es einem geht, wenn man etwas gegen das Musterland USA hat. Die Wahrheit muss offenbar unter den Tisch gekehrt werden! ...sie ist offensichtlich zu unerträglich... noch unerträglicher als die Machenschaften welche jetzt gegen Wikileak erfunden werden. (oops ...werde ich jetzt schon staatsrechtlich erfasst?)


Peter Meier

10:58 Uhr

da ihm ein fairer prozess in den USA wohl verwehrt bleiben würde,denke ich eine auslieferung dahin dürfte nicht in Frage kommen.Nach Schweden evtl ja, wenn diese versprechen ihn nicht an die USA weiterzugeben.Den Schweden traue ich zu trotz politischem geplänkel einen prozess nach den regeln der demokratischen Verfassungen abzuhalten.und ob wir asyl gewähren bestimmen wir und nciht die USA


Rolf Auf der Maur

10:02 Uhr

@Werner Recher: Wie bitte? Wissen Sie , wo die Halunken sitzen? Die allergrössten Halunken sitzen im Pentagon und Washington- der Abschaum der Menschheit, sozusagen. Vo diesen Amis lass ich mir meine Meinung nicht nehmen und nicht einschüchtern.Sonst gibt es "Falling Down Teil 2". Mit 632 Statisten und mit mir in der Hauptrolle!!!!!!


Daniel Andres

10:01 Uhr

Die Amis verhalten sich im Fall Assange wie die Chinesen gegen ihre Systemkritiker.


Katia Lanz

09:53 Uhr

Wieso ist der eigentlich ein Held? Hat Assange mit der Aktion irgend eine Verbesserung bewirkt für die Welt? Kommt jetzt der Weltfrieden? Wird das Geld gerechter verteilt? Werden die USA ihre Politik ändern? Natürlich nicht. Richtig mutig wäre er, wenn er z.B. Russlands Depeschen veröffentlichen würde. Aber dann müsste er wohl mehr fürchten, als nur seine Verhaftung... Ich finde ihn lächerlich.


beat schiess

09:43 Uhr

Wikileaks veröffentlicht die Irak/Afgahnistan Papiere, just wird Assange eine mutmassliche Vergewaltigung angehängt. Wikileaks veröffentlicht die Diplomatenpapiere, Amazon sperrt den Content auf seinen Server, der Provider sperrt wikileaks.org, Paypal sperrt die Konten, dieser Idiotendiplomat droht der CH. Wieso funktionieren solche Mechanismen nicht bei Kinderpornographie?


beat schiess

09:32 Uhr

Wikileaks veröffentlicht die Irak/Afgahnistan Papiere, just wird Assange eine mutmassliche Vergewaltigung angehängt. Wikileaks veröffentlicht die Diplomatenpapiere, Amazon sperrt den Content auf seinen Server, der Provider sperrt wikileaks.org, Paypal sperrt die Konten, dieser Idiotendiplomat droht der CH. Wieso funktionieren solche Mechanismen nicht bei Kinderpornographie?


Markus Neuhaus

08:59 Uhr

Die USA warnt die CH... vielleicht sollten die USA mal bei sich selber aufzuräumen anfangen, bevor sie souveräne Demokratien ungefragt "warnen". Wie hoch ist die Arbeitslosenrate in den USA (um 20%), wie geht der US-Staat mit seinen Bürgern um, wie hoch ist die Verschuldung der USA, wem haben sie ihre Dollar-Hoheit verkauft, wo töten sie unvermindert weiter. So warnt CH USA.


jean-pierre neidhart

08:25 Uhr

Ist ja super, die Amis warnen bzw. drohen der Schweiz wieder mal. Waere doch mal langsam an der Zeit, den US-Botschafter des Landes zu verweisen. Die USA sind den Schweizern feindlich gesinnt also sollten wir es ihnen nicht allzuleicht machen.


Walter Koch

08:19 Uhr

Die Spinnen!! die Amis


Claudio Tamè

07:55 Uhr

Asyl für Assange, sofort. Er is politisch verfolgt, und wie!


Stefan Weise

07:52 Uhr

Die USA warnen! Beeindruckend, wie wenn der Moerder zum Zeugen sagt vor Gericht, achte genau auf das was du sagst oder du bist tot.


René Schmassmann

07:46 Uhr

Erst verheimlichen,dann ein Delikt konstruieren und zur Sicherheit einem befreundenden Staat noch drohen. Ganz nach dem Willen der Stärkere hat immer Recht. Ja, die Wahrheit tut immer weh wenn man im Unrecht ist. Oder wie heisst es so schön: Erst vor der eigenen Türe kehren bevor man auf den Dreck des Nachbar zeigt.


christian schmutz

05:12 Uhr

Na ja Herr Beyer, Sie können ja Julian nach Guantanamo verbannen .. und nach amerikanischem Muster foltern (wenn sie ihn dann kriegen) .. und dann, nach einigen Jahren ein Land suchen das ihm Asyl gewährt. So ist es doch einfacher die Schweiz gibt ihm direkt Asyl. Wenn ihre Diplomatie sich selber so lächerlich macht, muss man nicht nach einem Schuldigen suchen.


Ph. Hurni

03:29 Uhr

Typisch USA, drohen und sich in die Innenpolitik andere Länder einmischen. Aus Vietnam, Afghanistan etc. wie immer nichts gelernt. Leider ist zu befürchten dass sich unsere Politker willig den wünschen den USA beugen und Julian Assange kein Asyl gewähren oder sogar ausliefern, zu gross ist die Angst vor irgendwelchen imaginären Folgen.


Beny Exire

01:40 Uhr

Dabei ist der arme Don Beyer doch im falschen Land gestrandet! Schweiz / Schweden... http://www.washingtoncitypaper.com/blogs/citydesk/2009/06/15/did-obama-confuse-switzerland-and-sweden-don-beyer-named-ambassador-to-wrong-country/


Urs Gautschi

00:43 Uhr

Gebt dem Kerl doch Asyl! Christoph Meili hat es ja in den U.S.A. auch bekommen...


Samstag, 4. Dezember 2010

HB: Nonnenmacher stellt dreiste Abfindungsansprüche

HSH Nordbank: Nonnenmacher pokert um Millionen-Abfindung

Der scheidene Chef der HSH Nordbank will sich seinen Abschied offenbar vergolden lassen: Einem Medienbericht zufolge fordert Dirk Jens Nonnenmacher 4,8 Millionen Euro, die sich aus vertraglichen Ansprüchen, Boni sowie Verfahrens- und Anwaltskosten zusammensetzten. Unterdessen erschüttert die kriselnde Landesbank ein Korruptionsverdacht.

HB HAMBURG. Bei der krisengeschüttelten HSH Nordbank wird um eine Millionen-Abfindung des scheidenden Chefs Dirk Jens Nonnenmacher gefeilscht. Nonnenmacher fordere insgesamt 4,8 Millionen Euro, berichtete der "Focus". Die Summe beinhalte vier Millionen Euro aus vertraglichen Ansprüchen und Boni zuzüglich 20 Prozent Verfahrens- und Anwaltskosten, schrieb das Magazin und berief sich auf Verhandlungskreise. Die Bank biete zwei Millionen Euro.

Laut "Focus" soll eine Klausel festlegen, dass der Banker die Abfindung bei einer strafrechtlichen Verurteilung zurückzahlen muss.

Rückzahlungen bei nachgewiesenen Rechtsverstößen ohne eine Verurteilung lehne Nonnenmacher ab, hieß es. Die Bank war am Samstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Außerdem gibt es bei der HSH Nordbank einen Korruptionsverdacht: Es gebe Hinweise darauf, dass die türkische Justiz mittels der Sicherheitsfirma Prevent geschmiert worden sein könnte, um einen Rechtstreit gegen einen türkischen Reeder zu gewinnen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" und berief sich auf interne Unterlagen und Aufsichtsratskreise. Die HSH Nordbank hatte am Donnerstag selbst Strafanzeige in dem Fall erstattet.

Laut "Spiegel" war der Vorstand der HSH-Nordbank über die mutmaßlich kriminelle Millionenzahlung an Prevent informiert. Dies gehe aus dem Protokoll einer Vorstandssitzung aus dem Juni 2009 hervor, berichtet das Magazin. In diesem Protokoll heiße es, Prevent sei gebeten worden, "über ihr Netzwerk im Hintergrund Gespräche mit der Politik und der Wirtschaft zu führen und die wahrgenommene Einseitigkeit" in der Türkei "aufzubrechen".

Hintergrund der Zahlung eines so genannten "Teil-Erfolgshonorars" an Prevent in Höhe von mehr als 3,5 Millionen Euro im April 2009 ist laut den Presseberichten ein seit Jahren anhängiger Rechtsstreit mit dem Reeder, der eine Schadenersatzzahlung erreichen will. Laut dem "Spiegel" hat der Reeder einen vollstreckbaren Titel in Höhe von 80 Millionen Dollar erwirkt. Die HSH Nordbank ist der weltgrößte Schiffsfinanzierer.

Bei der Erstattung ihrer Strafanzeige "wegen aller infrage kommenden Delikte" hatte sich die HSH Nordbank am Donnerstag auf Erkenntnisse berufen, die eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Rahmen eines Compliance Audits - übersetzt: einer Prüfung der Ordnungsgemäßheit - erlangt hatte. Diese Prüfung war im Oktober vom Vorstand der HSH in Auftrag gegeben worden. Die Wirtschaftsprüfer hätten Hinweise auf Handlungen erlangt, "die potenzielle Anzeichen einer Untreue beziehungsweise einer Bestechung von Amtsträgern darstellen könnten", hatte die Bank erklärt.

Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki reagierte alarmiert auf die Bestechungsvorwürfe. "Der Gedanke, dass eine Bank, die vor allem Schleswig-Holstein und Hamburg gehört, in eine Schmiergeld-Affäre involviert sein könnte, ist unerträglich", sagte Kubicki dem "Hamburger Abendblatt" (Samstag). Die "Süddeutsche" zitierte Kubicki mit den Worten: Man kann langsam den Eindruck gewinnen, es war eine kriminelle Vereinigung am Werk." Die Grünen im Landtag forderten laut "Hamburger Abendblatt" ebenfalls umgehend Aufklärung.

Unterdessen will der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) der Hamburgischen Bürgerschaft zur HSH Nordbank keine weiteren Zeugen mehr befragen, wie der Sender NDR 90,3 berichtete. Somit muss auch der Banken-Chef Dirk Jens Nonnenmacher, dessen geplante Vernehmung am Freitag kurzfristig abgesagt worden war, nicht mehr aussagen.

Hintergrund: Der PUA kann seine Arbeit wegen der vorgezogenen Neuwahlen in Hamburg nicht zu Ende führen und will nun bis Januar einen Zwischenbericht vorlegen.

Weiter laufen gegen Nonnenmacher aber noch Ermittlungen der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit den umstrittenen "Omega"-Geschäften. Auch die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt, weil dort ein HSH-Mitarbeiter Opfer einer Intrige geworden sein soll.

Freitag, 3. Dezember 2010

BZ: Das Wunder von Wörgl


Das Wunder von Wörgl

FINANZMARKT - Die krisengeschüttelten Regierungen der Welt pumpen Milliarden in ihre Wirtschaft. Ein riskantes Manöver, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Ist zu viel Geld unterwegs, droht Inflation.
Svenja Schönbeck

BERLIN. Das Jahr 1932 geht zu Ende. Die ganze Welt ist erschüttert von der bis dahin größten Wirtschaftskrise. Industriezweige brechen komplett zusammen, die Arbeitslosigkeit steigt. Armut und Verzweiflung greifen um sich. Nur ein kleiner Ort im österreichischen Tirol trotzt der Krise. Dort wird emsig gebaut, Geld ausgegeben und über sinkende Beschäftigungszahlen erfahren die Einwohner nur aus den Zeitungen und vom Hören-Sagen.

Zunächst aber geraten natürlich auch die gerade Mal 12 000 Einwohner der Stadt Wörgl in den Strudel der Weltwirtschaftskrise. Die Kohlebetriebe, Zellulose-Fabriken, die Handwerker und Landwirte der Stadt haben mit sinkender Nachfrage und Geldwertverfall zu kämpfen. Die Wörgler machen, was alle Menschen in Krisenzeiten machen. Sie geben nichts aus, sparen für noch härtere Zeiten. Das Geld staut sich in den Banken. Da keiner was kauft, staut sich die Waren in den Geschäftsregalen.

Doch dann kommt die Wirtschaft wieder in Fahrt mit Hilfe einer einfachen Idee: Regionalgeld. In der Theorie klingt das Modell bestechend einfach. Wer Geld hat, das in kurzer Zeit an Wert verliert und das nur in der Region gültig ist, wird es schnell und eben in der Region ausgeben. Der Konsum wird so angeregt, die Nachfrage steigt und alle sind zufrieden. Im Juli 1932 beginnt das Experiment. Es wird das Wunder von Wörgl.

Den Anfang machen die Mitarbeiter der Stadt. Bürgermeister Michael Unterguggenberger lässt das Gehalt von ihnen auf der örtlichen Raiffeisenkasse ruhen. In die Hand bekommen die Stadtangestellten statt Bares sogenannte Arbeitswertscheine. Das sind Gutscheine, die in ihrem Wert dem jeweiligen Gehalt des Angestellten entsprechen. Das Besondere an den Scheinen ist: Sie verlieren in einem Monat ein Prozent ihres Wertes. Den Verlust können die Mitarbeiter nur aufhalten, wenn sie die Gutscheine mit Wertmarken bekleben. Diese Marken müssen sie aber kaufen. Natürlich haben die Mitarbeiter auch die Möglichkeit, auf die Bank zu gehen, und sich ihr Gehalt in Schilling ausbezahlen zu lassen. Doch auch der Umtausch der Gutscheine in echtes Geld kostet eine Gebühr.

Gutscheine statt Geld

Und daher passiert, was beabsichtigt ist. Die Bewohner geben die Arbeitswertscheine lieber aus. Die Folgen sind sofort zu spüren: Es befindet sich ständig "Geld" im Umlauf. Das ist entscheidend für eine gut funktionierende lokale Volkswirtschaft.

Die Arbeitswertscheine wechseln häufig ihren Besitzer, die Geschäfte der Region nehmen die regionale Währung an und können somit ihre Steuern und Schulden bezahlen.

Unabhängig davon arbeiten die echten Schillinge auf der Bank und bringen Zinsen. Denn die lokale Raiffeisenbank verleiht sie an zahlungsfähige Großhändler weiter. Später verzichtet die Bank auf die Zinsen und überlässt sie stattdessen der Gemeinde.

Ebenfalls im Juli 1932 startet ein großes Konjunkturprogramm in Wörgl. Wie beim aktuellen Konjunkturprogramm geht es vor allem um Bauaufträge. Bei den sogenannten Notstandsarbeiten werden unter anderem Straßen kanalisiert und asphaltiert. Arbeiten im Wert von mehr als 100 000 Schilling werden in Auftrag gegeben. 50 bis 60 Jobs entstehen auf den Baustellen, mehrere Dutzend sind in der Zulieferung beschäftigt. Die Gemeinde bezahlt ihre Rechnungen aber nicht mit Geld, sondern wie ihre Angestellten mit Wertscheinen. Innerhalb kürzester Zeit akzeptieren alle Unternehmen und Geschäfte das sogenannte Freigeld als Zahlungsmittel und zahlen auch ihre Mitarbeiter damit aus. Die Müllnertal-Brücke am Eingang der Schlucht von Wörgl zeugt heute noch von dem damaligen Wirtschaftsprojekt. Ein Schild macht den Wanderer darauf aufmerksam: "Mit Freigeld erbaut".

Während im Krisenjahr 1932 in ganz Österreich ständig die Arbeitslosigkeit zunimmt und schließlich im Schnitt auf 19 Prozent steigt, fängt sie in Wörgl an zu sinken. Sie fällt auf 16 Prozent und die Tendenz zeigt weiter nach unten. Doch dann schreitet die Österreichische Nationalbank, ein Privatunternehmen, ein. Ein Jahr, nachdem das Projekt in Wörgl gestartet ist, klagt sie vor dem Verwaltungsgerichtshof. Sie sieht ihr Banknotenprivileg bedroht. Die Bank hat Erfolg, am 15. September 1933 müssen die Bewohner der Region das Experiment aufgeben. Dabei hat es im Jahr zuvor viele Befürworter gegeben. Unter anderem besucht der ehemalige französische Premierminister Édouard Daladier im Sommer 1933 den kleinen Ort in Österreich.

Heute hält der Verein Unterguggenberger Institut die Erinnerung an das Freigeld wach. Es gibt sogar ein Museum dazu in Wörgl. Nur ein weiteres Experiment mit Regionalgeld wird nicht mehr gewagt.