Sonntag, 8. Januar 2012

DStd: Neu Unfall-Studie-Gurt-Ursache-vieler tödliche-Verletzungen

Unfall-Studie

Airbag und Gurt Ursache vieler Verletzungen

07. Juni 2010 15:05
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    Foto: APA/EPA/Files
    Sicherheitsgurte und Airbags reduzieren die Zahl der Todesfälle und Beinverletzungen bei Verkehrsunfällen, sind aber andererseits die Ursache zahlreicher schwerer Verletzungen im Bereich des Oberkörpers.
  • Brust- und Armverletzungen als Folge: Unfallchirurgen fordern technische Weiterentwicklung
Airbag und Sicherheitsgurt retten zwar einerseits Leben - andererseits verursachen sie aber auch zahlreiche Brust- und Armverletzungen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die technische Weiterentwicklung der gängigen Systeme in Kraftfahrzeugen sei daher dringend nötig, fordert der britische Unfallchirurg Mark Chong beim Europäischen Orthopädiekongress (EFORT) in Madrid.
Sicherheitsgurte und Airbags konnten die Zahl der Todesfälle und Beinverletzungen bei Verkehrsunfällen zwar deutlich reduzieren, sind aber andererseits die Ursache zahlreicher schwerer Verletzungen im Bereich des Oberkörpers. Dies ergab eine aktuelle Analyse US-amerikanischer Unfalldaten durch britische Wissenschaftler.
Schlüsselbeinbrüche durch Sicherheitsgurte bedingt
Bisherige Unfallfolgenstudien haben fast ausschließlich Todesraten sowie Verletzungen an den Beinen analysiert, welche durch Gurt und Airbag dramatisch reduziert werden konnten. 
Die aktuelle Analyse hingegen ist eine der ersten, die Verletzungen an den oberen Extremitäten evaluiert.
Ausgewertet wurde das Datenmaterial des CIREN (Crash Injury Research and Engineering Network), des US-amerikanischen Forschungsnetzwerks gegen Verkehrsunfallverletzungen.
Das Ergebnis: 144 (32,4 Prozent) der insgesamt rund 450 untersuchten Verletzungen waren Brüche, der Rest Weichteilverletzungen vor allem der Oberarme. 
74,5 Prozent der Brüche betrafen die Unterarme, die durch weniger umgebende Weichteile geschützt sind. "Mehr als ein Fünftel der registrierten Unterarmbrüche, genau 21,5 Prozent, waren direkt auf die Auslösung des Airbags zurückzuführen. Und sämtliche der 21 Schlüsselbeinbrüche in unserem Analyse-Sample waren durch Kompressionen durch den Sicherheitsgurt verursacht," erläuterte Chong. "Die übrigen, von den Sicherheitseinrichtungen nicht direkt verursachten Brüche wurden durch diese zumindest nicht verhindert

Fatal ist beides vor allem deshalb, weil Unfallopfer mit Brüchen ein wesentlich höheres Sterblichkeitsrisiko haben als jene, die lediglich Weichteilverletzungen erleiden". 

Experte fordert mehr Sicherheit für Gurte und Airbags 
Als Konsequenz fordern Unfallforscher muss offenkundig auch die spezifische Verletzungsanfälligkeit der oberen Extremitäten mit einbezogen werden.
 
Kommentare
 
Posting 1 bis 44

09.06.2010 17:26
[4]
Ein System das frühestens dann reagieren kann, wenn das Auto irgendwo dagegen fährt steht vor dem physikalischen Problem, die vorhandene Aufprallgeschwindigkeit auf kürzester Strecke (Autovorderkante bis Fahrer < 2 m) ggf. auf 0 reduzieren zu müssen. Die dabei auftretenden Kräfte sind aber irgendwann immer tödlich.
Die Lösung kann langfristig nur darin bestehen, dass das Auto bereits vor dem Unfall bremst und dazu wäre es hilfreich, wenn Fahrzeuge untereinander Informationen über Position, Geschwindigkeit, Fahrrichtung, Reibungswerte, Temperatur etc. per Funk austauschen. Damit könnte z.B. die Gefahr eines Stauendes auf der Autobahn deutlich reduziert werden, weil die bereits stehenden Fahrzeug entsprechende "Warnmeldungen" versenden.
sleepyc

[4]
die studie will gar nix abwägendie fordert nur eine weiterentwicklung der gurtsysteme um verletzungen am brustkorb und den oberen extremitäten zu minimieren. seit den 70ern ist da nix mehr passiert und das ist schon ein missstand. ein vernünftiges rückhaltesystem würde auch die airbagauslösung und die damit verbundenen verletzungen am gehör vermeiden. zeit wär's!
"seit den 70ern ist da nix mehr passiert" - so ein Blödsinn. In den 70ern waren statische 2-Punkt-Gurte zumindest auf den Rücksitzen Standard, Airbags gab es nicht einmal bei Mercedes oder Volvo.

Heute sind 3-Punkt-Gurte auf allen Plätzen allgemeiner Standard, zumindest vorne meist auch mit Höhenverstellung, mit Gurtkraftbegrenzern und 2-stufigen Gurtstraffern. Dazu noch eine ganze Armada von Airbags selbst in jedem Kleinwagen.
08.06.2010 09:54
[2]
crash bei >250 km/h ?Wenn Sie mit > 90 km/h gegen ein nicht nachgebendes Hindernis ("Wand") knallen dann brauchen Sie einen sehr guten Schutzengel um das schwerstverletzt zu überleben. Bei > 110 km/h brauchen Sie ein Wunder.
Den auch der beste Käfig samt fia-zertifierztem Hosenträger ändern nichts an den negativen Beschleunigungskräften die bei so einem Crash auftreten. Und die hält der menschliche Körper eben nur begrenzt aus.
Bei den spektakulären Unfällen in der Formel 1 waren die Verzögerungsstrecken sehr viel länger und die G-Kräfte daher viel niedriger.
Es hat schon einen Grund warum Crashtest nur mit knapp 70 km/h gemacht werden.....
08.06.2010 11:38
[1]
unfälle, bei denen man ungebremst und frontalin eine wand (oder ein vergleichbar starres hindernis) kracht, sind nahezu schon absichtlich herbeigeführt, weil sie (auch im normalen straßenverkehr) praktisch nie auftreten.
selbst bei einem frontalzusammenstoß zweier pkw gibt irgendwo etwas nach - und ein großteil der kräfte wird abgelenkt.
wollte auch nicht sagen, dass die renn-g'schichten der weisheit letzter schluss sind - sondern ausschließlich, dass sicherheitssysteme in alltags-pkw immer ein kompromiss mit der bequemlichkeit sein werden.
08.06.2010 14:28
[3]
Euro NCAP Test:

Frontalcrash: Das Fahrzeug wird auf eine Geschwindigkeit von 64 km/h beschleunigt und prallt dann seitlich versetzt, frontal auf eine deformierbare Barriere.
Pfahlcrash: Mit 30 km/h prallt das Fahrzeug seitlich auf der Höhe des Fahrers auf eine Stahlsäule.

Der Grund für die "niedrigen" Geschwindigkeiten liegt darin, dass bereits bei etwas höheren Geschwindigkeiten die Überlebenschancen rapide sinken.
Wenn Sie nun mit 250 km/h unterwegs sind ("...beste chancen auch einen crash bei >250 km/h relativ unverletzt zu überstehen...) und ihre Bremse mit 1g verzögert dann brauchen Sie mindestens 5,2 sek reine Bremszeit und 230 m reinen Bremsweg um in den "Überlebenszone" 64 km/h zu kommen! Wohlgemerkt ohne Reaktionszeit - mutig!
08.06.2010 15:15
[1]
ja ja JAich hab sie schon verstanden.
grau ist alle theorie - und rechnen kann ich auch.
aber, es ist eh wurscht.
08.06.2010 08:18
[6]
tolle studie!

dann in zukunft airbag und gurt raus. es sterben zwar mehr leute aber es gibt sicher weniger knochenbrüche!

lassen wir doch einfach die leute wählen. wer sein lenkrad oder ähnliches in brustkorb oder lunge wieder finden will, dafür aber seine schulter, schlüsselbein oder ähnliches schont kann dies ruhig machen!

da sieht man wieder das mediziner auch physikvorlesungen besuchen sollten!
08.06.2010 12:53
[7]
bitte sinnerfassend lesen
Hansi Hinterseer6
08.06.2010 08:08
[1]
Adaptive SystemeSo wie ich den Artikel lese ist das ganz klar eine Forderung von adaptiven Systemen, die allerdings sehr rasch reagieren müssen und einfach aufgebaut sein müssen, um eine ständige Funktionsbereitschaft zu gewährleisten. Dass solche Systeme entwickelt werden bzw. auch verfügbar sind sieht man z.B. hier: http://www.inventus.at/projekte/... sorber.htm
RisikokompensationWenn man Autos so bauen würde, dass sie bei einem Unfall mit schneller 20 km/h sofort explodieren, würds insgesamt wohl noch weniger Unfälle und Opfer geben.

Wenn man sicherer unterwegs ist riskiert man eben mehr.
Schurli Schorsch
 
08.06.2010 03:19
[2]
was für eine geniale schlussfolgerung, die die mediziner da geliefert haben. opfer mit knochenbrüchen sterben öfter nach unfällen als solche ohne. mag vll daran liegen, dass auch die aufprallenergie größer ist in diesen fällen und damit der unfall generell schwerer? aber das ist wohl schon wieder zu viel physik für einen arzt...
Sukram's Panopticum
 
08.06.2010 11:08
[2]
Sie sollten so früh am morgen einfach nicht mehr posten... mit energie oder physik hat es direkt nichts zu tun, sondern mit inneren Blutungen, die durch Knochensplitter oder verdrehten Knochen entstehen können. => erhöhtes Sterberisiko!

Schurli Schorsch
 
08.06.2010 16:57
hat es doch, oder können sie nicht lesen? hier steht explizit etwas von unterarmbrüchen (75% aller brüche die hierbei beobachtet werden). wie diese brüche zu inneren blutungen führen können ist mir schleierhaft (von nem knochenstück das einem irgendwo im oberkörper steckt mal abgesehn). übrigens war es erst 20 uhr in meiner zeitzone...
rasenmähermann
07.06.2010 21:14
[2]
Was für eine dämliche Überschrift.
07.06.2010 21:04
[2]
Man könnte dem Herrn Chirugen auch mitteilen das von 50km/h auf 0 in einem Meter das 10 fache Körpergewicht bedeuten. Entweder wir heben im Falle eines Unfalls die Physik auf oder wir müssen damit leben das das Schlüsselbein eventuell zugunsten eines Brustkorbs und Gesichts geopfert wird.
07.06.2010 17:10
[1]
weil der Gurt vergleichsweise einfach aufgebaut istfunktioniert er halt auch....

jeglicher schnickschnack der halb-intelligent (=ganz dumm) irgendwas erkennen und darauf dynamisch reagieren soll ist ein quell fuer fehlerhaftes funktionieren.
Martin Hiltmann
08.06.2010 02:03
stimmt nicht mehr ganzSoooo einfach sind die verschiedenen Gurtstraffer-Systeme auch grade nicht. Der Sicherheitsgurt ist schon lange kein "einfaches und nahezu statisches" System mehr.
Allmächtiger Satan
07.06.2010 17:40
Ihrer Logik zufolge dürften Autos also keine Airbags haben, die arbeiten ja auch mit fehleranfälligen Sensoren und dynamisch agierenden Gaskartuschen.
07.06.2010 19:27
stimmt.Wenns zB einen Citroen haben, ist die Wahrscheinlichkeit ungleich höher ein ständig leuchtendes Airbag-Warnbirndl zu haben und deshalb nicht zu wissen, ob's im Bedarfsfall auch funktionieren kann. Das ist nicht nur bei einem Auto und die Fachwerkstätten machen innert der Garantiezeit jedenfalls nix Wirksames.

"Pickens ein Isolierband drüber, jaja, das funktioniert schon alles." O-Ton eines Werkstattmitarbeiters.
Allmächtiger Satan
07.06.2010 19:33
Wenn Gurte Warnlampen hätten, würden die auch öfter leuchten, als der Gurt kaputt ist oder nicht leuchten, wenn er mal kaputt ist. Das haben Warnsysteme so an sich.

Gehn's halt zu Fuss und verlassen sich auf die grünen und roten Ampeln.
07.06.2010 17:08
[4]
Ich hatte wohl einen der Unfälle, den man nur überleben kann, wenn man -nicht- angegurtet ist. War noch in den 70-ern.
Da das sehr wahrscheinlich ein 1:1.000.000 Fall war, fahre ich seither nur noch mit Gurt und der Umstand hat mir auch schon mal das Leben gerettet. Die lädierte Schulter habe ich da gerne in Kauf genommen.
Neuer Nick neues Glück
08.06.2010 11:32
[6]
Vielleicht solltest du einfach nicht autofahren.
Zwei fast tödliche Unfälle klingt nicht danach, als würdest du das Gefährt beherrschen.

Aber vermutlich waren immer die Anderen schuld...
08.06.2010 14:31
[3]
Und wenn du dann mal groß bist, kannst auch über was reden, wo du Bescheid weißt. Versprochen.
07.06.2010 16:25
Der Chong behauptet folgendes"Knochenbrüche" => "erhöhtes Sterberisiko"

Meiner Meinung nach müsste es lauten:
"Schwerer Unfall" => "Knochenbrüche" und "erhöhtes Sterberisiko"
07.06.2010 15:17
[8]
wenn ich wählen darfzwischen schlüsselbein- oder armbruch einerseits oder einem lenkrad in der lunge bzw. dem kopf in der windschutzscheibe, dann brauche ich nicht lange überlegen wofür ich mich entscheide
07.06.2010 18:05
[1]
jo ehhier geht's aber um die nächste Stufe. Lenkrad vermieden, aber Knochenbrüche auch. Und wenn das möglich ist, wäre ich schon schwer dafür.
08.06.2010 08:29
kein problem - schau'n sie mal 'seriennahe' rennfahrzeuge an. da sehen sie, wie so etwas funktioniert. wie oben schon gesagt - ist halt furchtbar unpraktisch, wenn ich nur um semmerln fahr...
08.06.2010 09:52
kein Problemvor 40 Jahren hat weniger Rechnerleistung als heute in einem Handy steckt ganze Hallen gefüllt. Man nennt sowas Weiterentwicklung.
08.06.2010 13:40
[1]
wie soll die weiterentwicklung aussehen?natürlich bringt ein adaptives gurtsystem, dass der negativbeschleunigung entgegenwirkt, etwas.
was aber wollen sie mit den armen machen? sprichwörtlich in watte packen?
oder auch irgendwo befestigen?

mein aktuelles strassenfahrzeug bietet hier sicher einen guten Standard - wenn's mal kracht, polstern mich glaub ich neun airbags rundum gut ein.
aber ich bin überzeugt, dass -je nach unfallhergang und -geschwindigkeit- auch das nicht ohne blessuren abgehen wird.

und noch ein wort zur psychologie - ich hielte es auch für grundfalsch, wenn man nicht mehr fürchten müsste, bei einem unfall selbst verletzt zu werden. das würde bei manchen menschen die hemmschwelle zum wahnsinn absolut ausser kraft setzen.
09.06.2010 17:40
Ad Psychologiedann müßten Sie alle Sucherheitssysteme verbieten
ad Weiterentwicklung: über Gestaltung des Innenraums läßt sich schon viel machen - ich möchte aber Experten nicht vorgreifen, das sind kreative Köpfe, denen sicher viel einfällt, so man sie darauf losläßt.
07.06.2010 15:38
[4]
es gibt aber leider immer noch genug leute, die sich für die windschutzscheibe entscheiden, weil das ja so ein schönes glasbruchmuster gibt, wenn das köpfchen reindonnert...

Dienstag, 3. Januar 2012

Falscher Patriotismus ! Perfekt Erklärt !

Media Banned Commercial: Ron Paul 2012 (Unofficial)

FAZ: EUSA unzufrieden mit Ungarns Zentralbankplänen


Verfassungsänderungen in Ungarn EU will nicht mit Orbán über Finanzhilfen verhandeln

03.01.2012 ·  Die europäische Kommission ist wegen der Staatsreformen in Ungarn nicht bereit, mit der Regierung von Ministerpräsident Orbán über nötige Finanzhilfen für das Land zu verhandeln. Am Montagabend demonstrierten zehntausende Ungarn gegen die Verfassungsreform.
Von Nikolas Busse, Reinhard Olt
© REUTERS Vor der Oper: Zehntausende Ungarn demonstrieren gegen die neue und ihrer Meinung nach undemokratischerere Verfassung Ungarns.
 
Die Europäische Kommission hat weiter Zweifel daran, dass die jüngsten Staatsreformen in Ungarn den EU-Standards entsprechen, und ist besonders wegen des neuen Zentralbankgesetzes nicht bereit, mit der Regierung Orbán über dringend benötigte Finanzhilfen für das Land zu verhandeln. Hier gehe es nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern auch um das „rechtliche Umfeld“, sagte ein Sprecher der Kommission am Dienstag in Brüssel. In Budapest hatten am Montagabend Zehntausende Menschen gegen ihre Regierung demonstriert.
Der Kommissionssprecher wies darauf hin, dass die EU-Behörde der Budapester Regierung schon Ende vorigen Jahres mehrfach die Sorge vorgetragen habe, dass die ungarische Zentralbank durch ihre neue gesetzliche Grundlage an Unabhängigkeit verliere. Das stehe womöglich in Widerspruch zu Artikel 130 des EU-Vertrages, der vorschreibt, dass die Notenbanken in der EU keinen Weisungen nationaler Institutionen unterliegend dürfen.
Das Ende Dezember vom Parlament in Budapest verabschiedete Gesetz sieht unter anderem vor, mehr politische Vertreter in den mit der Geldpolitik befassten Zentralbankrat zu entsenden; auch schränkt es die Kompetenz des Zentralbankgouverneurs ein. Das hochverschuldete Ungarn will von der EU und vom Internationalen Währungsfonds ähnliche Hilfen, wie sie die Euro-Länder Griechenland, Irland und Portugal erhalten haben. Vorgespräche in Budapest waren im Dezember wegen des neuen Zentralbankgesetzes abgebrochen worden.
Kommissionspräsident Barroso, Justizkommissarin Reding und Währungskommissar Rehn hatten im Dezember insgesamt fünf Briefe an die ungarische Regierung geschrieben, in denen sie Auskunft über einzelne Aspekte der ungarischen Reformen erbaten, zu denen neben einer neuen Verfassung weitere zentrale Gesetze gehören. Der Kommissionssprecher sagte, derzeit würden die ungarischen Rechtstexte und die Antworten der Budapester Regierung vom juristischen Dienst der Kommission auf ihre Vereinbarkeit mit EU-Recht überprüft. In Brüssel war zu hören, dass die Kommission nicht zufrieden sei mit den Antworten aus Budapest und erwäge, juristisch gegen Ungarn vorzugehen. Das könne noch vor Ende des Monats förmlich beschlossen werden.
Zu den Vorgängen, die in der Kommission genau verfolgt werden, gehört auch immer noch die Medienfreiheit in Ungarn. Ein Kommissionssprecher sagte, man prüfe, ob es mit dem EU-Recht für die Frequenzvergabe vereinbar sei, dass dem einzigen oppositionellen Rundfunksender „Klubradio“ die Frequenz entzogen wurde.
("Deswegen demonstrieren die Menschen! Die ZB Reform wird hingegen begrüßt, das wird in diesem Artikel bewusst vermischt und falsch dargestellt.")

Kommission sieht rechtliche Möglichkeiten weitgehend erschöpft

Womöglich gebe es da keine Verstöße, weshalb man dann allgemeiner die Beachtung der Medienfreiheit in Ungarn prüfen müsse. Dieses Thema sei auch nach der von der Kommission im vorigen Jahr erzwungenen Überarbeitung des ungarischen Mediengesetzes „nie vom Tisch gewesen“. Offenbar sieht die Kommission ihre rechtlichen Möglichkeiten hier aber als weitgehend erschöpft an, denn der Sprecher verwies darauf, dass solche Fälle auch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht werden könnten.
Kurz vor Weihnachten hatte auch die amerikanische Außenministerin Clinton einen Brief an Ministerpräsident Orbán geschickt, in dem sie sich darüber beklagte, dass wiederholte amerikanische Einwände gegen die ungarischen Reformen nicht zu einem „ernsthaften Überdenken dieser Gesetze geführt hat“. Frau Clinton kritisierte ebenfalls die Justizreform und das Mediengesetz, nannte aber auch das Kirchenrecht. „Auswärtigen Beobachtern fällt auf, dass die Regeln zur Anerkennung von Religionen höchst umständlich sind und einer Zweidrittelmehrheit im Parlament bedürfen, was dieses grundlegende Menschenrecht unnötig politisiert.“ Sie forderte Orbán auf, die Gesetze zu verändern.

Die Massen skandierten „Nieder mit Orbán“

Die Demonstration vom Montagabend in Budapest, die von zivilgesellschaftlichen Gruppen und Oppositionspolitikern organisiert worden war, konzentrierte sich auf den Platz vor der Staatsoper, in der in Anwesenheit von Staatspräsident Schmitt, Orbán sowie des gesamten Kabinetts eine Gala aus Anlass des Inkrafttretens der neuen Verfassung stattfand. Viele Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift „Genug“ sowie „Orbáns Diktatur“, die Massen skandierten Slogans wie „Nieder mit Orbán“. Der sozialistische Abgeordnete Tibor Szanyi rief unter dem Beifall der Menge, zu der auch der frühere sozialistische Regierungschef Gyurcsány, der jetzt die parlamentarische Splittergruppe Demokratische Koalition führt, und der vormalige Finanzminister Bokros – er ist jetzt Europaparlamentarier – gehörten, Orbán habe „Ungarn von einem verheißungsvollen Ort zu Europas dunkelstem Fleck verwandelt“.
Mit dem Protest gegen die im April vergangenen Jahres von dem Parteienbündnis aus Bürgerallianz (Fidesz) und Christdemokratischer Volkspartei (KDNP), die seit der Wahl im Frühjahr 2010 im Parlament über eine Zweidrittelmehrheit verfügen, gegen die Stimmen der Opposition verabschiedete Verfassung verbanden die Initiatoren Kritik an zahlreichen Maßnahmen der nationalkonservativen Regierung Orbán, welche die „fundamentale und nachhaltige Umgestaltung Ungarns“ zum Ziel haben. Nach Ansicht der Kritiker hat die Regierungsmehrheit die Rechte des Verfassungsgerichts eingeschränkt und die Unabhängigkeit von Justiz und Presse eingeschränkt.
Die Veränderungen im Justizwesen und auf dem Gebiet des Rechtsschutzes betreffen vornehmlich die Höchstgerichtsbarkeit. So tritt an die Stelle des Obersten Gerichts die so genannte „Kurie“, deren Vorsitzender auf Empfehlung des Staatspräsidenten im Parlament mit Zweidrittelmehrheit für neun Jahre gewählt wird. Sodann wird die bisherige Altersgrenze für Richter von 70 Jahren auf die allgemeine Pensionierungsgrenze von 62 Jahren herabgesetzt. Davon ausgenommen sind allerdings der Präsident der „Kurie“ sowie der ebenfalls auf neun Jahre gewählte Generalstaatsanwalt.

Präsident der Zentralbank wird für sechs Jahre bestellt

Gemäß dem neuen Gesetz über die Zentralbank wird deren Präsident weiterhin für sechs Jahre durch den Staatspräsidenten bestellt, der aber das Recht der Ernennung von Vizepräsidenten erhält. Neu ist auch die Schaffung eines Budgetrats, dessen Billigung des Staatshaushalts Voraussetzung für die parlamentarische Beschlussfassung ist.
Zudem hat die Regierung Orbán etliche im Verfassungsrang stehende Rahmengesetze verabschiedet, so zur gesetzlichen Regelung der Verteilung öffentlicher Lasten, zur Wahrung des Nationalvermögens, zum Schutz der Familien sowie zu den Abgeordneten-Diäten und zur Vergabe staatlicher Auszeichnungen. Alle diese Regelungen können künftig nur noch entweder mit einer Verfassungsänderung oder einer ebenfalls wieder mit Zweidrittelmehrheit zu beschließenden Novellierung geändert werden.

Verfügungen über Höhe der Staatsschulden

In der neuen Verfassung sind auch Verfügungen über die Höhe der Staatsschulden getroffen. Wenn sie die Hälfte des Bruttonationalprodukts übersteigen, darf das Parlament nur ein Budget verabschieden, das die Senkung der Staatsschulden festschreibt. Zudem darf während des Haushaltsvollzugs kein Kredit aufgenommen werden, der zur Erhöhung der Schulden führt. Von diesen Regelungen darf nur in Sonderfällen abgewichen werden, beispielsweise bei „dauerhaftem und bedeutendem Rückfall der ungarischen Volkswirtschaft“.
Proteste richten sich ebenfalls gegen den kurz vor Jahreswechsel im Parlament beschlossenen Verfassungszusatz, wonach die jetzt oppositionelle Sozialistische Partei (MSZP) als Rechtsnachfolgerin der kommunistischen Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSZMP) „in jeder Hinsicht die Verantwortung für die Verbrechen des Kommunismus“ teile. Weiter heißt es in dem Verfassungszusatz, dass die „Führer der kommunistischen Diktatur bisher nicht zur Verantwortung gezogen worden“ seien und daher jetzt „die den Leitern des früheren Regimes gesicherte staatliche Pension und andere Vergünstigungen verringert werden“ könnten. Die Demonstration vom Montagabend wurde von einem starken Polizeiaufgebot begleitet; trotz einer Gegendemonstration Rechtsradikaler verlief sie friedlich.
Quelle: F.A.Z.