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© F.A.Z. Der Schuldenberg vieler Unternehmen wird in den kommenden Jahren zu einer immer größeren Bedrohung, zeigt eine Studie der Ratingagentur Standard & Poor's. Bessere operative Ergebnisse alleine können die Finanzierungsprobleme kaum lösen.17. Juni 2010Der hohe Schuldenberg, der vielen Unternehmen in den vergangenen Jahren insbesondere durch Private-Equity-Gesellschaften aufgebürdet wurde, wird in den kommenden zwei bis drei Jahren zu einer immer größeren Bedrohung. In den Blickpunkt rücken insbesondere die Jahre 2014 und 2015, weil ein Großteil der mit viel Fremdkapital finanzierten Firmenübernahmen in den Jahren 2006 und 2007 erfolgte und diese Kredite typischerweise nach sieben bis neun Jahren fällig werden. Besonders gefährdet sind dabei Unternehmen mit einer schlechten Bonitätseinstufung, weil die Banken ihre Kreditvergabe in den kommenden Jahren in diesem Bereich wohl am deutlichsten zurückfahren werden, heißt es in der Finanzwelt. Damit wird die Anschlussfinanzierung dieser Unternehmenskredite gefährdet oder zumindest erheblich erschwert. Unternehmen müssen künftig riesige Summen refinanzierenLaut einer Analyse der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) werden in Europa im Jahr 2014 Kredite von knapp 37 Milliarden Euro in den Bilanzen von Unternehmen mit einer Bonitätsnote von „BB+“ oder schlechter fällig, im Jahr 2015 wächst diese Summe auf gut 44 Milliarden Euro an. In Amerika sind anstehende Kreditrückzahlungen im spekulativen Bonitätsbereich sogar noch weitaus höher: 2013 werden dort fast 300 Milliarden Dollar fällig, 2014 dann rund 400 Milliarden Dollar. Entstanden sind diese Schuldenberge, weil die Banken seinerzeit die Kredite zur Übernahme von Unternehmen zu sehr günstigen Konditionen zur Verfügung stellten. Die Unternehmenseigner gingen wiederum davon aus, dass die Rückzahlung durch hohe operative Gewinne ihrer Portfoliofirmen in den Folgejahren gesichert sei. Die globale Rezession und die damit verbundenen Umsatz- und Gewinnrückgänge haben diese Finanzierungsmodelle jedoch ausgehebelt, in vielen Fällen wurden die Kreditklauseln gebrochen. Die inzwischen begonnene wirtschaftliche Erholung und die sich abzeichnenden besseren operativen Ergebnisse reichen nach Ansicht von Marktbeobachtern nicht aus, um die entstandenen Finanzierungsprobleme auf breiter Front zu lösen. Zum Thema Die Banken drängen deshalb in Refinanzierungsverhandlungen darauf, dass die Unternehmenseigner Eigenkapital nachschießen oder neue Investoren mit ins Boot holen. Zudem verlangen sie immer häufiger, dass Unternehmenssparten oder Tochtergesellschaften verkauft werden, um die Liquidität der betroffenen Betriebe zu verbessern. Im Gegenzug sind die Banken vom Grundsatz her bereit, die Tilgungszeit der laufenden Kredite zu strecken oder die Kreditkosten vorübergehend zu senken. Einen teilweisen Schuldenerlass versuchen insbesondere deutsche Banken noch zu vermeiden, während es von ausländischen Instituten heißt, dass sie ihre Unternehmenskredite schon deutlich abgeschrieben haben. Kommt es zu Refinanzierungsproblemen?Bei S&P geht man nun davon aus, dass die Ausfallquote der europäischen Unternehmenskredite mit schlechter Bonität bis Jahresende 8,7 Prozent erreichen und damit deutlich über dem zyklischen Durchschnitt von 4 Prozent liegen wird. Als Alternative zum Bankkredit könnten die betroffenen Unternehmen auch versuchen, sich über den Anleihemarkt neue Mittel zu beschaffen, um einen Teil ihrer Altschulden abzulösen. Dieser Weg wird auch von immer mehr Betrieben beschritten. Laut S&P wurden in den ersten vier Monaten dieses Jahres insgesamt 19 Milliarden Euro an Unternehmensanleihen mit spekulativer Bonität am Markt plaziert, im Gesamtjahr 2009 waren es 24,5 Milliarden Euro gewesen. Von diesen neu eingesammelten Geldern seien im vergangenen Jahr 12,4 Milliarden Euro zur Schuldentilgung bei den Banken verwendet worden. Aufgrund der jüngsten Unruhen an den Kapitalmärkten infolge der Krise einiger Euro-Länder sei der Anleihemarkt in diesem Segment in den vergangenen Wochen allerdings plötzlich zum Erliegen gekommen, heißt es. Text: hpa., F.A.Z.
#Quelle http://www.faz.net/s/Rub09A305833E12405A808EF01024D15375/Doc~EC4D503BCAC0C474AAA1F2CA48BC4C6AE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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