Montag, 12. Juli 2010

FAZ: Der Rothschildpark öffnet sich zur Stadt

Grüne Achse

Der Rothschildpark öffnet sich zur Stadt

Mit Hilfe privater Investoren konnte der Frankfurter Rothschildpark erweitert werden. Die historische Grünanlage präsentiert sich nun als grüne Achse am Übergang von der Innenstadt ins Westend.



Grün  gewinnt: Beim Bau des Opernturms blieb Platz, um den Rothschildpark zur  Bockenheimer Landstraße zu öffnen.

Grün gewinnt: Beim Bau des Opernturms blieb Platz, um den Rothschildpark zur Bockenheimer Landstraße zu öffnen.

12. Juli 2010

Dass eine Grünanlage auf Kosten einer Baufläche für ein Hochhaus vergrößert wird, mutet in Frankfurt immer noch erstaunlich an. Tatsächlich sei aber genau dies ein weiteres Beispiel für die Entwicklung der Stadt zu einer „Green City“, meint Umweltdezernentin Manuela Rottmann (Die Grünen). Unmittelbar neben der Innenstadt und am Rand des Bankenviertels – also einem Standort, an dem Investoren hohe Preise für Bauland zahlen – seien so rund 10.000 Quadratmeter öffentlich zugängliche Grünfläche neu geschaffen worden. ("das bedeuted die Rothschilds besitzen derartig viele Gründstücke in diesem Areal dass es sich für sie als lohnende Investition darstellt,da es durch den Park zu einer Erhöhung des qm² Preises kommt")Dies sagte Rottmann während einer Feierstunde im Rothschildpark, der nach historischem Vorbild umgestaltet und im Süden bis zur Bockenheimer Landstraße erweitert worden ist.

Ein neues Hochhaus, in Gestalt des Opernturms, ist zwar am Rand des Rothschildparks an der Ecke von Bockenheimer Landstraße und Reuterweg trotzdem gebaut und 2009 von der Schweizer Großbank UBS bezogen worden. Dass aber das zusätzliche Grün geschaffen werden konnte, ist auch ein Verdienst von Tishman Speyer: Der Bauherr hatte die zur Park-Erweiterung nötige Fläche der Stadt überlassen, während diese im Gegenzug einen schlankeren, aber deutlich höheren Hochhausbau zugelassen hatte. Nachdem die BHF-Bank ebenso ein rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung gestellt und eine Tiefgaragen-Einfahrt verlegt hatte, war im Wortsinn der Weg frei: Der Park, der einst die erste private Gartenanlage der Frankfurter Rothschild-Familie war, konnte zur Bockenheimer Landstraße geöffnet werden.

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Einladende Blicke in den Park

Saniert: Der Turm im Park stammt von den Rothschilds.

Saniert: Der Turm im Park stammt von den Rothschilds.

Zwei breite Zugangswege, weitläufige Rasenflächen und einladende Blicke in den Park zeichnen nun das neue Entree zwischen den beiden Hochhäusern aus. Am Fuß des Opernturms bietet ein Gastronomiebetrieb eine Terrasse zum Park, der auch sonst viel belebter wirkt als zuvor. Die Idee, den Park zu öffnen, hatte der Architekt des Opernturms, Christoph Mäckler. Insgesamt ist die Grünanlage zwischen Reuterweg, Staufenstraße, Oberlindau und Bockenheimer Landstraße ansprechender und besser einsehbar gestaltet worden. Die Bepflanzung entlang der Straßen wurde gestutzt, die neugotische Turmruine in der Parkmitte renoviert. Der Spielplatz ist erneuert, und die schnurgeraden Wege haben einen geschwungenen Verlauf bekommen. 43 Bäume und viele Sträucher seien gepflanzt, dabei aber Sichtbeziehungen erhalten und neu betont worden, hob Gartenarchitektin Adelheid Schönborn hervor.

Schönborn erinnerte an die Ursprünge des Rothschildparks, der mit 4,5 Hektar nun wieder annähernd seine alte Größe erhalten habe. Das von Bankier Amschel Mayer von Rothschild (1773–1855) im Jahr 1812 erworbene und damals am Rand der Stadt gelegene Grundstück habe zunächst die Struktur eines Obst- und Gemüsegartens gehabt. Von 1818 an sei es sukzessive erweitert und im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestaltet worden. Drei Generationen der Familie nutzten den Park, den Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 1938 an die Stadt abtreten musste. Das einst zur Bockenheimer Landstraße hin gelegene und im Weltkrieg zerstörte Palais Rothschild wurde nicht wieder aufgebaut. Seit 1951 ist der Park als städtische Grünanlage öffentlich zugänglich.

800.000 Euro von Tishman Speyer

Trotz seiner Geschichte sei der Park nun bewusst so gestaltet worden, dass er heutigen Ansprüchen an innerstädtische Grünanlagen gerecht werde, sagte Rottmann. 1,4 Millionen Euro seien investiert worden, davon trage Tishman Speyer rund 800.000 Euro. Zudem werde die Pflege des Grüns während der nächsten fünf Jahre von am Park ansässigen Unternehmen finanziert. Rottmann zeigte sich überzeugt, dass der Park wegen seiner Geschichte in touristischen Stadtplänen seinen Platz erhalten werde.

Noch wichtiger sei aber, dass der Park stärker ins Bewusstsein der im Stadtteil wohnenden und arbeitenden Bürger gerückt werde. Dass dies dank privater Investoren gelingen könne, wecke die Hoffnung, dass auch an anderer Stelle in der Stadt Unternehmen mehr Gärten und Grünflächen anlegen und öffentlich zugänglich machen würden.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Wolfgang Eilmes

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