Mittwoch, 18. August 2010

Detailierter Bericht von Francois Jozic zur Schließung der NOA Bank durch die BaFin

Am 24. Juni 2010, saß ich gerade in meinem Büro, um das Treffen mit der BaFin, welches ich seit zwei Wochen geplant hatte, vorzubereiten. Der Grund für dieses Treffen, war die Finanzaufsicht auf den neuesten Stand mit den aktuellen Entwicklungen der Bank zu bringen.

Grundsätzlich hatte ich vor, die gegenwärtigen Verhandlungen und Maßnahmen zu erklären, die ich seit Mai unternommen habe um das Eigenkapital der Bank zu erhöhen. Wie ich es bereits mehrere Male in der Presse und auch meinem Blog bekannt gegeben habe, hält die Bank Ausschau nach einer Kapitalerhöhung von 10 Mio. € zum Jahresende, um ihre Mission in der Vergabe neuer Kredite einhalten zu können.

Tatsächlich habe ich der BaFin, bei unserem letzten Gespräch in der ersten Maiwoche, versprochen, sie regelmäßig über meine unterschiedlichen Maßnahmen zu informieren. Und das alles in dem Bewusstsein, dass diese Maßnahmen noch einige Monate benötigen.

Ich hatte gute Neuigkeiten: Eine Vereinbarung wurde mit einer Gruppe Investoren getroffen, welche 5 Mio. € in die Bank einbringen würden. Natürlich nach dem Abschluss einer „due diligence“ und zusätzlichen Verhandlungen über die Details. Dies wird noch einige Wochen Zeit benötigen. Zudem liefen andere Gespräche auch sehr positiv.

Das zweite wichtige Element war es, gegenüber der BaFin zum Monatsende klarzustellen, dass die Bank sich dazu entschieden hat auch kein Festgeld mehr anzunehmen. Wir wollten diesen Schritt gehen, da die Einlagen immer noch stetig anwuchsen und wir kurz davor standen 300 Mio. € zu erreichen. Dies sahen wir als das Maximum an.

Aber meine Konzentration wurde von unserem internen Anwalt, der mein Büro mit einem Fax von der BaFin in der Hand betrat, gestört. Es war 10.34 und das Fax erst kurz vorher bei uns eingegangen.

Die BaFin hatte an diesem Morgen formal entschieden, dass die Bank keine Einlagen mehr annehmen und auch keine Kredite mehr vergeben darf. Diese Entscheidung wurde durch ein Fax bekanntgegeben und von einem Einsatz, exakt 5 Minuten später, untermauert.
Drei Beamte der Bundesbank betraten energisch die Bank. Eine Kopie des Faxes, hielten sie in ihren Händen und machten allen Angestellten sofort und unmissverständlich klar, dass es ab sofort verboten sei, Einlagen zu vergeben und Kredite anzunehmen.

Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig die Begründung der BaFin zu verstehen. Sie besteht wesentlich aus 4 Argumenten:

1. Die BaFin vertritt die Auffassung, dass durch die Verluste, die die Bank im Jahr 2009 gemacht hat, zukünftige Schwierigkeiten für die Bank entstehen könnten. Diese Auffassung wird verstärkt durch die Tatsache, dass die Bank mit dem minimal erforderlichen Eigenkapital geführt wird.

Die Fakten sind richtig, aber die BaFin berücksichtigt nicht, dass:
- die Verluste der Bank zu 80 % auf den vorherigen Eigentümer zurückzuführen waren und auch von ihm getragen wurden
- die Bank tatsächlich in den ersten vier Monaten des Jahres 2010 einen Verlust hatte, aber einen Profit im Mai 2010 gemacht hat. Dies zeigt einen deutlich positiven Trend
- die Verluste durch Eigenkapital aufgefangen oder vergleichbar durch die Eigentümer ausgeglichen wurden

2. Um zukünftige potentielle Probleme zu vermeiden, hat die BaFin das Recht Ausnahmeregelungen auf die Berechnung des Eigenkapitals anzuwenden.

Wenn diese Ausnahmeregelungen angewendet werden, würde die noa bank unter der Eigenkapitalquote von 8 % liegen. Deshalb sieht die BaFin das Risiko, dass die Bank ihre Eigenkapitalquote nicht erfüllen kann.

Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die BaFin diese Ausnahmeregelung zur Anwendung bringen kann, sie ist dazu nicht gezwungen.

Wie auch immer, die BaFin hat sich dazu entschieden, dies zur Anwendung kommen zu lassen. Dies führt dazu, dass die Eigenkapitalquote der Bank unter der 8 % Quote liegt.

Genauer gesagt, die BaFin hat die Bank dazu aufgefordert ihr Eigenkapital innerhalb von zwei Wochen um zwei Mio. € anzuheben.

Wie bereits gesagt, beschwere ich mich gar nicht über das Prinzip einer Eigenkapitalerhöhung. Meine Beunruhigung beruht auf dem Timing und den Hintergründen dieser Dringlichkeit.

3. Die BaFin ist der Auffassung, dass die noa bank ihr Geschäftsmodell verändert hat.

Das Argument scheint komisch zu klingen, aber die BaFin ist der Meinung dass das Geschäftsmodell das ihnen im Frühjahr 2009 präsentiert wurde, von dem Geschäftsmodell, welches sie im November 2009 zu sehen bekamen, absolut verschieden sei.

Im März 2009 wurde der BaFin das Geschäftsmodell von noa vorgestellt. Es wurde klargestellt, dass wir kleine und mittelständische Unternehmen durch verschiedene Produkte unterstützen und zudem Giro-, Tages- und Festgeldkonten anbieten.

Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht präsentiert wurde, war die Durchführung unserer Strategie: Unser Ansatz für das Marketing, die Nutzung von „Social Media“ und die vier Themenbereiche. Dass noa bank ein solcher Erfolg werden würde, wussten wir vorher nicht!

4. Dies ist eine Formsache, aber die BaFin denkt, dass wir Teil einer Gruppe sind. Deswegen sollte bei der Beurteilung der Solvabilität von noa nicht nur die Bank alleine, sondern die ganze Gruppe mit einbezogen werden. Das nennt man auch „Gruppenkonsolidierung“. Rechtlich ist dies korrekt, aber das wussten wir nicht. Zudem führt diese Konsolidierung zu einer noch restriktiveren Betrachtung unserer Eigenkapitalquote. Sofort am 24. Juni, schlug ich eine neue Struktur vor, um das Problem der Konsolidierung zu beheben und eine viel bessere Situation für die Bank zu schaffen. Diese Lösung wird bis jetzt ignoriert.

Am Ende ist das wesentliche Element der BaFin Entscheidung, zwei Millionen € Eigenkapital zu finden. Und das schnell.

2 Mio. € in ein paar Wochen aufzutreiben ist keine einfache Aufgabe. Es war tatsächlich eine der schwierigsten Herausforderungen in meinem Leben.

Man braucht dazu Zeit, Energie, Kontakte und die richtige Argumentationslinie, damit Investoren einen solchen Betrag in einer solch kurzen Zeit aufbringen.

Nach zwei Wochen voller schlafloser Nächte, Stunden des Erklärens und Verhandelns, konnte ich eine Einigung mit einem Investor erzielen. Gegenwärtig finalisieren wir die Vereinbarung und bereiten die Kapitalerhöhung vor. Das frische Kapital wird die Bank in der kommenden Woche, am 26. Juli, erhalten.

Die Bundesbank und die BaFin wollten, dass wir die Bank verkleinern, durch die Senkung der Zinsen. Diesem Wunsch haben wir nachgegeben und haben die Zinsen auf unsere Tagesgeldkonten von 2,2 % auf 1,5 % gesenkt. Dadurch konnten wir zwei Ziele erreichen:

1. Wir sendeten ein klares Signal an die Behörden, dass die Bank bereit dazu ist, sich langsamer weiterzuentwickeln

2. Wir erhöhten unsere Profitabilität wesentlich, da die BaFin besorgt war, dass wir in der Zukunft weitere Verluste machen könnten

Überzeugt davon, dass wir die von den Behörden erwarteten und kurzfristigen Maßnahmen getroffen hatten und zudem noch die Kapitalerhöhung weiter voran trieben, hatte Herr Brenig, unser neuer Marktfolge Vorstand, ein Treffen mit der BaFin um unsere neuen Planungen vorzustellen.

Das Treffen war für den letzten Donnerstag, den 15. Juli 2010 um 10 Uhr morgens angesetzt.

Herr Brenig ist ein sehr erfahrener Banker. Er trat uns zum 1. Juli 2010, inmitten des Sturms, bei. Ich muss zugeben, dass ich von seiner starken Persönlichkeit, seiner Professionalität und seiner Gelassenheit sehr beeindruckt bin. Er ist realistisch und hat einen sehr pragmatischen Ansatz übernommen, um die gegenwärtige Situation zu überwinden.

Deswegen nahm er den Weg zu seinem Treffen mit den Aufsichtsbehörden, mit einigem Selbstvertrauen auf.

Zwei Stunden später sah ich einen besorgten Mann mein Büro betreten.

Seinen Aussagen nach hatten ihm die Behörden, bei der Erklärung der gegenwärtigen Maßnahmen, kaum zugehört. Ihnen war eine Kapitalerhöhung von zwei Mio. € nicht genug und sie verlangten weit mehr Kapital. 10 bis 15 Mio. € müssten die Eigentümer bis Ende des Monats bringen.

Natürlich musste Herr Brenig zwischen den Zeilen lesen und das, was er mir mitteilte, wurde zudem noch durch seine eigene Interpretation gefiltert.

Aber was ist der Punkt? Ein Missverständnis zwischen den Aufsichtsbehörden und der Geschäftsführung der Bank? Wenn nicht bezüglich der Summe der Kapitalerhöhung, dann vielleicht bezüglich des Timings? Oder haben wir hier ein verrücktes Szenario, bei dem die Aufsichtsbehörden von jetzt an von der noa bank verlangen, eine Eigenkapitalquote von 30 % zu haben?

Warum wenden die Aufsichtsbehörden auf noa viel striktere Regeln als auf jede andere Bank an?

Sind hier etwa dunkle Mächte am Werk? Die Personen bei der BaFin, die für unseren Fall verantwortlich sind, welchen ich persönlich sehr dankbar bin für alles, was sie während dem Start von noa für die Bank getan haben, haben mehrere Male einige obskure Dinge erwähnt:

- anonyme Briefe
- anonyme Anrufe
- Druck von oben

Das Ziel für das Manöver ist immer das Gleiche: mich persönlich und das Geschäftsmodell der Bank zu diskreditieren.

Und diesmal funktionierte das Manöver. Am 5. Juli begann der Prüfungsverband Deutscher Banken seine jährliche Prüfung. Es wird noch vier Wochen dauern und ich hoffe, dass sie die Bank fair beurteilen werden.

Das ist gegenwärtig die einzige Sache, um die ich bitte: eine faire Behandlung für die noa bank.

- keine strikteren Regeln als bei anderen Banken
- eine faire Interpretation bei Anwendung der Gesetze
- einen angemessenen Aufschub, um Lösungen zu bringen oder Belange zu klären

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Es geht nicht darum die Bank selbst zu fördern, aber um noas Vision, eine Idee. Die Idee einer Welt, beherrscht von der finanziellen Demokratie. Wir, die Bürger, sollten entscheiden, was mit unserem Geld geschieht und nicht die großen Finanzinstitutionen.

Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Traum zusammen fortbestehen lassen können.

Letztlich, möchte ich noch ein Wort an die Kunden der noa bank richten: Am 25. Juni musste die noa bankbekannt geben, keine weiteren Einlagen mehr anzunehmen. Es war mit der BaFin „abgestimmt“, falls ich das sagen darf, dass die Gründe für die Entscheidung vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen und das im absoluten Gegensatz zu unserem Prinzip der Transparenz.

Konkret heißt das: Wir mussten gegen unsere AGB verstoßen, mit absoluter Missachtung unserer Kunden. Ich entschuldige mich dafür persönlich, im Namen der Bank, Ihnen allen gegenüber.

Mir tut es noch viel mehr leid für diejenigen, die einen Kredit von noa vor dem 24. Juni gewährt bekommen haben. Denn seit diesem Tage, darf die Bank keine weiteren Kredite mehr vergeben.

Ich habe diesen Blog-Eintrag mit vielen Menschen um mich herum geteilt. Alle die aus dem Bankensektor kommen, sagten mir, dass ich ihn niemals veröffentlichen solle. Ihr Argument: man kämpft nicht mit den Behörden - in jedem Fall wirst du diesen Kampf verlieren. Ich habe aber die Hoffnung, dass die öffentliche Aufforderung nach einer fairen Behandlung in diesem Land kein Verbrechen ist. Ich habe die Hoffnung, dass ich in einer Demokratie wie der in Deutschland, das Recht habe, über meine Sichtweise und meine Ängste zu sprechen ohne dadurch noch schlechter behandelt zu werden.

Ich bin ein Idealist und hoffe, dass es immer noch Platz für Menschen wie mich gibt.

Danke für Ihre Unterstützung und bitte unterschreiben sie unsere Petition auf: www.anderebank.de

Beste Grüße
Ihr Francois Jozic

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