Donnerstag, 4. November 2010

HB: Keine Fusion mit BayernLB: Der Verkauf der WestLB hängt nun an Friedrich Merz

Keine Fusion mit BayernLB: Der Verkauf der WestLB hängt nun an Friedrich Merz

Eine gemeinsame Zukunft von WestLB und BayernLB wird es nicht geben - die Gespräche sind geplatzt. Nun kommt alles auf den ehemaligen Spitzenpolitiker Friedrich Merz an, der den von der EU geforderten Verkauf der WestLB organisieren soll. Das wird nicht einfach.


Friedrich Merz ist nun mehr denn je gefordert. Quelle: dpaLupe

Friedrich Merz ist nun mehr denn je gefordert. Quelle: dpa

hgn/rob/HB. FRANKFURT/DÜSSELDORF. Rund anderthalb Monate nach Ankündigung ihrer Fusionspläne stehen WestLB und BayernLB vor einem Scherbenhaufen. Und dass mit dem Platzen der Fusion auch die Chefs von BayernLB und WestLB, Gerd Häusler und Dietrich Voigtländer, enorm unter Druck geraten. Beide hatten ihr Gewicht für das Projekt in die Waagschale geworfen - auch wenn von Anfang betont wurde, es sei offen, "ob die Gespräche zum Erfolg führen". Gerade für die WestLB wächst nun die Gefahr einer Zerschlagung. Denn die Eigentümer, regionale Sparkassen und das Land Nordrhein-Westfalen, müssen sich auf Druck der EU zurückziehen.

Die WestLB kritisierte den Abbruch der Fusionsgespräche durch die BayernLB. In einer Mitteilung sprach die nordrhein-westfälische Landesbank von einem "vorzeitigen Abbruch". Die BayernLB teilte heute mit, „die Fusionsprüfung mit der WestLB nicht fortzusetzen“. Ein Zusammenschluss zu Deutschlands drittgrößter Bank bringe keine ausreichenden ökonomischen Vorteile: „Maßstab für diese mögliche Fusion war aus Sicht der BayernLB alleine die Frage, ob eine fusionierte Bank eine hinreichend höhere Eigenkapitalrendite erwirtschaften kann, als jedes Haus für sich alleine“, erklärte die Münchener Bank.

Die WestLB nehme die Entscheidung, die Gespräche mit sofortiger Wirkung und noch vor Klärung der entscheidenden inhaltlichen Fragen einzustellen, mit Bedauern zur Kenntnis, teilte sie am Donnerstag mit. "Aus Sicht der WestLB stellten sich die Perspektiven einer fusionierten Bank bereits zu diesem frühen Zeitpunkt positiv dar. Daher wäre eine vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses sinnvoll und aussichtsreich gewesen", erklärte Bankchef Dietrich Voigtländer.

WestLB-Chef Voigtländer bedauerte die Entscheidung und betonte, eine vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses wäre „sinnvoll und aussichtsreich“ gewesen. Sein Geldhaus sei nach seinem Umbau und der Auslagerung milliardenschwerer Risiken ein „attraktiver Fusionspartner“.

Angeblich hakten die Gespräche bereits in den vergangenen Wochen. So sei ein Treffen Mitte Oktober abgesagt worden, in dem eigentlich Details über das Öffnen der Bücher und die damit einhergehende gegenseitige Prüfung der Bilanzen vereinbart werden sollte.

BayernLB und WestLB hatten vereinbart, bis zum Jahresende einen Zusammenschluss zur drittgrößten Bank in Deutschland zu prüfen. Viele Experten waren bereits im Vorfeld skeptisch, was die Pläne betraf. Im Lager der Landesbanken sind bereits zahlreiche Anläufe zu Zusammenschlüssen gescheitert.

Mit dem Ende der Gespräche droht der vor allem vom Bund geforderten Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Bankensektors ein schwerer Rückschlag. Die Landesbanken waren in der Krise mit milliardenschweren Staatshilfen am Leben gehalten worden. Die WestLB muss nach Auflagen der EU-Kommission bis Ende 2011 mehrheitlich in neue Hände kommen. Alternativ ist eine Landesbanken- Fusion möglich. Diese Option favorisieren die WestLB-Eigentümer.

Die WestLB muss nach Auflagen der EU-Kommission bis Ende 2011 mehrheitlich in neue Hände kommen. Mit dem Verkauf wurde der Ex-CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz beauftragt. Auslöser für die Wettbewerbsauflagen waren die milliardenschweren Rettungshilfen, mit denen das Düsseldorfer Institut in der Krise vor dem Kollaps bewahrt wurde. Unter anderem unterstützte der Staat die Auslagerung eines gigantischen Volumens toxischer Wertpapiere in eine so genannte Bad Bank.

Brüssel beäugt die WestLB seit Jahren kritisch. Mehrfach war das Institut in existenzbedrohende Krisen geschlittert - und stets mit Hilfe der Eigentümer gerettet worden. Wie keine andere deutsche Bank stehen die Düsseldorfer damit aus Sicht der EU-Kommission für die über Jahre hinweg praktizierte Wettbewerbsverzerrung im Landesbanken-Sektor.

In Finanzkreisen hieß es nach dem Bekanntwerden des Scheiterns der Fusionspläne, Merz müsse nun die Alternativen vorantreiben. Hierzu könnte theoretisch auch ein Zusammenschluss mit anderen Landesbanken, namentlich der Frankfurter Helaba und der Landesbank Berlin (LBB) gehören. Zeitweise war im Sommer gar über eine Dreier-Kombination spekuliert worden. Allerdings: In einem solchen Projekt würde sich die Komplexität im Vergleich zu der nun verworfenen Kombination BayernLB/WestLB noch deutlich erhöhen. Branchenkenner sehen deshalb kaum Erfolgschancen. "Es war von Anfang an klar, dass die Gespräche zwischen WestLB und BayernLB scheitern", hieß es bei einer großen Investmentbank. "Über Dreierkombinationen braucht man da gar nicht nachdenken."

Seit Jahren wird über eine "Verdichtung" im Landesbanken-Sektor gesprochen - alle Projekte sind bislang aber gescheitert. Das letzte Mal wurde 2007 die marode SachsenLB von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen. Seither wurden unter anderem Fusionen zwischen LBBW und BayernLB, LBBW und WestLB oder auch HSH Nordbank und NordLB diskutiert.

Keine Kommentare: