Plagiats-Affäre
Vgl. auch Guttenberg 2009
Auf siebzig Prozent aller Seiten der Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg finden sich Plagiate. Wer hier am Werk war, wusste, was er tat. Seine Verteidiger ficht das nicht an. Was von ihren Argumenten zu halten ist.
Der Plagiatsgehalt seiner Dissertation ist wohl einzigartig in der jüngeren deutschen Universitätsgeschichte: Karl-Theodor zu Guttenberg
21. Februar 2011
In der Diskussion um die Machart der Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg werden zu seinen Gunsten vier Argumente vorgetragen. Da gibt es das „Die-paar-Fehler“-Argument, das „Alles-Vorverurteilung“-Argument, das „Gibt-es-denn-nichts-Wichtigeres?“-Argument und das „Wir-brauchen-den-Mann“-Argument.
Zunächst zum Wichtigsten, zu den paar Fehlern. Als der Bremer Juraprofessor Fischer-Lescano die Dissertation Guttenbergs auf mögliche Plagiate hin prüfte, hörte er nach acht positiven Funden auf. Das war der Stand am vergangenen Dienstagmorgen. Man hätte da noch davon sprechen können, die Arbeit enthalte „fraglos Fehler“, und glauben, „dass zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder die Urheberschaft anderer nicht kenntlich gemacht wurde“ (Guttenberg am Freitag). Doch schon am Dienstag mochten sich Statistiker fragen, wie viele Zufallsstichproben der Bremer Professor hatte ziehen müssen, um auf seine acht Belege zu kommen.So etwas ist kein „Fehler“
Inzwischen ist bekannt, dass Proben auf jeder zweiten Seite eine hohe Erfolgschance hatten. Die Internetplattform „Guttenplag“ dokumentiert, dass auf 270 von 393 Textseiten unausgewiesene Quellen benutzt wurden. Wer sich Belege dafür anschauen will, kann es auch auf http://gut.greasingwheels.org/ tun. Die längste Lesestrecke, auf der sich bislang kein Plagiat fand, sind die Seiten 39 bis 44, wohingegen beispielsweise zwischen Seite 303 und 359 überhaupt nur drei Seiten ohne Plagiat sind. Das Vorgehen desjenigen, der diese Arbeit geschrieben hat, ist beispiellos in seiner Dreistigkeit. Sie setzt mit einem Plagiat aus einem Zeitungsessay ein, verwendet schon in der zweiten Fußnote Formulierungen aus der „Fischer Länderkunde Nordamerika“, schreibt aus Informationsbroschüren für politische Bildung ab und aus Lesebüchern der Politischen Philosophie, übersetzt amerikanische Aufsätze ohne Quellenangabe, grast durch „graue Literatur“ – also Manuskripte vor ihrer Drucklegung – und Vorträge im Internet und bedient sich aus Hausarbeiten von Studenten. Selbst in Abschnitten mit reiner Sachinformation fand der Autor dafür keine eigenen Worte, sondern lieh sich die Formulierungen aus Seminarreferaten unter hausarbeiten.de aus, um sie als die seinen auszugeben. So etwas ist kein „Fehler“.Denn wie strategisch dabei zu Werk gegangen wurde, zeigen Passagen, in denen aus einem Text erst ausgiebig abgeschrieben wird, um ihn anschließend für etwas anderes als die plagiierten Sätze zu zitieren. Oder, besonders frech: Man schreibt, ohne es zu sagen, einen ganzen Absatz aus einem Aufsatz ab, etwa dem von Michael Stolleis über „Europa nach Nizza“ und setzt ans Ende die Fußnote: „Ebenso Michael Stolleis, ,Europa nach Nizza‘“. Ja, genau: Stolleis sagt dasselbe wie Stolleis. Der Ausdruck „mühevollste Kleinarbeit“, den der Minister in seiner Erklärung zu dem Umständen seiner Promotion bemühte, passt. Eine so aufwendige und liebevoll hergestellte Täuschung findet man in der jüngeren deutschen Universitätsgeschichte nicht so leicht. Wer hier am Werk war, wusste, was er tat, und dass es nicht gestattet ist.
Dem Rechtsstaat in die Kniekehlen treten
Zum Thema
Das führt zur Frage, ob es denn nichts Wichtigeres gibt als Fußnotenschwindel und akademische Unehrlichkeit. Selbstverständlich gibt es Wichtigeres. Es gibt auch Wichtigeres als Steuerhinterziehung, Fahren im angetrunkenen Zustand, das Heraustelefonieren von Lustmädchen aus Untersuchungsgefängnissen durch Ministerpräsidenten, Vulgarität und was nicht noch alles. Soll man darum nicht mehr sagen dürfen, worum es sich handelt? Hier um Täuschung großen Stils, um Unehrlichkeit also. Wer die toten Soldaten in Afghanistan oder die Bundeswehrreform aufbietet, um den Verdacht einer Täuschung mit anschließender Lüge als Petitesse darzustellen, sollte sich mit Vorwürfen, das Plagiat werde politisch instrumentalisiert, zurückhalten. Der Bundestagsabgeordnete Lauterbach (SPD) hat es richtig gesagt: Man kann das Prüfen an den Universitäten einstellen, wenn das Argument, es gebe Wichtigeres, Schule macht. Ein solches Argument ist sogar geeignet, dem Rechtsstaat in die Kniekehlen zu treten.
Wenn der Ehrgeiz gegen Einsicht siegt
Bleibt die Behauptung, dass wir den Mann brauchen. „Right or wrong, my Guttenberg“, wie es Kurt Kister in der „Süddeutschen Zeitung“ unübertroffen zusammenfasste. Ob ein Verteidigungsminister promoviert ist, tut in der Tat nichts zur Sache. Kanzlerin Merkels Spruch aber, sie habe keinen wissenschaftlichen Assistenten ins Kabinett berufen, ist wohlfeil und herablassend gegen Leute, die es mit der Wahrheit und der Leistung ernster nehmen. Denn nicht die juristische Qualität der Arbeit, sondern die Ehrlichkeit ihres Verfassers steht in Frage.Jemanden, der sich einen Karriereabschnitt zusammenfingiert hat und wissenschaftlich posieren wollte, ohne etwas Eigenes anbieten zu können, hat Frau Merkel jedenfalls zum Verteidigungsminister dazubekommen. Man könnte fragen, wie gescheit man sich jemanden vorstellen soll, dessen Ehrgeiz ihn für so wenig so viel hat riskieren lassen. Aber wenn der Ehrgeiz gegen Einsicht siegt, ist man an Regierungstischen natürlich nachsichtig miteinander.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa
Lesermeinungen zum Beitrag
21. Februar 2011 23:04
Die Rolle der FAZ [136]
Hans Kopp (harzer_bursche)
Meine Hochachtung der FAZ, deren politische Grundhaltung ich oft nicht teile und der ich eine so entschiedene Meinung in der Angelegenheit um den politischen Parvenü nicht zutraute. Insbesondere von der 'Welt' und anderen Springer-Medien heben Sie sich in Ihrer sachlichen, aber entschiedenen Berichterstattung sehr wohltuend ab.
Ich werde Ihr Blatt künftig in einem anderen Licht wahrnehmen.
Trotz solcher Politiker muß einem angesichts derart unabhängiger Zeitungen um unsere Demokratie nicht bange sein. Das nenne ich eine liberale Haltung: sich die Freiheit zu nehmen, unabhängig und unvoreingenommen zu urteilen.
Ich werde Ihr Blatt künftig in einem anderen Licht wahrnehmen.
Trotz solcher Politiker muß einem angesichts derart unabhängiger Zeitungen um unsere Demokratie nicht bange sein. Das nenne ich eine liberale Haltung: sich die Freiheit zu nehmen, unabhängig und unvoreingenommen zu urteilen.
21. Februar 2011 22:56
@ Hans Herbst [46]
Sascha Rieger (JonasundderWal)
Wei kommen Sie zur absurden Meinung, es sei noch nie ein Plagiat aufgeflogen? Das wird regelmäßig kontrolliert. Vielleicht macht sich bei einer mit"Ausreichend" bewerteten Arbeit keiner mehr die Mühe, einige Jahre später die Arbeit zu lesen - aber bei einer Doktorarbeit. die "Summa cum laude" bewertet wurde?
Andere Studenten lesen regelmäßig Doktorarbeiten, um sich mit den Standards vertraut zu machen. Habe ich selbst so gehalten. Die besten Noten sind natürlich besonders interessant! Auch andere Juristen und Professoren interessiert eine solche Arbeit regelmäßig!
Die Note "Summa cum laude" ist tatsächlich ausgesprochen selten. An vielen juristischen Fakultäten ist die Benotungspraktik sprichwörtlich streng, sogar ein "GUT" gilt schon als besondere Leistung! Ein "Summa cum laude" fällt da genauso auf wie wie ein smarter und junger Freiherr im Kabinett! Darauf möchte ich hier wenigstens einmal hingewiesen haben, weil dieser Aspekt m. E. bisher nicht angesprochen wurde.
Andere Studenten lesen regelmäßig Doktorarbeiten, um sich mit den Standards vertraut zu machen. Habe ich selbst so gehalten. Die besten Noten sind natürlich besonders interessant! Auch andere Juristen und Professoren interessiert eine solche Arbeit regelmäßig!
Die Note "Summa cum laude" ist tatsächlich ausgesprochen selten. An vielen juristischen Fakultäten ist die Benotungspraktik sprichwörtlich streng, sogar ein "GUT" gilt schon als besondere Leistung! Ein "Summa cum laude" fällt da genauso auf wie wie ein smarter und junger Freiherr im Kabinett! Darauf möchte ich hier wenigstens einmal hingewiesen haben, weil dieser Aspekt m. E. bisher nicht angesprochen wurde.
21. Februar 2011 22:49
Auch für zu Guttenberg gilt das Urhebergesetz! [71]
Michael Weis (mweis)
Was der gelernte Jurist zu Guttenberg abgeliefert hat, stellt massivste (!) Verstöße gegen das deutsche und europäische Urhebergesetz (UrhG) dar. Anders ausgedrückt: zu Guttenberg und / oder sein Ghostwriter begingen vorsätzlichen und systematischen Diebstahl urheberrechtlich geschützter Werke anderer Autoren zum Zwecke der Erlangung des Doktorgrades. Da zu Guttenberg es nicht für nötig befand, die Genehmigungen der tatsächlichen Autoren einzuholen, sollte er von diesen nun mit Urheberrechtsklagen überzogen werden bis er blau anläuft. Schließlich werden in Deutschland Kinder und Jugendliche, die ein urheberrechtlich geschütztes Werk aus dem Internet heruntergeladen und genutzt haben, mit empfindlichen Mahnbescheiden von bis zu EUR 900,- pro Song oder Video bestraft.
21. Februar 2011 22:41
Die Gedanken sind klar [14]
Andreas Jacobsen (andreas.jacobsen1)
Freie Gedanken sind sicher eine Errungenschaft.
Aber klare Gedanken sind mitunter nicht zu übertreffen.
Aber klare Gedanken sind mitunter nicht zu übertreffen.
21. Februar 2011 22:38
Doktorprüfung [48]
Pius Fisch (PiusFisch)
Jeder, der selber mal wissenschaftlich gearbeitet hat, kann nur schmunzen. Das war eine Auftragsarbeit. So dumm schreibt man keine eigene Arbeit. Wäre der Auftrag nicht unsittlich, könnte FG das Honorar wegen mangelnder Sorgfalt sogar zurückverlangen.
Wie weiter? FG soll sich einer öffentlichen Doktorprüfung über seine Arbeit stellen. Da er sie nicht selber geschrieben hat, wird er mit Pauken und Trompeten durchfallen.
Also zurücktreten. Dann hat er Zeit, eine richtige Arbeit selber zu schreiben. Die Kinder sind jetzt ja schon grösser. Mit ihm gehen sollen gleich auch die Herren Professoren Gutachter. Eine nur rudimentäre Überprüfung der Quellennachweise hätte die Sache ans Licht gebracht.
Wie weiter? FG soll sich einer öffentlichen Doktorprüfung über seine Arbeit stellen. Da er sie nicht selber geschrieben hat, wird er mit Pauken und Trompeten durchfallen.
Also zurücktreten. Dann hat er Zeit, eine richtige Arbeit selber zu schreiben. Die Kinder sind jetzt ja schon grösser. Mit ihm gehen sollen gleich auch die Herren Professoren Gutachter. Eine nur rudimentäre Überprüfung der Quellennachweise hätte die Sache ans Licht gebracht.
21. Februar 2011 22:32
Erstklassiger Artikel [44]
Golo Zwissler (WildTurkey)
... das war wirklich sehr gut, dem ist nichts zuzufügen - so sollte ein Artikel immer sein…
Und dann die Nachricht über dem Artikel: Nach Plagiatsvorwürfen Guttenberg verzichtet auf Doktortitel, und der Absatz:
Das Land müsse aufpassen, dass sich seine „Maßstäbe nicht verschieben“ und kritisierte, dass die „Fußnoten in einer ministeriellen Doktorarbeit“ zeitweilig mehr Aufmerksamkeit erhalten hätten als die getöteten deutschen Soldaten in Afghanistan. Diese seien zur „Randnotiz“ geworden.
Das ist wirklich frech - ein Schlag gegen die getöteten deutschen Soldaten.
Doch bin ich sicher, dass Sie auch darauf gut antworten werden - die FAZ. Net ist wirklich gut geworden.
:
Und dann die Nachricht über dem Artikel: Nach Plagiatsvorwürfen Guttenberg verzichtet auf Doktortitel, und der Absatz:
Das Land müsse aufpassen, dass sich seine „Maßstäbe nicht verschieben“ und kritisierte, dass die „Fußnoten in einer ministeriellen Doktorarbeit“ zeitweilig mehr Aufmerksamkeit erhalten hätten als die getöteten deutschen Soldaten in Afghanistan. Diese seien zur „Randnotiz“ geworden.
Das ist wirklich frech - ein Schlag gegen die getöteten deutschen Soldaten.
Doch bin ich sicher, dass Sie auch darauf gut antworten werden - die FAZ. Net ist wirklich gut geworden.
:
21. Februar 2011 22:29
Balsam [38]
Clem Carlos Schermann (studjur.hannoi)
Vielen Dank.
Nach langjährigem Studium sah ich mich schon einer ungewissen Zukunft gegenüber, wie bedeutungslos das Erlernen sorgfältiger wissenschaftlicher Arbeit sowie die regelmäßig geleistete Erklärung, die Hausarbeit eigenständig und gewissenhaft angefertigt zu haben, geworden wären.
Vielen Dank. Jetzt hoffe ich auf Bayreuth, hier die logischen Konsequenzen aus dieser Infamität zu ziehen. Und für die Regierung erhoffe ich mir, dass sich die Regierungsmitglieder sowie das Plenum darauf besinnen, für wen sie da sitzen ...
Guten Abend.
studjur.hannoi
Nach langjährigem Studium sah ich mich schon einer ungewissen Zukunft gegenüber, wie bedeutungslos das Erlernen sorgfältiger wissenschaftlicher Arbeit sowie die regelmäßig geleistete Erklärung, die Hausarbeit eigenständig und gewissenhaft angefertigt zu haben, geworden wären.
Vielen Dank. Jetzt hoffe ich auf Bayreuth, hier die logischen Konsequenzen aus dieser Infamität zu ziehen. Und für die Regierung erhoffe ich mir, dass sich die Regierungsmitglieder sowie das Plenum darauf besinnen, für wen sie da sitzen ...
Guten Abend.
studjur.hannoi
21. Februar 2011 22:27
Zu geizig [23]
Stefan Valentin (StefanV)
Vermutlich war er mit seinen geschätzten 600 Millionen Euro Vermögen einfach zu geizig, um sich eine bessere "Doktorwürde" zu kaufen.
21. Februar 2011 22:25
guttenberg [13]
Constantin Frick (cfrick)
darf nun wieder kommandieren statt zu zitieren. leider ist das gefährlicher - vielleicht hat all diese Aufregung vergessen, in welchem Amt er steht. Das kann er sicher nicht aus persönlichen Motiven fallen lassen - oder hat man nicht just das Köhler vorgeworfen?
21. Februar 2011 22:24
Guttenbergs Plagiatsaffäre u.a. [25]
Thomas Hinz (stadtbauer)
Sowohl dieser Kommentar als auch der im Spiegel der heutigen Ausgabe sprechen eine deutliche Sprache über eine Moral, die hier anscheinend durch einen Minister Guttenberg an den Tag gelegt wurde. Ich sage, an den Tag gelegt, man könnte auch sagen: freigelegt wurde. Diese Tatsachen sind sehr enttäuschend, da dieser Politiker große Hoffnungen in unserer Bevölkerung bewirkt hat, aber eben nur durch sein Auftreten und nicht durch seine ganze Person. Sollten alle Fakten, die behauptet wurden in diesem Zusammenhang, der Wahrheit entsprechen, dann wäre ein Rücktritt von allen Ämtern eine vorbildliche Konsequenz. Und Vorbild will doch Herr zu Guttenberg sein. Sein jetziges Image ließe sich wohl kaum aufpolieren, indem er zukünftig nur Wahres spricht. Denn eigentlich würde mehr als die Wahrheit dazugehören. Aber es gibt nichts, was darüber steht !
21. Februar 2011 22:19
Die Medien machen Deutschland kaputt - ähnlich wie in Italien... [93]
Matthias Boos (veselaj)
... weil die Besten es hier nicht mehr aushalten und einfach gehen.
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Zum Aushalten ist das ja auch nicht mehr. Ich denke jeden Tag neu darüber nach, ob es als Doktor nicht besser ist, dorthin zu gehen, wo Leistung und Anstand statt Mittelmaß und Gleichmacherei wertgeschätzt wird. Hier in Deutschland ist das nicht der Fall.
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Dafür sorgen schon die Medien mit Ihrer Ode an die Mittelmäßigkeit!
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Zum Aushalten ist das ja auch nicht mehr. Ich denke jeden Tag neu darüber nach, ob es als Doktor nicht besser ist, dorthin zu gehen, wo Leistung und Anstand statt Mittelmaß und Gleichmacherei wertgeschätzt wird. Hier in Deutschland ist das nicht der Fall.
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Dafür sorgen schon die Medien mit Ihrer Ode an die Mittelmäßigkeit!
21. Februar 2011 22:09
Das schönste an dem brillianten Artikel von Herrn Kaube [49]
Heinz Rehbein (rehbein2)
...ist seine bestechende (unbestechliche Logik). Alles samt zwingende Kausalketten vom ersten bis zum letzten Satz. Auch die polemischsten, die naiv getarnten oder majorisierenden Strategien, zu Guttenberg "raushauen" zu wollen enttarnen sich als unehrlich, unmoralisch und voll der Gier und Macht. Ich gebe zu, vor einer Woche habe ich auch noch von einer "zweiten Chance" für KT gefaselt, die ganze Tragweite des Geschehens ist mir erst spät so deutlich geworden. Es bedurfte ein paar Tage der Enttäuschungsverarbeitung, die Raum für Distanzierung erst schaffen konnte.
Oft wurde vom "Gesamtkunstwerk" KTzG gesprochen. In trauriger Weise scheint sich dies zu bewahrheiten: KTzG wirkt zunehmend wie eine erdachte "Markenpositionierung", von Parteistrategen ausgetüftelt, um dem Werteverfall (auch in der Partei) mit einer "Leuchtfigur" massiv entgegenzuwirken. Jetzt zeigt sich, nicht nur die Doktorarbeit ist eine Inszenierung, sonder der ganze Mann.
Oft wurde vom "Gesamtkunstwerk" KTzG gesprochen. In trauriger Weise scheint sich dies zu bewahrheiten: KTzG wirkt zunehmend wie eine erdachte "Markenpositionierung", von Parteistrategen ausgetüftelt, um dem Werteverfall (auch in der Partei) mit einer "Leuchtfigur" massiv entgegenzuwirken. Jetzt zeigt sich, nicht nur die Doktorarbeit ist eine Inszenierung, sonder der ganze Mann.
21. Februar 2011 22:06
Haltet den Dieb! [41]
Karl Meier (KarlMeier)
schreien nun also andere Gewohnheitslügner, die sich nicht nur in der Politik breitgemacht haben. Wer wirklich der irrigen Annahmen folgt, Politik hätte etwas mit Ehrlichkeit zu tun, sollte doch umgehend seines Wahlrechts beraubt werden! Politik ist die Kunst der Lüge und "KT" hat sich eben dabei erwischen lassen, was gegen seine Professionalität spricht. Andere lügen einfach professioneller.
1 - 15 von 142 Lesermeinungen
Lesermeinungen zum Beitrag
21. Februar 2011 21:51
Ruf ruiniert - Plagiator und Uni Bayreuth [41]
Martin Meyer (Pikotrader)
Wenn richtig ist, was Jürgen Kaube hier vorbringt, ist nicht nur der Ruf des Plagiators ruiniert, sondern auch der der Uni Bayreuth samt ihrer Gremien, die sich haben hinters Licht führen lassen (wollen?). Wer seinem Titel einen akademischen Grad hinzufügen möchte, dem sei Bayreuth empfohlen. International wird man aber nicht mit exzellentem Andrang rechnen dürfen. In den USA gilt das Plagiat als "fraud" - Betrug!
21. Februar 2011 21:46
Schlimm und Schlimmer [34]
Peter Schwaderer (Einbauschrank)
Da erschleicht sich ein Mann mit der Arbeit anderer den sozial anerkannten Titel eines Doktors. Schlimm.
Einen Großteil der Bevölkerung juckt das nicht und auch der eine oder andere Wissenschaftler redet den Verstoß gegen wissenschaftliche Prinzipien klein und demontiert so den Ruf der Wissenschaft. Wenn die Wissenschaft ohnehin korrupt und verfilzt und rein reproduzierend ist, dann ist ein korrupter und reproduzierender Guttenberg ja gar nicht so außergewöhnlich. Schlimmer.
Einen Großteil der Bevölkerung juckt das nicht und auch der eine oder andere Wissenschaftler redet den Verstoß gegen wissenschaftliche Prinzipien klein und demontiert so den Ruf der Wissenschaft. Wenn die Wissenschaft ohnehin korrupt und verfilzt und rein reproduzierend ist, dann ist ein korrupter und reproduzierender Guttenberg ja gar nicht so außergewöhnlich. Schlimmer.
21. Februar 2011 21:43
Bravo [33]
ulrich moskopp (ulrichmoskopp)
Der beste Artikel den ich bislang zu Herrn Dr. zu Guttenbergs futuristischer Dissertation gefunden habe.
21. Februar 2011 21:30
wer einmal lügt... [25]
Dirk Resühr (resus42)
da gibt es Menschen, die von und zu G gut finden, wieso, weshalb, warum?
da gibt es Menschen, die Bibelzitate bemühen, die Sache mit dem ersten Stein, also was ist schon dabei, zu betrügen, zu lügen?
Merkel stärkt Guttenberg den Rücken.Das nenne ich Moral, das nenne ich Werte einer Gesellschaft. Bravo, weiter so, Lehmann Br. und Madoffs an die Front, WestLB, BayernHypo und- LB, was soll´s.
Jungs sind Jungs .Erst kommt das Fressen.
Ich bin stolz auf diese Gesellschaft, auf diese Regierung, sie zeigt wo es langgeht. Lernen wir alle daraus, recht ist was einem nutzt.
resus42
da gibt es Menschen, die Bibelzitate bemühen, die Sache mit dem ersten Stein, also was ist schon dabei, zu betrügen, zu lügen?
Merkel stärkt Guttenberg den Rücken.Das nenne ich Moral, das nenne ich Werte einer Gesellschaft. Bravo, weiter so, Lehmann Br. und Madoffs an die Front, WestLB, BayernHypo und- LB, was soll´s.
Jungs sind Jungs .Erst kommt das Fressen.
Ich bin stolz auf diese Gesellschaft, auf diese Regierung, sie zeigt wo es langgeht. Lernen wir alle daraus, recht ist was einem nutzt.
resus42
21. Februar 2011 21:28
70 Prozent oder mehr [28]
Reinhard Markner (r_markner)
Es ist einerseits natürlich amüsant, andererseits aber auch schade, daß sich inzwischen herausstellt, daß Guttenbergs Dissertation von der ersten bis zur letzten Seite abgeschrieben ist. Es wäre besser gewesen, man hätte ihm den Titel der wenigen Stellen wegen aberkannt, von denen zunächst die Rede war. Schließlich geht es ums Prinzip, den Verstoß gegen den wissenschaftlichen Anstand und die Abgabe einer wissentlich falschen eidesstattlichen Erklärung. Das quantitative Ausmaß der Fälschung ist dabei ganz unerheblich.
21. Februar 2011 21:26
Versuchter Rücktritt vom Titel hemmt Rücktritt vom Amt? [19]
Bartholomäus Manegold (Verglimpfer)
Oje! Welcher Staatssekretär oder ministerielle Universitätspromotionsordnungsbeauftragte hat ihm denn jetzt schon wieder vorsätzlich Informationen vorenthalten? Verruchter Disinformant!
Herr Minister, auch nachhaltige Verglimpfungsbereitschaft der Kanzlerin, des Publikums und des gesamt-journalistischen Komplexes kann doch nun leider nichts an dem Umstand ändern, dass man auf etwas, das einem nicht zusteht, nicht "verzichten" kann!
Titel können nicht "ruhen"; bürgerliche noch weniger als adelige. Denn bei Titeln geht's doch um die Ehre, hier um ihr doppelt Maß: die akademisch bürgerliche und die andere, von der die Mehrheit qua Geburt zwar nicht soviel, allerdings soviel versteht, dass die erste doch nicht durch letztere abgeschwächt wird. Oder vielleicht doch?
Ohne verunglimpfen zu wollen: Rücktritt ist nur vom nicht beendeten Versuch möglich, nicht von beendeter Tat. Das Ruhen hemmt den Rücktritt nicht ...
Und wir sehnsüchtigen Verglimpfer müssen nun auf den zweiten deutschen Kennedy warten: der war schließlich auch unpromoviert.
Herr Minister, auch nachhaltige Verglimpfungsbereitschaft der Kanzlerin, des Publikums und des gesamt-journalistischen Komplexes kann doch nun leider nichts an dem Umstand ändern, dass man auf etwas, das einem nicht zusteht, nicht "verzichten" kann!
Titel können nicht "ruhen"; bürgerliche noch weniger als adelige. Denn bei Titeln geht's doch um die Ehre, hier um ihr doppelt Maß: die akademisch bürgerliche und die andere, von der die Mehrheit qua Geburt zwar nicht soviel, allerdings soviel versteht, dass die erste doch nicht durch letztere abgeschwächt wird. Oder vielleicht doch?
Ohne verunglimpfen zu wollen: Rücktritt ist nur vom nicht beendeten Versuch möglich, nicht von beendeter Tat. Das Ruhen hemmt den Rücktritt nicht ...
Und wir sehnsüchtigen Verglimpfer müssen nun auf den zweiten deutschen Kennedy warten: der war schließlich auch unpromoviert.
21. Februar 2011 21:25
Dissertation auch ohne Kenntnis der Plagiate schwach [36]
Reinhard Jany (bodenteich)
Die Gliederung der Dissertation ist unausgewogen. Teil A=4 Seiten, Teil B=354 S., Teil C=30 S.
Das Spezialthema in Teil C (Gottesbezug) hätte eigentlich in Teil B eingeordnet werden müssen, ist aber ein gutes Beispiel für die Methode der Arbeit. Die CDU/CSU-Fraktion hatte dazu eine Anfrage gestartet. also viel Material für KT. Es wird so auch klar, warum die rein deskreptive Stoffsammlung eine Vielzahl der Fußnoten ergibt. Allein für den Gottesbezug in den Verfassungen der einzelnen USA-Bundesstaaten werden mehr als 40 Zitate verbraucht. Die hier eigentlich interessierende wissenschaftliche Frage, ob das US-Modell ein Vorbild wäre, wird merkwürdig kurz und verwirrend auf weniger als einer 1 Seite abgehandelt - und die Sätze sind von G.Robbe ohne Ausweis der wörtlichen Zitate abgeschrieben.
Und so ist auch in den anderen Teilen: Ungeheure Stoffsammlungen, aber wenn es um die eigentliche wissenschaftliche Bewertung geht, wird es dünn und dünner - und vieles ist nur abgekupfert, wie schon in der Einleitung.
Insgesamt wundert man sich, wie eine solche Arbeit - selbst ohne Kenntnis der dreisten Plagiate - die Bestnote bekommen konnte. Ob jetzt diesselben Prüfer in Bayreuth wirklich die einzig richtige Entscheidung treffen?
Das Spezialthema in Teil C (Gottesbezug) hätte eigentlich in Teil B eingeordnet werden müssen, ist aber ein gutes Beispiel für die Methode der Arbeit. Die CDU/CSU-Fraktion hatte dazu eine Anfrage gestartet. also viel Material für KT. Es wird so auch klar, warum die rein deskreptive Stoffsammlung eine Vielzahl der Fußnoten ergibt. Allein für den Gottesbezug in den Verfassungen der einzelnen USA-Bundesstaaten werden mehr als 40 Zitate verbraucht. Die hier eigentlich interessierende wissenschaftliche Frage, ob das US-Modell ein Vorbild wäre, wird merkwürdig kurz und verwirrend auf weniger als einer 1 Seite abgehandelt - und die Sätze sind von G.Robbe ohne Ausweis der wörtlichen Zitate abgeschrieben.
Und so ist auch in den anderen Teilen: Ungeheure Stoffsammlungen, aber wenn es um die eigentliche wissenschaftliche Bewertung geht, wird es dünn und dünner - und vieles ist nur abgekupfert, wie schon in der Einleitung.
Insgesamt wundert man sich, wie eine solche Arbeit - selbst ohne Kenntnis der dreisten Plagiate - die Bestnote bekommen konnte. Ob jetzt diesselben Prüfer in Bayreuth wirklich die einzig richtige Entscheidung treffen?
21. Februar 2011 21:24
Sehr hoch gestiegen.. [20]
Thomas Bleisteiner (sandfloh)
....und nun wird er tief fallen, gestrauchelt an der eigenen Hypris, dem nur scheibchenweisen einräumen gemachter Fehler, dem kleinreden und abwiegeln.
Wo ihm ein schnelles und ehrliches Statement bzgl. Doktorarbeit vor wenigen Tagen noch politisch hätten retten können, wird nun eine Aberkennung des Doktortitels nicht mehr ausreichen. Die Kanzlerschaft kann er vergessen, aber ggf. reicht es ja noch für eine Nachfolge Seehofers. Saludos Amigos.
Wo ihm ein schnelles und ehrliches Statement bzgl. Doktorarbeit vor wenigen Tagen noch politisch hätten retten können, wird nun eine Aberkennung des Doktortitels nicht mehr ausreichen. Die Kanzlerschaft kann er vergessen, aber ggf. reicht es ja noch für eine Nachfolge Seehofers. Saludos Amigos.
21. Februar 2011 21:21
Nicht sonderlich intelligenter Fuchs verzichtet auf das geklaute Huhn. [26]
Karl Walter Stellmacher (skeptiker01)
Nun hat KTvuzG den Doktortitel fallen fassen wie der Fuchs das geklaute Huhn, weil ihn deucht, dass ihm die Hunde auf den Fersen seien. Es deucht ihn falsch. Die Hunde haben ihn bereits am A..., den nicht sonderlich intelligenten Fuchs.
21. Februar 2011 21:19
Von jetzt an müssen wir wohl beten [18]
Hans Meier (HansMeier555)
und zwar um die (physische) Gesundheit des (echten) Autors (Kompilators).
21. Februar 2011 21:18
Fragen [20]
Johannes Nanz (jon503)
Je mehr ich hierzu lese, desto mehr Fragen stellen sich mir. Wäre es nicht jedem bei der Bewertung aufgefallen, dass es überhaupt keinen einheitlichen Schreibstil gibt (wird es bei so einer Patchwork-Methode ja wohl kaum geben)? Und viel wichtiger, so viele Quellen zusammenkopieren und in einen Text einzubauen ist doch fast so viel Arbeit wie den Inahlt umzuformulieren und die Autoren zu zitieren. Hat dies etwa ein Ghostwriter absichtlich gemacht um Herrn zu Guttenberg später erpressen zu können?
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All dies spricht zu Guttenberg nicht von der Verantwortlichkeit für den Inhalt der Arbeit frei, aber ich habe an der Uni schon so manches Plagiat gesehen, so eines jedoch noch nie.
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All dies spricht zu Guttenberg nicht von der Verantwortlichkeit für den Inhalt der Arbeit frei, aber ich habe an der Uni schon so manches Plagiat gesehen, so eines jedoch noch nie.
21. Februar 2011 21:15
Volle Zustimmung, Herr Kaube [21]
Maik Trommer (MaikTrommer)
Fast die gesamte Politikerriege können wir als Bürger voll und ganz vergessen.
Die sind alle ihre Beamtenprivilegien und ihren Status nicht wert.
Die meisten von denen sind einfach nur "Möchtegern-Persönlichkeiten". Pfui.
Die sind alle ihre Beamtenprivilegien und ihren Status nicht wert.
Die meisten von denen sind einfach nur "Möchtegern-Persönlichkeiten". Pfui.
21. Februar 2011 21:15
Die Mehrheit des Deutschen Volkes steht hinter dem Freiherren! [96]
Karl Wilhelm (Wilhelmson)
Und der Wille der Mehrheit des Volkes ist das einzige Argument welches zählt. Es mag in den Ohren der vielen praxisfernen Akademiker und Theoretiker aus dem Elfenbeinturm der Expertokratie vielleicht unschön klingen, aber dieser Doktortitel hat nicht die Bedeutung die ihm beigemessen wird. Zudem hat das Volk genug von Experten die ihm sagen wollen, was Gut und was Richtig ist. Die Diktatur der Experten geht dem Volk seit langer Zeit schon auf den sprichwörtlichen "Senkel". Das klingt sicher schroff und vulgär, aber es ist nun einmal die Sprache des Volkes!
21. Februar 2011 21:14
Den Nagel auf den Kopf getroffen [37]
Michael Schmitt (mikenr1)
Der Autor trifft den Nagel auf den Kopf. Obwohl man den Artikel auch in einem Satz hätte zusammenfassen können: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht".
Sollten die Plagiatsvorwürfe zutreffen, ist der Mann unhaltbar.
Was aber das eigentlich unfassbare an der Sache ist: Es halten weiterhin zahlreiche Menschen große Stücke auf diesen Mann. Das ist für mich völlig unerklärlich.
Sollten die Plagiatsvorwürfe zutreffen, ist der Mann unhaltbar.
Was aber das eigentlich unfassbare an der Sache ist: Es halten weiterhin zahlreiche Menschen große Stücke auf diesen Mann. Das ist für mich völlig unerklärlich.
1 Kommentar:
Zitieren will halt gelernt sein! Wir haben das Verfahren hier mal übersichtlich dargestellt:
Grundlagen wissenschaftlichen Zitierens
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