Dienstag, 1. März 2011

HB: SEC klagt Goldman-Verwaltungsrat an

Insiderhandel:SEC klagt Goldman-Verwaltungsrat an

SEC-Chefermittler Robert Khuzami macht in der Insider-Affäre um den Galleon-Hedgefonds ernst: Unternehmensberater Gupta soll Galleon-Chef Rajaratnam mit brandheißen Tipps versorgt und daran selbst verdient haben.


SEC-Chefermittler Khuzami klagt Ex-McKinsey-Chef Rajat Gupta wegen Insiderhandel an.  Quelle: REUTERS
SEC-Chefermittler Khuzami klagt Ex-McKinsey-Chef Rajat Gupta wegen Insiderhandel an. Quelle: REUTERS

New YorkDie US-Börsenaufsicht SEC hat am Dienstag Klage gegen Rajat Gupta erhoben.

Der ehemalige Verwaltungsrats von Goldman Sachs und ex-McKinsey-Chef Gupta soll hochbrisante Geschäftsgeheimnisse der Investmentbank ausgeplaudert haben. Der Unternehmensberater hat nach den Erkenntnissen der SEC auch den Konsumgüterriesen Procter & Gamble hintergangen, bei dem er noch immer im Verwaltungsrat sitzt.

Gupta soll mit seinen brandheißen Insidertipps den skandalumwitterten Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam versorgt haben. Die Affäre um Rajaratnam und seinen Hedgefonds Galleon erschüttert die Wall Street seit fast zwei Jahren. Das Verfahren läuft noch.

Die Unternehmen hätten Gupta vertraut und er habe sie verraten, sagte SEC-Chefermittler Robert Khuzami in Washington. Er bezifferte den Profit, den Rajaratnam und andere aus den Tipps von Gupta geschlagen haben, auf mehr als 18 Millionen Dollar. Gupta war nach den Erkenntnissen der SEC selbst bei Galleon investiert.

Gupta saß vom November 2006 bis zum Mai 2010 im Verwaltungsrat von Goldman Sachs. Das Gremium kontrolliert die Konzernspitze und hat damit auch Zugang zu allen wichtigen Interna der Bank. Bereits im April war Guptas Name erstmals im Zusammenhang mit den Insidervorwürfen
gefallen; er kandidierte damals nicht erneut für den Goldman-Verwaltungsrat und schied aus.

Die SEC listet in ihrer Klage detailreich auf, wie Gupta nach Gesprächen mit der Bankführung mehrfach zum Telefon griff und Rajaratnam sein Wissen brühwarm weitererzählte. So soll Gupta mitten in der heißen Phase der Finanzkrise ausgeplaudert haben, dass der legendäre Investor Warren Buffett satte 5 Milliarden Dollar in die Bank pumpen will - ein viel beachtetes Zeichen des Vertrauens in Goldman Sachs.

Nur Minuten später und knapp vor Handelsschluss kaufte Rajaratnam demnach tausende Akien der Bank und verkaufte sie nach Bekanntwerden der Geldspritze mit Gewinn. Auch soll Gupta seinen Kumpanen Rajaratnam vor einem drohenden Quartalsverlust bei Goldman gewarnt haben, so dass der Hedgefonds-Gründer seine Schäfchen ins Trocken bringen konnte. Die Bank selbst wollte die SEC-Erkenntnisse auf Anfrage nicht kommentieren.

Gupta hatte auch bei Procter & Gamble, der Herstellerfirma von Gillette-Rasierern, Wick-Blau-Bonbons oder Duracell-Batterien, Einblicke in Interna und soll Rajaratnam mit geldwerten Tipps versorgt haben. Seit 2007 saß Gupta hier im Verwaltungsrat und legte das Amt erst am Dienstag nach der Veröffentlichung der SEC-Vorwürfe nieder.

Guptas Anwalt wollte dies aber nicht als Schuldeingeständnis gewertet haben. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, sagte er. „Herr Gupta hat nichts Falsches getan.“ Auch Hedgefonds-Gründers Rajaratnam bestreitet die Vorwürfe. Etliche vermeintliche Komplizen haben aber bereits Geständnisse abgelegt und es existieren belastende Tonbandaufnahmen. Nächste Woche startet das Gerichtsverfahren gegen Rajaratnam.

Das regelrechte Insider-Netzwerk handelte den Erkenntnissen zufolge vor allem mit Aktien von Technologiekonzernen wie IBM oder Intel. Die Firmen selbst sind Opfer des Skandals, die Ermittler werfen ihnen kein Fehlverhalten vor.
Die Staatsanwaltschaft in Manhattan wollte sich nicht dazu äußern, ob sie Gupta auch strafrechtlich belangen wird. Die SEC kann illegale Gewinne abschöpfen, eine Geldstrafe verhängen und ein Berufsverbot erreichen.

Das Handeln mit Aktien aufgrund geheimer Informationen (Insiderwissen) ist verboten, weil es andere Anleger benachteiligt. Mit dem Wissensvorsprung kann abgeschätzt werden, wie sich Kurse entwickeln - bevor auch andere Marktteilnehmer die Chance haben zu reagieren.

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