Libyen-Konflikt:Die große Waffenshow des Westens
Die Militäroperation in Libyen ist für westliche Rüstungskonzerne die Gelegenheit, ihre neuesten Waffensysteme zu präsentieren. Flugzeuge, Schiffe, Raketen - einige kommen dort erstmals zum Kampfeinsatz. Ein Überblick.
Die internationale Militär-Operation "Odyssey Dawn" soll die Flugverbotszone über Libyen durchsetzen, damit Herrscher Muammar al-Gaddafi nicht sein eigenes Volk bombardieren lassen kann. Doch als Nebeneffekt sind die Militärschläge auch eine große Show für die neuesten Kriegsgeräte westlicher Rüstungskonzerne. Denn Flugzeuge, Raketen und Schiffe lassen sich besser verkaufen, wenn sie sich schon einmal im echten Kampf beweisen mussten (das Bild zeigt die französische Rafale). So werden im Libyen-Konflikt gleich mehrere Neuentwicklungen eingesetzt. Ein Überblick.
Der Rafale-Jet aus dem Hause Dassault ist das Konkurrenzmodell zum Eurofighter, das entstand, nachdem Frankreich aus dem europäischen Projekt ausgestiegen war. Der Erstflug war bereits 1986, seit 2004 setzt die französische Luftwaffe das Kampfflugzeug ein.
Bisher hat der Hersteller trotz Bemühungen noch keinen Käufer für die Rafale (zu Deutsch: Windstoß) im Ausland gefunden, auch wenn der Jet bereits in Afghanistan unter Realbedingungen im Einsatz ist. Während der Krieg am Hindukusch unpopulär ist, hofft Dassault, die Rafale in Libyen gut präsentieren zu können. Über nennenswerte Luftkämpfe mit heillos unterlegenen libyschen Flugzeugen ist allerdings bislang nichts bekannt.
Auch der Eurofighter Typhoon bewährt sich im Libyen-Konflikt erstmals im Kampfeinsatz: Die Briten nutzen ihn für Luft-Luft-Einsätze, Bodenziele werden von Tornado-Jägern bekämpft. Über Einzelheiten ist bisher nichts bekannt.
Der Eurofighter, eine Gemeinschaftsentwicklung von Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien, ist seit 2000 im Einsatz. Das Hersteller-Konsortium aus EADS, BAE Systems aus Großbritannien und der italienischen Alenia Aeronautica bemüht sich derzeit um einen Milliardenauftrag der indischen Armee, die 126 Kampfflugzeuge kaufen will.
Auch die Amerikaner warten mit einem modernen Kampfjet auf, der zum ersten Mal in den Kampf zieht: der EA-18G Growler von der Boeing-Tochter McDonnell Douglas.
Das 2009 in Dienst gestellte Flugzeug, eine Variante der F/A-18 Hornet, soll vor allem die libyschen Kommunikationsanlagen stören und Luftabwehrstellungen bekämpfen, damit andere westliche Jets zum Beispiel Panzer attackieren können.
Die libysche Luftabwehr kann gegen die modernen Maschinen des Westens wenig ausrichten. Am 21. März, zwei Tage nach Beginn der Operation "Odyssey Dawn" teilte Großbritannien mit, die Luftabwehr sei praktisch ausgeschaltet. Das Bild zeigt Salven libyscher Stellungen in Tripolis am 21. März.
Auch modernste Schiffe nehmen an der Operation teil, etwa die französische Fregatte Forbin der Horizon-Klasse (l.u.). Der vor drei Jahren in Dienst gestellte Zerstörer des französisch-italienischen Konsortiums SAS nimmt zum ersten Mal an einem kriegerischen Konflikt teil und soll die alliierte Flotte im Mittelmeer vor libyschen Angriffen schützen.
Ursprünglich hat das amerikanische U-Boot USS Florida des Typs SSGN (Ship Submersible Guided Missile) von General Dynamics einmal Atomraketen an Bord gehabt. Nach dem Umbau führt das Schiff nun Tomahawk-Raketen mit und hat diese erstmals im Libyen-Konflikt im Kampfeinsatz abgefeuert. Zwei Raketenkammern wurden überdies so ausgerüstet, dass das U-Boot ein Team von Navy Seals samt Ausrüstung herausschießen kann. ("U-Boote feuern Raketen ab um eine Flugverbotszone durchzusetzten???")
Erstmals im Kampf eingesetzt werden Tomahawks des neuen Typs Block IV oder TLAM-E des US-Herstellers Raytheon. Die Lenkflugkörper, die von Amerikanern und Briten eingesetzt werden, können im Flug Fotos machen sowie umprogrammiert werden und das Ziel ändern.
An der Operation "Odyssey Dawn" sind 16 Nationen direkt beteiligt.
Generalmajorin Margaret Woodward leitet die Luftschläge für die Amerikaner: Die Soldatin ist Befehlshaberin der 17. US-Luftflotte (Afrika-Kommando). Die 51-Jährige war zuvor Kommandeurin des 89th Airlift Wing und damit verantwortlich für die Air Force One.
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