Donnerstag, 23. Juni 2011

NZZ: BP hat Risiken nicht geprüft und Personal nicht über Risiken informiert.

22. Juni 2011, 16:45, NZZ Online

Parteigutachten zur Erdölkatastrophe

Transocean führt Ölpest im Golf von Mexiko auf Fehler von BP zurück

Die brennende Ölplattform «Deepwater Horizon». (Bild: Reuters)Zoom

Die brennende Ölplattform «Deepwater Horizon». (Bild: Reuters)

Der amerikanische Tiefsee-Bohrkonzern Transocean (mit Hauptsitz in Zug) versucht erneut, sich zu rechtfertigen. In einem neuen Bericht weist er die Schuld an der Erdölkatastrophe im Golf von Mexiko dem britischen Konzern BP zu.

(sda) Ein Bericht des Tiefsee-Bohrkonzerns Transocean zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko schiebt den schwarzen Peter dem Energiekonzern BP zu: Eine Reihe von Fehlentscheiden, viele davon von BP, hätten zur Explosion auf der Ölplattform «Deepwater Horizon» geführt. Transocean hatte den britischen Konzern BP schon zu früheren Zeitpunkten für die Katastrophe verantwortlich gemacht. BP hatte die Ölplattform von Transocean geleast.

In dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht macht das Unternehmen mit Steuersitz in Zug einen Hauptgrund für die Katastrophe aus: BP habe gewusst, dass das Zeitfenster, um geologisch sichere Bohrungen auf der Plattform vorzunehmen, immer kleiner wurde. Dieses Wissen habe in den zwei Wochen vor der Explosion am 20. April vergangenen Jahres zu verschiedenen Entscheiden geführt, durch die die Katastrophe ermöglicht worden sei.

Transocean kritisiert unter anderem den Umgang mit Risiken: BP habe die Risiken zu wenig sorgfältig geprüft und das Personal nicht ausreichend über die Risiken informiert. Bemängelt wird im Bericht auch die Bohrlochkonzeption und -konstruktion sowie die Prozesssicherheit.

Klage und Gegenklage

Transocean betont, dass das Unternehmen mit diesem internen Bericht niemanden juristisch für die Katastrophe verantwortlich mache. Der Rechtsstreit zwischen den beiden Unternehmen ist aber bereits im Gang: BP reichte im letzten April in den USA eine Klage gegen Transocean ein. Transocean reagierte mit einer Gegenklage.

Das Ölserviceunternehmen Weatherford, welches den Steuersitz ebenfalls in Zug hat, hat sich kürzlich mit BP geeinigt. Es zahlte 75 Mio. Dollar in einen Entschädigungsfonds. Im Gegenzug verzichtete der britische Konzern auf gewisse Forderungen.

Die «Deepwater Horizon» explodierte am 20. April 2010. 11 Arbeiter starben. 780 Millionen Liter Rohöl strömten ins Meer, bis die Quelle in 1500 Metern Tiefe im August 2010 geschlossen werden konnte. 48'000 Menschen kämpften gegen das Öl, das 1000 Kilometer Küste verschmutzte.

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