Freitag, 14. Januar 2011

HB: FED Anteilseigner JP Morgan profitiert kräftig

Milliardengewinn: JP Morgan setzt die anderen Banken unter Zugzwang

Die Großbank JP Morgan Chase eröffnet die Berichtssaison der US-Geldhäuser, und sie verbreitet Zuversicht: Der Nettogewinn kletterte im vierten Quartal um fast die Hälfte auf 4,8 Milliarden Dollar. Auch über das Gesamtjahr hinweg konnte die nach Vermögenswerten zweitgrößte Bank der USA kräftig zulegen.


NEW YORK/DÜSSELDORF. Die US-Großbank JP Morgan Chase hat ihren Netttogewinn im vierten Quartal um 47 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar oder 1,12 Dollar je Aktie gesteigert - mehr als von Analysten erwartet. Im Vorjahresquartal waren es noch 3,28 Milliarden oder 0,74 Dollar pro Anteilsschein gewesen.

Die Einnahmen stiegen leicht um sechs Prozent auf 26,7 Millarden Dollar. Das teilte die nach Vermögenswerten zweitgrößte Bank der USA am Freitag mit. Grund seien vor allem gesunkene Kosten für faule Kredite. JP Morgan musste noch drei Milliarden Dollar für dafür zurückstellen, nach fast der dreifachen Summe vor einem Jahr. Vor allem im Kreditkartengeschäft besserte sich die Situation; hier konnte die Bank zwei Milliarden an Rückstellungen wieder auflösen.

Über das Gesamtjahr 2010 stieg der Nettogewinn um 48 Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar. Die meisten Geschäfte hätten sich gut entwickelt, sagte Bankchef Jamie Dimon. „Obwohl wir immer noch mit großen Herausforderungen konfrontiert sind, gibt es Anzeichen dafür, dass Stabilität und Wachstum sowohl am globalen Kapitalmarkt als auch in der US-Wirtschaft zurückkehren“. Die Bank stehe stärker da als jemals zuvor. Damit schürte das Institut Hoffnungen auf eine weitere Erholung Wirtschaft und legte zugleich die Latte für seine Rivalen hoch.

JP Morgan – die einzige US-Großbank, die über die Finanzkrise hinweg profitabel geblieben war – eröffnet die Quartalssaison der US-Institute. Wegen ihrer Breite vom Investment-Banking bis zum Privatkundengeschäft gilt die Bank als Barometer.

Am Dienstag legt der US-Branchendritte Citigroup Ergebnisse vor, am Mittwoch Dienstag folgt Goldman Sachs, am Freitag Marktführer Bank of America. Experten warnten allerdings davor, das Ergebnis von JP Morgan als Trend für die gesamte Branche anzusehen, weil einige Institute noch deutlich stärker mit den Folgen der Krise zu kämpfen hätten. „JP Morgan und Goldman Sachs stehen für sich“, sagte Analyst David Morrison von GFT Global Markets. „Wir müssen nicht zwingend von den anderen Banken auch gute Ergebnisse erwarten.“

Zwei Jahre nach dem Höhepunkt der Krise hatten die US-Großbanken zuletzt wieder Zuversicht signalisiert. Allen voran JP Morgan, für die Analysten einen deutlichen Gewinnsprung erwartet hatten. Dimon war Mitte der Woche überdies mit optimistischen Aussagen vorangeprescht: "Wir bauen viel Überschusskapital auf, daher wollen wir wieder eine richtige Dividende zahlen", sagte der Manager.

In einem TV-Interview warb Dimon für die Pläne einiger Banken, die Dividenden zu erhöhen, die sie während der Finanzkrise zusammengestrichen hatte. Einen solchen Schritt müssen sich die Institute von den Aufsichtsbehörden nach den derzeit laufenden Stresstests absegnen lassen. Dimon stellte in Aussicht, die Ausschüttung je Aktie auf einen Dollar zu vervierfachen. Andere Großbanken hatten zuletzt ebenfalls angekündigt, ihre Dividendenzahlung zu erhöhen zu wollen.

Die US-Institute, die in der Krise mit mehr als 100 Milliarden Dollar vom Staat gestützt worden waren, haben sich in den vergangenen zwei Jahren stabilisiert. Der Staat hingegen steckt jetzt tiefer in der Krise als je zuvor.Als letzter Branchenvertreter hatte die Citigroup im Dezember 2010 die Hilfen beglichen.

Hatte das Kapitalmarktgeschäft 2009 teilweise für Rekordgewinne gesorgt, waren es ab Frühjahr 2010 vor allem sinkenden Kosten für ausfallende Kredite, die den Gewinn stabilisierten. So konnte die Branche im zweiten und dritten Quartal über 15 Milliarden Dollar an Rückstellungen auflösen und den Gewinnen zuzuschlagen. Analystenschätzungen zufolge dürften die Gewinne auch im vierten Quartal von den Auflösungen der Rückstellungen in Höhe von bis zu sieben Milliarden Dollar profitiert haben.

Das nutzt allerdings nur den Vollbanken wie JP Morgan. Da Investmentbanken wie etwa Goldman Sachs kaum Kredite vergeben, können sie auch keine Risikovorsorge auflösen. Das Wall-Street-Haus bekam daher 2010 die von der Eurokrise ausgelöste Schwäche des Kapitalmarktgeschäftes voll zu spüren.

Im vierten Quartal dürfte sich Experten zufolge in den Zahlen der Banken erstmals die an Fahrt gewinnende Wirtschaftserholung in den USA bemerkbar machen. So wuchs laut US-Notenbank Fed erstmals das Volumen der ausgegeben Kredite um 0,5 Prozent, nachdem es zuvor zwei Jahre lang geschrumpft war.

Experten erwarten, dass das Kreditwachstum 2011 weiter anhält und die Gewinne der Branche nach oben treibt. "Wir rechnen für die großen US-Banken mit einem Gewinnplus zwischen 20 und 25 Prozent", sagte Matt Burnell, Bankenanalyst von Wells Fargo.

Riskant für die Banken ist allerdings weiterhin, welche Kosten noch aus der strengeren Regulierung und der Beilegung des noch nicht gelösten Hypothekenskandals entstehen. So mussten US-Institute zuletzt Milliarden an toxischen Kreditpapieren zurückkaufen, in die sie falsch dokumentierte Hypotheken verpackt hatten.

Schätzungen zufolge kann das die Branche insgesamt bis zu 180 Milliarden Dollar kosten. Während JP-Morgan-Chef Dimon glaubt, zwei Drittel des Problems seien abgehakt, sind Analysten weniger optimistisch. "Die Sache ist so komplex, dass niemand weiß, wo wir stehen", so die Staranalystin Meredith Withney.

Im vierten Quartal 2010 hatten die beiden halbstaatlichen Hausfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac die Bank of America zu einem drei Milliarden schweren Rückkauf solcher Papiere gezwungen. Analysten glauben, aufgrund dieser Transaktion einigermaßen absehen zu können, was von diesen beiden Häusern auf die Banken zukommt.

Offen ist aber, welche Aussicht auf Erfolg private Investoren - wie US-Pensionsfonds und die deutschen Landesbanken - haben könnten, wenn sie von der Wall Street die Rücknahme der Papiere verlangen. Während sich die Fonds zu Aktionsbündnissen zusammentun, ist bislang von den Landesbanken wenig zu hören.

Mit Spannung wird derweil erwartet, wie die Boni für das abgelaufene Jahr ausfallen. Als erste Großbank wird JP Morgan zusammen mit dem Jahresergebnis offenlegen, wie hoch die Prämien für die Angestellten angesetzt werden. Analysten gehen davon aus, dass sich die Ausschüttungen auf etwa zehn Milliarden Dollar summieren, das wären rund 390 000 Dollar pro Banker.

Ingesamt wird mit einem leichten Rückgang gegenüber 2009 gerechnet. Die Investmentbank Morgan Stanley hat ihre Spitzenbanker bereits darauf vorbereitet, dass die Prämien bis zu 30 Prozent niedriger ausfallen würden als im Vorjahr. Morgan-Stanley-Chef James Gorman selbst hatte die Boni-Kultur an der Wall Street kritisiert und sie als eine der Ursachen der Finanzkrise bezeichnet.



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