Dienstag, 22. Februar 2011

HB: Guttenbergs Plagiat Chronologie

Vor kurzem noch umschwärmt, heute stark kritisiert: Vor rund einer Woche sind die ersten Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lautgeworden. Innerhalb weniger Tage nahm die Kritik massiv zu - und der einstige Medienliebling Guttenberg geriet immer stärker unter Druck. Wie die Geschichte für ihn ausgeht, ist noch offen.

16.02.2011: Die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlicht einen Bericht, in dem der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano mehrere Stellen in Guttenbergs Doktorarbeit als „dreistes Plagiat“ und „Täuschung“ bezeichnet. Guttenberg wehrt sich gegen die Kritik, schließt aber einzelne Fehler beim Zitieren nicht aus. „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus“, teilt er in Berlin mit. Die Universität Bayreuth kündigt an, die Vorwürfe zu überprüfen. Das Foto zeigt die Doktorarbeit "Verfassung und Verfassungsvertrag" (vorne) von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, sie liegt auf dem - wie bezeichnend - Buch "Fussnoten" von Karl Theodor zu Guttenberg (1921 - 1972), dem Großvater des Verteidigungsministers.

17.02.2011: Das Hin und Her um den Verteidigungsminister nimmt im Laufe der Woche zu und die Plagiatsvorwürfe werden immer massiver: Der Minister soll in seiner Doktorarbeit noch mehr Textstellen abgeschrieben haben als bislang bekannt - unter anderem von der Webseite der US-Botschaft und aus einem Aufsatz des ehemaligen Verteidigungsministers Rupert Scholz (CDU). Die Uni Bayreuth fordert Guttenberg auf, binnen zwei Wochen dazu Stellung zu nehmen.

18.2.2011: Guttenberg kündigt in Berlin an, dass er bis zur Klärung der Vorwürfe durch die Universität Bayreuth auf seinen Doktortitel verzichtet. Er entschuldigt sich, räumt Fehler ein, versichert aber, die Dissertation sei kein Plagiat. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, sie habe „volles Vertrauen“ in ihren Verteidigungsminister. Unterdessen werden zwei Strafanzeigen gegen Guttenberg gestellt. Die Vorwürfe: Mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht und falsche eidesstattliche Versicherung.

19./20.02.2011: Für die Opposition ist der Vorwurf gefundenes Fressen - und geht sogar noch einen Schritt weiter: Politiker verschiedener Couleur verdächtigen den Minister, für seine Dissertation den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages missbraucht zu haben. Dazu kommt: Im Internet haben Hunderte von Plagiatsjägern nach eigenen Angaben auf mehr als 260 Seiten der Doktorarbeit abgeschriebene Textstellen gefunden.

21.2.2011: Der Minister will trotz der Vorwürfe an seinem Amt festhalten. Er gehe im Sturm nicht von Deck, sagt Guttenberg auf einer CDU-Veranstaltung in Kelkheim bei Frankfurt am Main. Auf seinen Doktortitel will er aber dauerhaft verzichten. Er bittet die Universität Bayreuth, den Titel zurückzunehmen.

22.2.2011: Auch die Bundeskanzlerin bewegt das mögliche Plagiat - betrifft der Vorwurf ja einen ihrer beliebtesten Minister. Bislang gibt Merkel ihrem Verteidigungsminister Rückendeckung. Auch die Unionsfraktion stellt sich hinter Guttenberg. Nun liegt alles bei der Uni Bayreuth, sie will zur aktuellen Entwicklung im Fall Guttenberg bald Stellung nehmen und das weitere Vorgehen der Hochschule erläutern.

1 Kommentar:

Feliks_Dzerzhinsky hat gesagt…

Vielen Dank! Auch wir haben uns hier mal übersichtlich damit auseinandergesetzt:
Grundlagen wissenschaftlichen Zitierens