Dienstag, 26. April 2011

BAZ: Nur noch 2 Prozent der Bevölkerung halten die Hälfte des gesamten Vermögens.

Die Zahl der Gehaltsmillionäre hat sich seit 1997 verfünffacht

Aktualisiert um 13:26 Uhr 37 Kommentare

Die Löhne der Gutverdienenden steigen laut dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund unverhältnismässig stark. Nur noch 2 Prozent der Bevölkerung halten die Hälfte des gesamten Vermögens.

Steigender Reichtum für wenige: Einkaufen an der Bahnhofstrasse in Zürich.

Steigender Reichtum für wenige: Einkaufen an der Bahnhofstrasse in Zürich.
Bild: Keystone

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Für den Bericht nahm der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die Lohnentwicklung 1998 bis 2008 unter die Lupe, wie sein Chefökonom Daniel Lampart am Dienstag vor den Medien in Bern erklärte. Nach Abzug der Teuerung blieben den bestbezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmer 10,3 Prozent mehr, das oberste halbe Prozent hatte sogar 28 Prozent mehr im Portemonnaie.

Die öffentlich kritisierten Managerlöhne einiger sind demnach nicht Einzelfälle, die Zahl der Gehaltsmillionäre stieg seit 1997 von 510 auf 2824. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs in den zehn beobachteten Jahren um 9,1 Prozent. Gleichzeitig stiegen die mittleren und tieferen Löhne nur um 2 bis 4 Prozent.

Ungleiche Verteilung

Fazit: Der steigende Reichtum kommt einigen wenigen Spitzenverdienern zugute. Die Lohnschere ist kein Phänomen mit einzelnen Abzockern, sondern ein Strukturproblem. Eine der Hauptursachen ortet der SGB in den Bonuszahlungen und der individualisierten Lohnpolitik. Die Lohnanstiege verteilten sich in Branchen mit Gesamtarbeitsverträgen gleichmässiger.

Dass die tiefen Löhne in dieser Entwicklung nicht noch mehr abgehängt wurden, begründet die Gewerkschaftsdachorganisation mit der Mindestlohnkampagne. Nicht nur bei den Löhnen selbst, auch bei den Belastungen auf den Löhnen macht die Untersuchung Verschiebungen zugunsten der Topverdiener dingfest. Die gemäss SGB oberschichtfreundliche Steuer- und Abgabenpolitik senkte diesen Budgetposten für eine Familie mit hohem Einkommen von 1998 bis 2008 um 5900 Franken im Jahr.

Vermögen verlagern sich «nach oben»

Tiefe Einkommen wurden dagegen kaum entlastet – im Gegenteil. Allein die gestiegenen Krankenkassenprämien belasten tiefe Einkommen mit 3100, mittlere mit 3000 Franken zusätzlich pro Jahr. Zwar stiegen die Prämien auch für reiche Haushalte, ihre Mehrbelastung fiel relativ gesehen aber geringer aus.

Unter dem Strich blieben einer vierköpfigen Familie mit hohem Einkommen 2008 real 14'800 Franken mehr als 1998. Die Vergleichsfamilie mit tiefem Einkommen hatte nur 300 Franken mehr. Nicht nur die Löhne, auch die Vermögen verlagerten sich gemäss der SGB-Erhebung «nach oben». Hielten 1997 noch 4,3 Prozent der Bevölkerung die Hälfte des gesamten Vermögens, waren es 2007 etwas über 2 Prozent.

Abkehr von den Boni

Die Gewerkschaften verlangen eine Umkehr in der Lohn- und Steuerpolitik. SGB-Präsident und Nationalrat Paul Rechsteiner (SP, SG) forderte generelle Reallohnerhöhungen und warb für die Mindestlohninitiative mit ihrem gesetzlichen Sockellohn von 22 Franken in der Stunde.

Die Unternehmen müssten den erwirtschafteten Mehrwert wieder transparent und gerecht weitergeben und nicht in Form von Boni individuell verteilen. In der Steuerpolitik sei die in der Ära von Alt-Finanzminister Hans-Rudolf Merz auf die Spitze getriebene «Bereicherung der Reichen» zu beenden. In der Sozialpolitik müsse die AHV gestärkt werden. (jak/sda)

Erstellt: 26.04.2011, 12:02 Uhr

Kommentare:

Marius Aschwanden

13:37 Uhr
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Eine CS-Studie besagt, dass wegen der Zuwanderung die Preise für Wohneigentum in der Schweiz in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt um 49%, in der Region Zürich um 57%, und in der Region Genf um 100% gestiegen sind. Die mittleren Löhne sind gemäss obigem Artikel in diesem Zeitraum nur um 2 bis 4% gestiegen. Die Personenfreizügigkeit führt also zu einer massiven Abnahme des Wohlstands.

Antworten

Thomas Felber
14:51 Uhr
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Mittels Besteuerung der Reichen, hätten alle etwas davon. Aber solange insbesondere die SVP unter dem Vorwand "Freiheit der Bürger" eine Steuerpolitik für die Reichsten unterstützt, passiert nichts. Die Krankenkassen-VR stopfen sich die Taschen voll und der Steuerzahler muss dann jene unterstützen, die es nicht bezahlen können. Pervers.


Valentin Rechsteiner

14:48 Uhr
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Sie bringen es auf den Punkt. Wohnen gehört genau wie die Nahrungsaufnahme zu den wenigen zentralen Bedürfnissen des Menschen. Wenn im Laufe von 10 Jahren ein solches Missverhältnis zwischen den durchs Wohnen verursachten Lebenskosten und den Einkünften entsteht, dann läuft etwas gewaltig schief. Wie können Politiker allen Ernstes behaupten, wir würden von der massiven Zuwanderung profitieren?


Dieter Wundrig

14:48 Uhr
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Denken Sie doch einmal nach! Weshalb ist die Schweiz ein Volk von Mietern und nicht von Eigentümern? Weil die Eidgenossenschaft auch schon einmal pleite und bettelarm war, alles musste den Banken übertragen werden. "Eigentum" in der CH gehört immer den Banken, das System ist das Problem, nicht die Einwanderer. Abbezahltes wirkliches Eigentum ist die Lebensversicherung, jedoch nicht in der CH.

Ernst Strickler

14:36 Uhr
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Wen arbeiten reich machen würde besässe der Esel schon längst die Mühle!

Ben Müller

14:15 Uhr
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2 Dinge sind interessant: die die viel haben kriegen viel mehr. Die die wenig haben kriegen wenig mehr. Aber das bedeutet eben auch, dass unter dem Strich (fast) alle mehr in der Tasche haben. Schere hin oder her. Und diese Entwicklung ist geeignet (kombiniert mit dem Traum à la Tellerwäscherkarriere) dass das System als nicht gar so schlecht gilt. Nicht alle denken so, aber sehr viele. Letztlich.

René Meyer

14:10 Uhr
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kein neid sondern fakt:
vermögende können einen teil ihres zuwachses bunkern/mit spekulationen eine blase erzeugen die platzt (weil luft)
kleinverdiener müssen ihren zuwachs ausgeben um zu (über)leben und bringen somit die realwirtschaft zum laufen
meine lohnerhöhung von0,3% wurde mehr als weggefresssen von kk und anderen erhöhungen,mir bleibt weniger um in die realwirtschaft zu "investieren"

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