Leitwährung:China nimmt Dollar unter Beschuss
China fordert die USA heraus: Das Land will den Yuan als Reservewährung etablieren und seinen Außenhandel in der eigenen Währung abwickeln. Ein weiterer Schlag gegen den Dollar.
Der Dollar ist nach wie vor die dominierende Weltwährung. Was aber nicht heißt, dass seine Stellung für alle Zeiten unangefochten bleibt. Das zumindest scheinen sich die Chinesen zu denken. Schritt für Schritt stärken sie die heimische Währung, den Yuan, als Reservewährung – und greifen damit die Stellung des US-Dollars in der Welt an.
Am Mittwoch setzte Chinas Zentralbank einen weiteren Nadelstich: Alle Exporteure und Importeure sollen noch in diesem Jahr die Geschäfte mit ausländischen Partnern in Yuan abrechnen können, erklärten die Währungshüter. Damit werde auf die wachsende Bedeutung des Yuan reagiert. Bisher war es für chinesische Firmen, internationale Geschäfte in Dollar abzuwickeln.
Die Abrechnung in Yuan hatten die Chinesen zunächst nur probeweise erlaubt, im vergangenen Jahr gab es innerhalb von 20 Provinzen einen Test. Dabei belief sich das Handelsvolumen auf umgerechnet rund 56 Milliarden Euro. Jetzt soll das Modell auf das ganze Land ausgedehnt werden.
Das ändert allerdings nichts daran, dass die chinesische Währung nach wie vor von den Parteibossen in Peking kontrolliert wird. Der Yuan ist und bleibt international nicht frei handelbar. Zwischen den USA und China kam es deshalb in jüngster Zeit immer wieder zu Konflikten. Die Amerikaner kritisieren, China halte seine Währung seit Jahren künstlich niedrig, um billig Waren in die Welt zu liefern und so seine Handelsbilanz herauszuputzen. Bislang hat das prächtig funktioniert: Die Parteibosse in Peking sitzen auf Devisenreserven von mehr als 2,5 Billionen Dollar.
Peking denkt in langen Zeiträumen
Auf lange Sicht müssten die Chinesen ihren Yuan deutlich gegenüber dem Dollar aufwerten, fordern die Amerikaner. Doch Peking sträubt sich gegen schnelle Aktionen. Man denkt in langen Zeiträumen. David Bloom, der Devisenchef von HSBC, erklärt: „Ich habe einmal auf einer Konferenz einen chinesischen Banker gefragt, wann der Yuan freigegeben wird. Er sagte: bald. Der ganze Raum wurde still. Ja, sagte der Chinese, in den nächsten 30 Jahren. Für ihn hieß das bald. Wir sprechen hier über sehr tiefgreifende Entwicklungen, die brauchen Zeit“
Auf dem Devisenmarkt ziehen sich Veränderungen meist schleichend, über lange Zeiträume hin. Der Dollar wird also nicht über Nacht an Bedeutung verlieren. Aber der Trend spricht nach Ansicht von Experten gegen den Dollar.
Der Nimbus des US-Dollars bröckelt schon seit einiger Zeit. Das zeigt eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus dem vergangenen Jahr. Im Jahr 2001 wurden 90 Prozent der Währungsgeschäfte in Dollar abgerechnet. Im Jahr 2010 waren es noch 85 Prozent. Der langsame Niedergang des Dollars setze sich fort, heißt es in der BIZ-Studie.
Das zeigt sich auch daran, dass der Dollar in den vergangenen Jahren deutlich an Wert verloren hat - gegenüber fast allen wichtigen Währungen.
Die laxe Geldpolitik ist schuld
Die Gründe dafür sind in den USA selbst zu suchen. Die Hauptrolle spielt dabei die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und ihre Politik des billigen Geldes, deren Anfänge bis in die 1990er-Jahre zurückreichen. Damals hieß der oberste Währungshüter noch Alan Greenspan. Seine großzügigen Geschenke an die Finanzbranche führten letztlich zur Dotcom- und zur Immobilienblase. In der Finanzkrise knüpfte der Nachfolger Ben Bernanke an diese laxe Geldpolitik an. Nachdem vor zwei Jahren die Investmentbank Lehman Brothers zusammengebrochen war, senkte die Fed ihren Leitzinssatz auf faktisch null Prozent, um die Wall Street vor dem Untergang zu bewahren.
Schlimmer noch für den Dollar ist das "Quantitative Easing", mit Bernanke seit Ausbruch der Finanzkrise herumexperimentiert. Es bedeutet nichts anderes, als dass die Fed mit frisch gedruckten Dollar Staatsanleihen aufkauft und so zusätzlich Liquidität in die Finanzmärkte pumpt. Mit jedem Dollar, den die Notenbanker in den Geldkreislauf bringen, verlieren die Noten, die schon im Umlauf sind, an Wert.
Die Schwäche des Dollars wird vor allem für den Rest der Welt zum Problem. Die Nationen, deren Währungen aufwerten, sind weniger konkurrenzfähig - was diesen übel aufstößt. In scharfen Worten kritisierte deshalb der Wirtschafts- und Sozialbericht der Vereinten Nationen die Rolle der Fed. Deren Politik habe zu einer massiven Ausweitung der Geldmenge geführt, weltweit. Das Geld fließe in die Finanzmärkte, neue Vermögensblasen könnten dadurch entstehen. "Ein neues Weltwährungssystem ist möglich, eines, das nicht mehr auf dem US-Dollar als alleiniger Reservewährung beruht", schrieben die Uno-Ökonomen in ihrem Bericht aus dem Jahr 2010. Die US-Währung tauge wegen mangelnder Stabilität nicht länger als Weltreservewährung.
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